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Abi-Panne in Brandenburg: Ersatztermin für Matheprüfung wird nicht vorgezogen

Eigentlich sollte der Ersatztermin für die Mathe-Abiturprüfungen in Brandenburg vorgezogen werden, weil sonst Engpässe bei den Zeugnissen und Abibällen drohen. Doch daraus wird nun doch nichts. Der Grund: Die Berliner Bildungssenatorin zieht nicht mit.

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Potsdam - Trotz Termindrucks wird an Brandenburgs Schulen nach der Panne beim Mathematik-Abitur der Ersatztermin nicht nach vorn verschoben. Das sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums am Freitag den PNN. Der Grund: Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) spielt nicht mit. Brandenburgs Bildungsminister Günter Baaske (SPD) hatte nach Protesten von Schülern in Berlin angefragt, ob der gemeinsame Prüfungstermin vorgezogen werden kann. Doch Scheeres hat nun abgelehnt. Denn in Berlin sind die Bescheide für Schüler, die etwa wegen Krankheit den Ersatztermin am 12. Juni in Anspruch nehmen, bereits verschickt. In Brandenburg werden nun unzählige Schüler an diesem Tag die Prüfung erneut schreiben.

An den Schulen löst das chaotische Zustände aus. An der Potsdamer Lenné-Schule fällt der Abiball zwar nicht ins Wasser, allerdings wird er jetzt wohl zu einer Abschlussfeier herabgestuft, weil die Zeugnisse nicht rechtzeitig fertig werden. Mehr als die Hälfte der Schüler will dort die schriftliche Mathe-Prüfung erneut ablegen. Das bringt die Terminplanung der Schule durcheinander. Bis zum Abiball ist das Prozedere mit Korrektur und möglichen mündlichen Nachprüfungen nicht zu schaffen.

Zeugnisse werden kaum bis zum 30. Juni fertig

Das Bildungsministerium hat sogar angeboten, extra Lehrer an die Schule zu schicken, die bei der Korrektur und Verwaltungsaufgaben helfen sollen. Auch von anderen Schulen heißt es, die Vorgabe des Ministeriums, dass für die Zeit der Korrektur der Mathe-Unterricht in anderen Klassenstufen nicht ausfallen darf, sei nicht zu erfüllen. Und selbst mit größter Kraftanstrengung würden die Schulen Probleme bekommen, rechtzeitig bis spätestens zum 30. Juni wie vorgeschrieben die Zeugnisse vergeben zu können.

Bildungsminister Baaske hatte vor einer Woche entschieden, dass alle betroffenen 6000 Schüler die schriftlichen Abiturprüfungen in Mathematik wiederholen können. Zuvor hatte es massive Kritik von Schülern, Lehrern und Eltern gegeben, dass eine Aufgabe nicht zu lösen gewesen wäre – weil die Schüler den Stoff nie behandelt hätten. Und weil er nicht einmal im Rahmenlehrplan vorgesehen sei. Baaske hatte zunächst erklärt, dass Thema sei im Rahmenlehrplan genannt. Dennoch fragte das Ministerium alle 137 staatlichen und freien Schulen ab. An 77 Gymnasien und Schulen mit gymnasialer Oberstufe sei, so die Rückmeldung, das Thema behandelt worden. An 60 Schulen aber wurde es gar nicht oder nur zum Teil im Unterricht besprochen.

Lehrer kritisieren den Rahmenlehrplan für Berlin und Brandenburg 

Mathematiklehrer erheben jedoch intern den Vorwurf, der gemeinsame Rahmenlehrplan von Berlin und Brandenburg sei schwammig formuliert. Die in der Prüfungsaufgabe behandelte Logarithmusfunktion in Funktionsscharen sei im Rahmenlehrplan auch gar nicht genannt. Tatsächlich ist dort nur allgemein von „Scharen von Funktionen“ die Rede. Und auch das entscheidende Handwerkszeug, um Logarithmusfunktionen in Funktionsscharen zu rechnen, sei im Rahmenlehrplan nicht genannt und damit nicht im Unterricht behandelt worden. Konkret nannten mehrere Lehrer die sogenannte Quotientenregel für das Ableiten von Funktionen, die nicht mehr gelehrt werde.

Ohnehin seien die gesamten Vorgaben mit vier Stunden Mathe in der Woche für Brandenburger Schüler nicht zu schaffen. Berliner Abiturienten haben mehr Zeit, nämlich fünf Stunden in der Woche. Auch CDU-Bildungsexperte Gordon Hoffmann hatte erklärt: „Die Mathelehrer wussten nicht, dass der umstrittene Stoff eine Pflichtaufgabe war.“ Baaske beauftragte in dieser Woche daher zwei Experten der Universität Potsdam mit der Untersuchung der Panne. Sie sollen klären, warum der Stoff der gestellten Aufgaben nicht oder nur unzureichend im Unterricht behandelt worden war. Ein Ergebnis der Untersuchung wird bis zum 1. Juni erwartet. Baaske sagte aber schon jetzt, eine Verantwortung und einen Fehler der Landesregierung für das Durcheinander schließe er nicht aus.

Wie viele Schüler insgesamt die Nachprüfungen wahrnehmen werden, ist noch unklar. Am Montag erwartet das Bildungsministerium in Potsdam die Rückmeldungen aus dem Land – auch darüber, wie die Schulen den engen Zeitplan bis Ende Juni dann noch halten können.

Welcher Lehrer hat den Stoff ausreichend vermittelt?

Eine Vorgabe von Baaske halten einige Schulen nicht für durchsetzbar: Danach müssten die Schüler eigentlich ihre Nachprüfung beantragen. Darüber zu befinden hat eine Prüfungskommission. Sie müsste dann auch bewerten, welcher Lehrer in welchem Kurs den Stoff ausreichend vermittelt hat – oder eben nicht. Das sei angesichts der Mathe-Panne nicht zu verantworten, zumal Eltern bereits mit Klagen gedroht haben, sollten ihre Kinder ausgeschlossen werden. 

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