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Streit zwischen VBB und Deutscher Bahn: FDP hält Ticketverkauf am Kiosk für überholt
Heute alles per Handy: Brandenburgs Liberalen-Landeparteichef Gregor Beyer bezeichnet Kritik an der Bahn als anachronistisch.
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Potsdam - Im Streit um die Kürzung von Provisionen für Fahrscheinverkaufsstellen stellt sich die FDP-Fraktion im brandenburgischen Landtag auf die Seite der Deutschen Bahn. Während der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) wie berichtet die Pläne der Bahn scharf kritisiert und vor einem wirtschaftlichen Aus für viele Verkaufsstellen warnt, hält FDP-Verkehrsexperte und Landesparteichef Gregor Beyer den Ticketkauf am Kiosk offenbar ohnehin für überholt. „Heute steckt der Kunde den Fahrkartenschalter in die Hosentasche. Smartphones sind die Reisebegleitung von immer mehr Bahnkunden. Der Online-Verkauf macht schon jetzt fast 30 Prozent des Umsatzes der DB aus“, erklärte Beyer am Mittwoch in Potsdam.
Wie berichtet will die Bahn Kioskbetreibern, die außerhalb von Bahnhöfen Fahrscheine verkaufen künftig nur noch zwei statt wie bisher dreieinhalb Prozent Provision zahlen. Für einige der Verkaufsstellen sei dies eine Überlebensfrage, hatte der VBB gewarnt. Zudem sei die Bahn vertraglich verpflichtet, den Ticketvertrieb sicherzustellen. Nach Angaben der Bahn gibt es in der Region etwa 200 solcher Verkaufsstellen. Selbst erhält das Unternehmen aus dem Verkehrsverbund zehn Prozent für jede verkaufte Fahrkarte – auch wenn die Bahn den Vertrieb wie im Falle der Agenturen auslagert.
Die Verkehrsexpertin der Linke-Landtagsfraktion und künftige Teltow-Fläming-Landrätin, Kornelia Wehlan, hatte es am Mittwoch als „unmöglichen Vorgang“ bezeichnet, dass „nach dem Willen der Deutschen Bahn Ticketverkaufsstellen durch geringe Provisionszahlungen weiter geschröpft werden sollen“. Besonders schwer wiege dies im Flächenland Brandenburg, weil gerade ältere Menschen diesen Service nutzen würden.
Beyer hatte Wehlan daraufhin „anachronistische Vorstellungen“ vorgeworfen. Die Linke-Fraktion solle ihren Schützengraben aus marxistischen Zeiten verlassen und im 21. Jahrhundert ankommen, so der FDP-Chef. Wenn die Linke tatsächlich etwas am Service verbessern wolle, solle sie doch bitte dafür sorgen, dass endlich auch im ländlichen Raum schnelle Datenverbindungen Wirklichkeit werden, so Beyer.
Am Donnerstag sind die Pläne der Bahn auch Thema im Verkehrsausschuss des brandenburgischen Landtages. Sprechen will dazu auch VBB-Chef Hans-Werner Franz.
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