Brandenburg: Flughafen behindert BER-Ausschuss Berliner Grüne ziehen Zwischenbilanz
Schönefeld - Nach 30 befragten Zeugen im BER-Untersuchungsausschuss fällt die Bilanz der Grünen-Vertreter Andreas Otto und Harald Moritz zwiespältig aus. Man habe „eine ganze Menge Schlimmes herausgefunden“, aber ein „geschlossenes Bild“ über die fehlerhaften Abläufe auf der Flughafenbaustelle habe sich nicht ergeben, sagte Otto.
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Schönefeld - Nach 30 befragten Zeugen im BER-Untersuchungsausschuss fällt die Bilanz der Grünen-Vertreter Andreas Otto und Harald Moritz zwiespältig aus. Man habe „eine ganze Menge Schlimmes herausgefunden“, aber ein „geschlossenes Bild“ über die fehlerhaften Abläufe auf der Flughafenbaustelle habe sich nicht ergeben, sagte Otto. Schuld seien vor allem die Zeugen selbst. „Jeder erzählt aus seiner kleinen Welt“ und lehne es ab, Verantwortung für Fehler zu übernehmen. Selbst der Ex-Projektleiter Joachim Korkhaus habe erklärt, er hätte keinen Überblick über das Baugeschehen gehabt.
Die Flughafengesellschaft und ihr Aufsichtsrat behindern aus Sicht der Grünen obendrein den Untersuchungsausschuss. Sie stuften die meisten Unterlagen als geheim ein, sodass in öffentlicher Sitzung darüber nicht debattiert werden dürfe. „Deshalb muss diese Geheimnistuerei als aktive Behinderung einer transparenten Arbeitsweise gewertet werden“, heißt es im 70-seitigen Zwischenbericht der Grünen-Fraktion.
Die Grünen haben in dem Bericht die bisherigen Ergebnisse des Untersuchungsausschusses aus ihrer Sicht zusammengefasst. Danach sei die Flughafengesellschaft FBB organisatorisch für den Bau des Flughafens „weder konzipiert noch vorbereitet“ gewesen. Der Aufsichtsrat habe das Projekt unprofessionell begleitet und ebenso wie die Geschäftsführung interne Kritiker abgebügelt. „Fehlentscheidungen wurden durchgedrückt, die Unternehmenskultur war dem Vorhaben nicht angemessen.“
Als weiterer Zeuge soll schon am Freitag Architekt Hartmut von Gerkan gehört werden, auf der Liste stehen außerdem Ex-Geschäftsführer Rainer Schwarz, sein Nachfolger Hartmut Mehdorn und der Interimschef Horst Amann. Andreas Otto möchte von Gerkan fragen, ob die „Optik und Architektur des Terminals dominierte“, Technik und Brandschutz dagegen nachrangig behandelt wurden. Damit greift er eine Kritik der Planer auf, nach der von Gerkan Eingriffe in seine Decken- und Fassadenkonstruktion kategorisch abgelehnt habe. Deswegen sei die Entrauchungsanlage nicht nach üblichen Standards konzipiert worden.
Zur Brandschutzanlage werden noch weitere Zeugen aus den beteiligten Firmen Siemens und Bosch geladen. Die Grünen erhoffen sich Erkenntnisse, ob die Entrauchungsanlage schon von Anfang an funktionsunfähig geplant und genehmigt worden ist, wie vom geschassten Technikchef Jochen Großmann behauptet. Andreas Otto rechnet damit, dass der Untersuchungsausschuss noch mindestens ein Jahr braucht, um seine Arbeit abzuschließen. Thomas Loy
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