zum Hauptinhalt
Der Weihnachtsmann steht nach der Ankunft im Weihnachtspostamt neben den vier Engeln, die seine Wunschzettel-Post öffnen und vorsortieren.

© dpa/Soeren Stache

Ein Weihnachtsengel berichtet: „Da steht oft Frieden für die Welt“

320.000 Briefe muss der Weihnachtsmann in Himmelpfort beantworten. Das schafft er nur mit der Hilfe von fleißigen Engeln. Wir haben mit einem gesprochen.

Von Sandra Dassler

Sie sind seit 20 Jahren Weihnachtsengel in Himmelpfort. Warum?
Weil der Weihnachtsmann es unmöglich schafft, allein die vielen Briefe und Wunschzettel aus der ganzen Welt zu beantworten. Wir Weihnachtsengel helfen ihm dabei.

Wie viele Briefe sind es denn?
Um die 320.000. Damit sind hier insgesamt 20 Weihnachtsengel von Anfang November bis zum 31. Dezember gut beschäftigt.

Moment mal, Sie arbeiten auch nach Weihnachten noch?
Ja, denn obwohl wir immer wieder darauf hinweisen, dass die Briefe bis spätestens 3. Advent bei uns sein sollten, wenn man noch vor Heiligabend eine Antwort haben möchte, gibt es immer wieder Nachzügler. Manche Briefe kommen auch von weit her und sind schon deshalb länger unterwegs.

Aus welchen Ländern schreiben besonders viele Kinder an den Weihnachtsmann?
Die meisten Briefe stammen nach wie vor aus Deutschland. Sehr, sehr viele kommen auch aus unserem Nachbarland Polen und aus den asiatischen Staaten wie China, Indien, Indonesien und Malaysia. Insgesamt schreiben uns Kinder aus mehr als 60 Ländern, unter anderem auch aus Amerika, Kanada oder Russland.

Auch in diesem Jahr kommen noch Briefe aus Russland?
Ja. Aus Russland und auch aus der Ukraine – wie jedes Jahr. Und wir beantworten sie auch wie jedes Jahr, denn Weihnachtsengel sind generell unpolitisch. Und Kinder können sowieso nichts für die schlimmen Dinge, die Erwachsene verursachen. Sie sind allerdings sehr sensibel, was man auch an den Wunschzetteln merkt.

Inwiefern?
In diesem Jahr steht da ganz oft, dass man sich Frieden für die Welt wünscht, das fällt schon auf. Und seit Ausbruch der Corona-Pandemie stand die Gesundheit für Mama und Papa, Oma und Opa oder die Geschwister viel häufiger als sonst auf der Wunschliste.

Haben sich die klassischen materiellen Wünsche der Kinder in den vergangenen Jahren auch geändert?
Erstaunlicherweise fast gar nicht. Die meisten Mädchen wünschen sich immer noch Barbie- und Schminkpuppen und die Jungen Autos aller Art. Und die Teenager Smartphones.

Der Weihnachtsmann kam Mitte November in Himmelpfort an.
Der Weihnachtsmann kam Mitte November in Himmelpfort an.

© Foto: REUTERS

Schreiben denn auch Teenager noch an den Weihnachtsmann?
Ja, und nicht mal wenige. Aber die meisten Briefeschreiber sind zwischen 4 und 10 Jahre alt.

Bei den Vierjährigen helfen natürlich Mama und Papa, oder?
Na klar. Viele schneiden ihre Wunschgeschenke auch aus Katalogen aus und kleben sie auf die Briefe. Das können auch schon die Kleinen.

Was war Ihr schönster Wunschzettel?
Der kam von Johanna aus Potsdam. Sie hatte ganz liebevoll einen Schutzengel für den Weihnachtsmann gebastelt, damit er am Heiligabend auch pünktlich zu den Kindern kommt. Rührend fand ich auch die Bitte der siebenjährigen Emily. Sie freute sich so darauf, endlich eine „große Schwester“ zu werden, dass sie den Weihnachtsmann bat, die Ankunft ihres Brüderchens doch möglichst zu beschleunigen.

Erinnern Sie sich auch an traurige Briefe?
Ja, wenn beispielsweise ein Kind den Weihnachtsmann bittet, auf seiner Fahrt durch den Himmel die Mama zu grüßen, die gestorben ist und jetzt auf einer Wolke sitzt. Das ist jedes Mal schwer zu verkraften. Wir sind ja eben nicht nur Engel, sondern auch Menschen.

Bekommen Sie auch mal ein Dankeschön?
Oh ja, das kommt vor. So hat sich beispielsweise eine Oma sehr liebevoll bedankt und geschildert, wie sich ihre Enkelkinder über den Brief vom Weihnachtsmann gefreut haben.

Beantworten Sie die Briefe aus dem Ausland auf Deutsch?
Ja, fast alle. Viele Briefe aus dem Ausland kommen von Schulklassen, in denen Deutsch unterrichtet wird. Die wollen natürlich auch die Antwort auf Deutsch. Ansonsten antworten wir auch auf Englisch.

Haben Sie denn einen Wunsch?
Nicht an den Weihnachtsmann, aber an die Kinder, die uns schreiben: Wir Engel sind jedes Mal sehr traurig, wenn wir einen Brief wegen fehlender oder unleserlicher Adresse nicht beantworten können. Also vergesst bitte nicht, Eure Adresse anzugeben. Und dann wünsche ich natürlich allen eine wunderschöne Weihnachtszeit!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false