zum Hauptinhalt

FEIERSTUNDE IM LANDTAG: Filmregisseur Juraj Herz sprach über sein Schicksal

Der 8. Mai ist in Brandenburg künftig Gedenktag der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Endes des Zweiten Weltkrieges.

Stand:

Der 8. Mai ist in Brandenburg künftig Gedenktag der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Endes des Zweiten Weltkrieges. Das beschloss der Landtag Brandenburg am Donnerstag. Damit solle auch in der jüngeren Generation die Erinnerung an die Gräuel des Nazi-Regimes und der Millionen Kriegstoten wachgehalten werden, sagte der Linken-Abgeordnete Volkmar Schöneburg in der Debatte über das Gesetz. Dies gelte umso mehr, weil bald keine Zeitzeugen mehr lebten.

Ab kommendem Jahr soll es dann in Städten und Gemeinden im ganzen Land Projekte der Erinnerung geben. Auch die CDU unterstützte die Festlegung eines Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus. Ihr Antrag, dafür den 23. April als Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Sachsenhausen zu nehmen, fand keine Mehrheit.

Zuvor hatte der Landtag in einer bewegenden Feierstunde des Kriegsendes gedacht. „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass nie wieder von Deutschland aus die Welt mit Krieg, Tod und Leid überzogen wird“, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). „Der 8. Mai symbolisiert diesen Auftrag mehr als jedes andere Datum.“ Woidke sagte, nach einer Forsa-Umfrage würden 42 Prozent der Deutschen gern einen Schlussstrich unter die Debatte um die NS-Vergangenheit ziehen. „Das darf es nicht geben“, erklärte Woidke. Der gesamte Landtag applaudierte, lediglich die rechtspopulistische AfD nicht.

„Wir gedenken der sechs Millionen Juden, die in den Konzentrationslagern ermordet wurden, der Sinti und Roma, der Homosexuellen und Behinderten“, sagte Landtagspräsidentin Britta Stark. „Wir dürfen keinen einzigen dieser Toten vergessen. Die Geschichten dieser Toten sind unsere Geschichten.“ Nur in der aufrichtigen Auseinandersetzung mit ihnen könnten die Nachgeborenen die Verantwortung übernehmen, dass so etwas nie wieder geschehen könne.

Am Rednerpult berichtete auch der 80-jährige Filmregisseur Juraj Herz aus Prag von seinem Schicksal. Er war mit seinen Eltern ein halbes Jahr vor dem Kriegsende aus einem slowakischen Dorf verschleppt worden und erlebte als Kind die Befreiung im Konzentrationslager Sachsenhausen durch sowjetische Soldaten. „Ich hätte mir da nicht vorstellen können, dass ich hierherkommen und Ihnen diese Geschichte erzählen werde“, sagte Herz. Nach fünf Wochen Fußmarsch inmitten der Kriegswirren sei er wieder in seinem Heimatdorf angekommen und dort wieder auf Vater und Mutter getroffen. Nach wie vor liebe er die deutsche Sprache, in der sein Vater ihm immer vorgelesen habe, so Herz. Und bis heute hat er die tschechische und deutsche Staatsbürgerschaft. „Weil ich mich auch als Deutscher fühle“, sagte Herz.

Zu Gast bei der Feierstunde waren auch Brandenburgs früherer Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD), Polens Botschafter Jerzy Marganski, Russlands Botschafter Wladimir Grinin, der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk sowie Vertreter der Tschechischen Republik und Großbritanniens. dpa, axf

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })