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Brandenburg: Entflammt für Berlin
Mit einem Festakt, einem Mittelaltermarkt und Straßentheater endet am Wochenende die 775-Jahr-Feier Höhepunkte des Programms sind die Compagnie Carabosse und die Gruppe Titanick
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Selbstverständlich kann hier jeder, der mag, jederzeit sein eigenes Geschichtsfest feiern. Aus allen acht Jahrhunderten, die es Berlin nun schon gibt, haben sich Zeugnisse erhalten, Bauten, Schriften, Bilder, Waffen und vieles mehr, vor denen der historisch Interessierte innehalten und den Blick zurück wenden kann. Aber 775 Jahre, das ist etwas Besonders, das muss, auch wenn es kein rundes Jubiläum ist wie bei den Feiern 1937 und 1987, ganz speziell begangen werden.
Am Sonnabend geht es los, mit einem mittelalterlichen Markt um die Nikolaikirche, deren älteste Teile aus dem 13. Jahrhundert stammen und die schon Simeon, als Pfarrer in der Schwesterstadt Cölln in einem Dokument vom 28. Oktober 1237 genannt und so gewissermaßen Urheber der Jubelfeier, bewundert haben dürfte. Auf dem Markt wird allerlei altes Handwerk vorgestellt, das als „Weberey-Spinnerey-Färberey“, „Bräterey“ oder „Glasbläserey“ angekündigt wird. Es gibt auch zwei „Podiumsbühnen“ und zwei „Schaubuden“ mit Programm, und wem das noch immer nicht Mummenschanz genug ist, der mag über die äußeren Bereiche des Viertels, also auf der Rathausstraße, der Spandauer Straße, dem Mühlendamm und am Spreeufer promenieren, wo er historische Persönlichkeiten, dargestellt von Komparsen und Laiendarstellern in Kostümen treffen wird. Alte Fahrräder zum Ausprobieren, ebensolche Autos zum Bestaunen und anderes mehr runden das Angebot ab, das mit einer Feuershow endet. Am Sonntag geht es dort ähnlich zu.
Dieser Tag beginnt mit einem Gottesdienst in der Marienkirche, das älteste noch so genutzte Gotteshaus Berlins, während die Nikolaikirche seit Langem als Museum dient. In ihr wird am Nachmittag der offizielle Festakt stattfinden – für geladene Gäste. An diesem Ehrentag besteht zum letzten Mal die Möglichkeit, die aufs Jubiläum hin konzipierten Open-Air-Ausstellungen zu sehen: „Stadt der Vielfalt“, der begehbare Stadtplan zur Zuwanderungsgeschichte Berlins sowie „Party, Pomp und Propaganda – Die Berliner Stadtjubiläen 1937 und 1987“ und „Spuren des Mittelalters“.
Am Sonntagabend wird es ebenso brenzlig wie dramatisch mit dem ursprünglich deutschen, mittlerweile international besetzten Straßentheater Titanick und den französischen Feuerpoeten der Compagnie Carabosse. Ersteres, 1990 gegründet und 2012 für den George-Tabori-Preis nominiert ist, wird rund um den Neptunbrunnen ihren Zauber entfalten mit Szenen von historischen Visionen des Jenseits inspiriert, wie sie sich etwa auf den Bildern des Hieronymus Bosch oder in Dantes „Göttlicher Komödie“ finden. Die international bekannte Gruppe Carabosse mit ihrer „Installation de Feu“ dagegen illuminiert das Areal zwischen Schlossplatz, Nikolaiviertel und Fernsehturm mit einer eigens fürs Stadtjubiläum konzipierten Schau. Die Besucher können sich, geleitet von den Rhythmen der Musiker, mal hierhin, mal dorthin treiben lassen, inmitten feuerspeiender Skulpturen, brennender Girlanden und zahlloser Tontöpfe, aus denen es lodert und die durch Eisenkonstruktionen zu flammenden Bildwerken verbunden werden.
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