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Zu spät. Für den Festsaal Kreuzberg gab es keine Rettung mehr.

© Jörg Carstensen/dpa

Brandenburg: Flammennacht am Kottbusser Tor

300 Feuerwehrleute kämpften gegen den Brand, doch den Festsaal Kreuzberg konnten sie nicht retten

Stand:

Berlin - Bis zu 800 Grad Hitze und kaum Platz zum Löschen – mehr als zwölf Stunden kämpften Feuerwehrmänner gegen den Brand im Festsaal Kreuzberg im gleichnamigen Stadtbezirk. Doch retten konnten sie den beliebten Veranstaltungsort nicht mehr. „Komplett ausgebrannt“, sagt einer der Männer am Sonntagvormittag und macht eine resignierende Handbewegung. Stechender Brandgeruch liegt da noch immer in der Luft.

Am Samstag gegen 21 Uhr war das Feuer in dem beliebtesten Veranstaltungsort ausgebrochen; eine Stunde später wäre Partybeginn gewesen. Insgesamt rund 300 Feuerwehrleute beorderte die Einsatzleitung im Lauf der Nacht in den dichtbesiedelten Kiez am Kottbusser Tor. Die Löscharbeiten waren wegen der Enge des Festsaals schwierig, wie ein Sprecher der Feuerwehr am Sonntag sagte. Erst gegen 7.20 Uhr konnte das Feuer unter Kontrolle gebracht werden, gelöscht war es gegen 10.30 Uhr.

Als am Samstag um 21.05 Uhr der erste Notruf einging, liefen gerade die Vorbereitungen für die Musikveranstaltung. Am Freitag, einen Tag vor dem Brand, gastierte die Hip-Hop-Legende KRS-One im Festsaal. Nach Angaben eines Konzertbesuchers war der Saal mit rund 700 Gästen voll besetzt – wäre der Brand während des Konzerts ausgebrochen, hätte es zu einer Massenpanik kommen können. Da sich beim Ausbruch des Brandes aber nur wenige Personen in dem Gebäude aufhielten, blieb die Zahl der Verletzten gering: Ein Feuerwehrmann verletzte sich bei einem Sturz am Handgelenk; ein Schaulustiger, der sich zu nah an den Brandort herangewagt hatte, zeigte Symptome einer leichten Rauchgasvergiftung. Vier Sicherheitsleute, die am Kottbusser Tor eingesetzt waren, kamen mit dem Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus.

Feuerwehrsprecher Sven Gerling begleitete den Einsatz die ganze Nacht. „Die Galerie, die Bühne, die Bar – alles nur noch ein großer Berg aus Asche und Trümmern“, fasst er den Anblick im Inneren des Gebäudes zusammen. Der Brand griff zum Glück nicht auf die umliegenden Gebäude in dem eng bebauten Viertel über. Direkt neben dem Festsaal, der neun Jahre lang für Konzerte, Partys und Hochzeiten genutzt wurde, liegen das Zentrum Kreuzberg mit mehreren Hundert Mietwohnungen und der Rohbau der Mevlana-Moschee.

Der Eingang zum Festsaal steht am Sonntagmorgen fast vollständig unter Wasser, auf den Pfützen aus Löschwasser treiben kleine Inseln aus Schaum. Fünf Feuerwehrmänner kommen gerade heraus, Schweißperlen stehen ihnen auf der Stirn. Erschöpft setzen sie sich auf den Bordstein. Laut Feuerwehrsprecher Gerling mussten sich die Brandbekämpfer einen zweiten Zugang zum Brandort suchen, weil es am Haupteingang an der Skalitzer Straße enorm heiß war. Die Feuerwehrmänner drangen dann nicht nur über den Haupteingang, sondern auch über den Hof einer Autowerkstatt nebenan in das Gebäude ein. Dazu mussten sie auf Leitern über eine Mauer klettern.

Da laut Gerling die Flammen im Inneren des Gebäudes Temperaturen zwischen 600 und 800 Grad erreichten, konnten die Männer nur maximal eine Viertelstunde löschen, dann mussten sie von Kollegen abgelöst werden. Jeweils 70 Feuerwehrleute waren gleichzeitig im Einsatz. Der Festsaal verfügt laut Gerling nur über eine einzige Fensteröffnung und keine Dachluken, deshalb konnten Rauch und Hitze kaum abziehen. „Wir haben versucht, mit schwerem Gerät ein Loch in das Dach des Gebäudes zu schneiden und so für eine zusätzliche Belüftung zu sorgen, wegen der soliden Betondecke ist es uns jedoch nicht gelungen“, sagt der Feuerwehrsprecher. Zusätzlich erschwert wurde das Löschen, weil der Innenraum mit viel Holz verkleidet war – laut Gerling ergab dies eine „zusätzliche Brandlast“.

Der Brandgeruch war so stark, dass es besorgte Anwohner aus angrenzenden Bezirken bei der Feuerwehr meldeten. Die BVG sperrte wegen des Qualms den nahegelegenen U-Bahnhof Kottbusser Tor und ließ die Züge der U1 und U8 zwischen 22.20 Uhr und 2.30 Uhr ohne Stopp durchfahren. Außerdem waren die Skalitzer Straße zwischen Mariannenstraße und Kottbusser Tor für den Verkehr gesperrt. Erst am Sonntagmorgen, als die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle hatte, wurde die Fahrbahn in Richtung Friedrichshain wieder freigegeben. Nachdem die letzten Feuerwehrleute den Festsaal verlassen hatten, wurde auch die Fahrbahn in Richtung City West wieder geöffnet. Die etwa 20 Polizisten, die bis zu diesem Zeitpunkt den Brandort gegen Schaulustige abgesichert hatten, rückten ab. Laut Feuerwehr wurde am Sonntagnachmittag nochmals geprüft, ob der Brand endgültig gelöscht war. Dessen Ursache ist bislang unklar: „Die Ermittlungen zur Brandursache dauern an“, erklärte ein Polizeisprecher. Timo Kather

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