Brandenburg: Erdbeerernte um Hälfte schlechter
Der Regen erfreut die Landwirte und ärgert die Obstbauern
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Der Regen erfreut die Landwirte und ärgert die Obstbauern Vehlefanz/Werder/Potsdam - Das regenreiche Wetter der vergangenen Wochen löst bei Brandenburgs Bauern recht unterschiedliche Reaktionen aus: Während sich die Landwirte über gut gewachsene Getreide-, Mais- und Grünlandpflanzen freuen, sieht es bei den Obstbauern eher betrüblich aus. Sie befürchten wegen der Nässe und der fehlenden Wärme Ernteausfälle im Landesdurchschnitt von bis zu 50 Prozent gegenüber den Vorjahren. Retten könnte sie jetzt nur noch eine längere Periode mit Sonne und bedeutend höheren Temperaturen. Doch die ist nach Auskunft von Meteorologen noch nicht in Sicht. Ab Mitte der Woche könnte es zumindest etwas wärmer werden. „Jetzt ist es mit dem Regen langsam genug“, sagt Gerhard Neumann, der im Potsdamer Ortsteil Bornim viele Hektar Plantagen mit Erdbeeren und Kirschen bewirtschaftet. Er hat seine Felder für Selbstpflücker geöffnet, die in diesem Frühjahr allerdings längere Zeit als gewöhnlich für das Füllen der Körbe brauchen. Zahlreiche Früchte sind angefault oder durch die Nässe total verdorben. „Aber dafür sind die Erdbeeren in dieser Saison besonders aromatisch“, versucht Neumann noch einen Vorteil aus der Lage zu ziehen. „Wir haben schließlich nicht nur Regen, sondern auch sonnige Abschnitte.“ In diesen Zeiten würden die Erdbeeren dank der vorher aufgesaugten Nässe wunderbar und vor allem schnell wachsen. Die Qualität der Ernte sei jedenfalls sehr gut, wenn sie auch mit der Menge des Vorjahres nicht konkurrieren könne. Selbstpflücker seien stets willkommen. Vor allem in den nördlich Berlins gelegenen Anbaugebieten bei Vehlefanz sind die Verluste beträchtlich. „Die Nachtfröste während der Blüte im April haben 20 bis 40 Prozent der Pflanzen schon geschädigt, so dass wir wegen der nassen Tage jetzt wohl einen Ernte-Ausfall von 50 Prozent beklagen“, erklärt Jürgen Ebel, Präsident des Landesverbandes Gartenbau, in Vehlefanz. Ohnehin hatte die Erntesaison in diesem Jahr mit einer Woche Verspätung begonnen. Über die Aussichten bei den Kirschen, Äpfel, Pflaumen und Birnen kann nach Angaben der Fachleute noch nicht viel gesagt werden. „Einige frühe Sorten sind beträchtlich verfault“, meint Gerhard Neumann aus Potsdam-Bornim. „Wenn wir da die Besucher mit einem Korb in die Baumreihen geschickt hätten, wären sie wohl angesichts der wenigen Früchte verzweifelt.“ Da seien nur seine Profis zum Zuge gekommen. Wenig erfreulich verlief die Saison bisher bei den Spargelbauern. Zwar schätzt der Chef des Beelitzer Spargelvereins, Manfred Schmidt, die Erträge als „durchschnittlich“ ein. Aber die Nachfrage der Kunden in den Höfen rund um Beelitz habe beträchtlich abgenommen. „Wir spüren den Rückgang an Kaufkraft“, sagt Schmidt. „Vielleicht verzichten viele Berliner wegen der hohen Spritpreise auf einen Ausflug zu uns.“ Die Spargelsaison dauert noch bis zum 24. Juni. Keinen Grund zur Sorge haben die Anbauer von Getreide. „Jetzt entscheidet sich bei den Pflanzen die Größe der Körner“, sagt Hans-Rüdiger Schubert vom Agrarministerium. „Die hängt entscheidend von den Nährstoffen ab, die das Getreide über das Wasser aufnimmt.“ Bisher erwarteten die Bauern eine „gute, normale Ernte“, die nach den Dürreschäden des Vorjahres auch dringend notwendig sei, erklärt Schubert. Allerdings wünschten sich auch die Landwirte vor allem eins – mehr Wärme. Einen genauen Blick auf die Natur hat auch Manfred Lindicke, der in Werder den mit sechs Hektar größten Brandenburger Weinberg bewirtschaften. „Um acht bis zehn Tage liegen die Pflanzen gegenüber den Vorjahren zurück“, sagt er. Claus-Dieter Steyer
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