Brandenburg: Entwarnung für Badeseen, aber höchste Gefahr fürWälder
Brandenburgs Gewässer weisen nach wie vor eine gute Qualität auf / In drei Landkreisen gilt höchste Waldbrandwarnstufe
Stand:
Potsdam – Brandenburgs Badeseen können derzeit bedenkenlos zur Abkühlung angesteuert werden. An einigen Gewässern hat zwar schon ein Wachstum von Algen eingesetzt, doch die Gesundheitsämter im ganzen Land sahen bei ihren Wasserproben bislang nirgendwo Besorgnis erregende Werte. Eine Gefährdung der Gesundheit bestehe nicht. „Einige Seen leiden noch immer unter dem Eintrag von Düngemitteln zu DDR-Zeiten“, sagte der Sprecher des Umweltministeriums, Jens-Uwe Schade. „Das fördert das Algenwachstum.“ Nur langsam werden die chemischen Stoffe abgebaut. Am sichersten seien noch immer die Waldseen. Diese weisen im Norden des Landes – also in der Uckermark und im Ruppiner Land – die beste Wasserqualität auf. Alle zwei Wochen überprüfen die Gesundheitsämter die Gewässer an 230 offiziellen Badestellen. Das Ergebnis steht auf der Internetseite www.luis.brandenburg.de
Unterdessen haben anhaltende Hitze und starker Wind viele Wälder ausgetrocknet. Für die Landkreise Havelland, Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz musste gestern die höchste Waldbrandwarnstufe 4 ausgesprochen werden. Die übrigen Landesteile erreichen sie spätestens am morgigen Mittwoch. Beim Betreten der Wälder ist Vorsicht geboten. Ein Drittel aller Waldbrände in Deutschland treten in Brandenburg auf. Der sandige Boden und die Monokultur der Kiefer begünstigen die Feuer. Seit April musste die Feuerwehr bereits rund 70 Brände löschen. Am Sonntag brannte bei Sperenberg, südlich Berlins gelegen, eine Fläche von fünf Hektar. 130 Feuerwehrleute bekämpften das Feuer. Auch am nördlichen Berliner Stadtrand bei Hobrechtsfelde brannte ein Kiefernwald ab.
Momentan ist Brandenburg das Bundesland mit der höchsten Waldbrandgefährdung. Von bundesweit 496 Waldbränden im Jahr 2005 mit einer Gesamtschadensfläche von 183,4 Hektar ereigneten sich 194 Waldbrände mit einer Fläche 58,5 Hektar in Brandenburg.
Zur Verhinderung solcher Brände sind derzeit mehrere Feuerwachtürme rund um die Uhr mit Waldarbeitern besetzt. 60 Prozent der Wälder werden inzwischen durch Kameras überwacht. Diese sind nicht nur auf alten Betontürmen montiert, sondern auch auf Gittermasten von Fernleitungen und Mobilfunkantennen. Bis Jahresende sollen 85 Prozent der Waldflächen mit der so genannten „Fire Watch“ überwacht werden. Das etwa 10,5 Millionen Euro teure System wird von der EU gefördert und löst Ende 2006 die manuelle Überwachung auf den einst 133 Feuerwachtürmen ab. 110 hoch auflösenden Digitalkameras mit Spezialfiltern werden in Höhen zwischen 30 und 65 Metern montiert. Eine Kamera überwacht im Umkreis von 10 bis 15 Kilometern bei einer vollen Umdrehung innerhalb von knapp zehn Minuten etwa 700 Quadratkilometer Wald. Raucherkennungs-Software ermittelt und meldet Rauchverdacht per ISDN-Leitung an die jeweilige Waldbrandzentrale. Ein Risiko stellen nach wie vor die riesigen Truppenübungsplätze von Sowjetarmee und NVA dar. Hier steht der Aufbau eines Kameranetzes erst am Anfang.
Auf diesen Übungsflächen kommt es durch Munition oder Glasscheiben immer wieder zu Selbstentzündungen der Wälder. „Sonst gehen 90 Prozent aller Brände auf Handlungen von Menschen zurück“, sagt Ministeriumssprecher Schade. „An erster Stelle stehen weggeworfene Zigarettenkippen. Aber auch die heißen Katalysatoren von Pkw setzen immer wieder den Waldboden in Brand.“
Bislang sind keine Waldgebiete für Besucher gesperrt worden. Vielerorts führen Bundesstraßen, Verbindungswege oder sogar Autobahnen durch große Waldflächen. Polizei und Feuerwehr appellieren an die vielen Badenden, die Zufahrtswege zu den Waldseen für Löschfahrzeuge freizuhalten. Auch Bahnreisende spürten gestern die zunehmende Trockenheit. In der Mittagszeit gerieten an der Strecke zwischen Erkner und Frankfurt (Oder) Böschungen in Brand. Der Zugverkehr musste zwischenzeitlich eingestellt werden. (mit ddp)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: