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Brandenburg: Ein Tizian für Mühlberg
In Mühlberg wurde Reformationsgeschichte geschrieben – mit einer historischen Schlacht. Ein Museum soll daran erinnern
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Mühlberg - Zum 500. Jahrestag des Anschlags der Thesen von Martin Luther in Wittenberg (Sachsen-Anhalt) 2017 entsteht im brandenburgischen Mühlberg an der Elbe ein Reformationsmuseum. Die ehemalige Propstei wird derzeit umgebaut. „Künftig soll hier an ein Ereignis von europäischer Tragweite erinnert werden“, sagt Museumsleiterin Martina Hofmann.
Am 31. Oktober 1517 soll Luther der Überlieferung nach die 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg genagelt haben. Der Kirchenkritiker wandte sich vor allem gegen den Ablasshandel, der sich zu einem florierendem Geschäft entwickelt hatte. Das Jubiläum wird 2017 mit zahlreichen Veranstaltungen gewürdigt.
Luther wurde 1483 im thüringischen Eisleben geboren und starb dort 1546. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er in Wittenberg. Auf der Wartburg in Thüringen übersetzte er die Bibel vom Lateinischen ins Deutsche. Evangelische Christen erinnern am 31. Oktober mit Gottesdiensten und Konzerten an den Beginn der kirchlichen Erneuerung. Der Reformationstag ist in Ostdeutschland – außer Berlin – gesetzlicher Feiertag.
Der Name der Stadt Mühlberg an der Grenze zu Sachsen war einst eng verbunden mit dem Kampf um die Erneuerung der Kirche. Sachsens Kurfürst Johann Friedrich verordnete in seinem Gebiet Protestantismus. Mit der Schlacht von Mühlberg gelang es 1547 noch einmal den katholischen Truppen von Kaiser Karl V. zu triumphieren. Im Prado in Madrid erinnert ein Gemälde an das Ereignis: Tizian hielt den Moment fest, in dem der Kaiser hoch zu Ross seinen Sieg genoss. Doch der Protestantismus kehrte zurück.
Für das Reformationsmuseum wird die alte Propstei wieder in Schuss gebracht, die bisher das Stadtmuseum beherbergte. Von außen ist das Gebäude schon ein Schmuckstück, mit gekalkter Fassade und reich geschmücktem Renaissance-Giebel. Das Dach ist fertig, Fenster und Eingangstüren wurden erneuert oder repariert. „Alles unter den strengen Maßstäben des Denkmalschutzes“, sagt Hofmann.
Anders im Inneren: Kaum ein Stein bleibt dort auf dem anderen. Etage für Etage, Raum für Raum wird hergerichtet. Im Herbst kommenden Jahres soll das Museum eröffnet werden, mit dem Themenschwerpunkt der Schlacht von Mühlberg, Bezügen zur Reformation, aber auch zu Aspekten der Stadtgeschichte.
Im Erdgeschoss des aus dem Mittelalter stammenden Gebäudes arbeitet Grabungstechnikerin Ramona Langenbacher. Bevor die Fußbodenheizung verlegt wird, nimmt sie Schippe für Schippe das Fundament auf. Der Lehmboden landet auf einem Sieb und offenbart manch kleines Geheimnis. „Münzen, Nadeln oder Knöpfe bleiben auf dem Rost hängen“, sagt sie. Alles, was früheren Bewohnern herunterfiel und verloren ging, wird gesichert. „Mehrere Lkw-Ladungen Sand habe ich schon durchgesiebt“, sagt sie.
Wertvolle Decken- und Wandmalereien, die nach jüngsten Erkenntnissen auf die Werkstatt von Lucas Cranach weisen, müssen sorgfältig bearbeitet werden. Restauratorin Nadja Kühne setzt vorsichtig einen Mikromeißel an und schabt Millimeter für Millimeter Putz ab. Zum Vorschein kommen farbige Stellen, die sich bei genauem Hinschauen als biblisches Motiv offenbaren. „Abgebildet ist König Salomo bei der Rechtsprechung“, erläutert die Restauratorin. Die Malereien werden gesichert, lediglich große Fehlstellen ergänzt.
Parallel zu den Bauarbeiten wird weiter an der Konzeption der neuen Ausstellung gearbeitet. „Ich habe an den Prado geschrieben und um Bildrechte und eine digitale Bildvorlage des berühmten Tizian-Gemäldes gebeten“, sagt Hofmann. Es soll dann in Lebensgröße auf einer Glaswand gezeigt werden. Bürgermeisterin Hannelore Brendel hofft auf größere Wahrnehmung der geschichtsträchtigen Stadt. „Die Schätze der Vergangenheit sind es wert“, betont sie. Gudrun JanickeMUSEUM ]
Gudrun Janicke
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