zum Hauptinhalt
Vor der Schranke. Der Sitz des Staatsoberhauptes ist gesichert, eingehende Post wird im Bundespräsidialamt kontrolliert.

© Paul Zinken/dpa

Brandenburg: Explosion in Bellevue

Verdächtiger Brief ging beim Bundespräsidenten ein – mit Sprengstoff. Die Post wurde entschärft. Da gab es den nächsten Alarm in Charlottenburg

Stand:

Berlin - Der Verdacht kam auf gegen 11 Uhr in der Poststelle des Bundespräsidialamtes. Dort sitzen Sicherheitsbeamte, die geschult sind und wissen, wann eine Postsendung auffällig ist. Und sie wurden misstrauisch, überprüften den Brief noch eingehender und wurden noch misstrauischer. Ohne den Brief zu öffnen, alarmierten die Beamten die Bundespolizei, die daraufhin eine auf Sprengstoffe spezialisierte Einheit entsandte. Die Sendung wurde in einem hinteren Teil des Gartens von Schloss Bellevue kontrolliert gesprengt.

Barbara Hübner, Sprecherin beim Bundeskriminalamt, das die Ermittlungen übernommen hat, sagte, dass es sich bei der Substanz um einen Initialsprengstoff gehandelt habe. Initialsprengstoffe sind hochexplosiv und werden eingesetzt, um andere, weniger explosive Sprengstoffe zur Detonation zu bringen. Ob es sich um den besonders hochexplosiven Initialsprengstoff HMTD gehandelt hat, konnten Sicherheitskreise nicht bestätigen.

Für Gauck oder Mitarbeiter des Bundespräsidialamtes habe keine Gefahr bestanden, sagte ein Sprecher des Präsidialamtes. Gauck habe sich zum Zeitpunkt des Fundes nicht im Schloss Bellevue aufgehalten. Er sei aber in Berlin gewesen und über den Brief informiert worden. Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen seien nicht angeordnet worden, aber die Mitarbeiter wurden zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen.

Noch keine Erkenntnisse haben die Sicherheitsbehörden darüber, ob es einen Zusammenhang zu einer Briefsendung gibt, die den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Mittwoch erreichen sollte. Wowereit wurde von einem Unbekannten ein Päckchen mit Buttersäure geschickt. Die Sendung ist aber nicht bei seinem Adressaten angekommen, weil ein Mitarbeiter der Poststelle im Roten Rathaus auf den stechenden Geruch der Buttersäure aufmerksam geworden war. Kriminaltechniker der Polizei öffneten das Päckchen und fanden darin eine kleine Flasche mit einer farblosen Substanz. Ein Schnelltest ergab, dass es sich dabei um handelsübliche Buttersäure handelte.

Zusätzliche Aufregung verursachte bei den Sicherheitsbehörden am Freitagnachmittag ein weiterer Bombenalarm, diesmal in Charlottenburg nahe dem Ku’damm. Der Alarm kam gegen 16 Uhr aus der Mommsenstrasse, wo ein hochrangiger Bundespolitiker wohnt. Nach Angaben eines Polizeisprechers sei ein „verdächtiger Gegenstand“ zwischen zwei geparkten Autos vor der Haustür des Politikers gemeldet worden. Kriminaltechniker wurden entsandt, um den Gegenstand zu überprüfen. Er entpuppte sich als Metallkoffer einer Nachbarin.

Der jüngste Fall im Bundespräsidialamt weckt Erinnerungen an den Herbst im Jahr 2010, als im Kanzleramt eine Paketbombe sichergestellt worden war. Damals handelte es sich um ein aus Griechenland stammendes Paket, das direkt an Bundeskanzlerin Angela Merkel adressiert war. Das Paket enthielt ein ausgehöhltes Buch, das eine Rohrbombe enthielt. Bei der Entschärfung wurde niemand verletzt. Dieser Fund reihte sich damals in eine Reihe von Briefbombenanschlägen. So explodierte damals ein ähnlicher Sprengsatz in der Schweizer Botschaft in Athen. Auch in der russischen Vertretung in der griechischen Hauptstadt detonierte ein solcher Sprengsatz. An die deutsche Botschaft in Athen ging damals auch eine Paketbombe, die aber entschärft werden konnte.

Zusammenhänge zum Fund am Freitag im Bundespräsidialamt gibt es aber nach derzeitigem Stand nicht. Bis Freitagnachmittag hatten die Ermittlungsbehörden noch keine Erkenntnisse über den Hintergrund der Sendung. Möglicherweise handelt es sich auch bloß um einen Trittbrettfahrer.

Christian Tretbar und Timo Kather

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })