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BER in Schönefeld: Flughafen-Eröffnung wohl erst 2017
Ein Leitender BER-Mitarbeiter sieht die Inbetriebnahme im Jahr 2016 akut gefährdet und kritisiert Mehdorn scharf. Für den Flughafen fehle eine klare Planung. Es herrsche Aktionismus „ohne angemessene Abstimmung und Sachkunde".
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Schönefeld - Die Probleme am neuen Hauptstadtflughafen BER sind offenbar noch größer als bislang bekannt. Ein leitender Mitarbeiter warnt in einem Schreiben an die Aufsichtsräte nun, dass die Inbetriebnahme des Hauptstadtflughafens in Schönefeld auch für das Jahr 2016 „akut gefährdet“ sei. Eine Eröffnung bereits im Jahr 2015, wie von Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn angestrebt, hält Brandenburgs Landesregierung ohnehin für unrealistisch und drängt wie Berlin und der Bund auf einen Terminplan von Mehdorn. Doch ein Termin im Oktober 2016 sei als „Best Case“ zu betrachten, heißt es laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ nun in dem Schreiben des Leiters des Bereichs „Real Estate Management“ am BER, Harald Siegle. Siegle lastet die Probleme vor allem Hartmut Mehdorn an, seine Kritik hat er in einem Schreiben an den Flughafenchef susammengefasst, das er ebenfalls an die Aufsichtsräte schickte.
Für den Flughafen fehle eine klare Planung, das Handeln der Geschäftsführung unter Leitung von Hartmut Mehdorn sei von operativem Aktionismus „ohne angemessene Abstimmung und Sachkunde geprägt“, heißt es in dem Brief. Der Zustand am Flughaben habe sich nicht verbessert, trotz des von Mehdorn eingeführten Sprint-Teams, dessen Kernaufgabe die schnelle Inbetriebnahme ist. Es fehle nach wie vor eine zentrale professionelle Terminsteuerung sowie wie eine „endgültige funktions- und genehmigungsfähige Ausführungsplanung“, so Siegle.
Laut Siegle leidet das Sprintprojekt an Strukturfehlern. Baufirmen wüssten vom „Kompetenzwirrwarr beredt Zeugnis zu geben“. Die Firmen würden meist ohne Pläne gleichzeitig auf- und rückbauen, wenn überhaupt etwas gebaut werde. Die Baustelle stehe weitgehend still, obwohl dort mehr als 280 Bauüberwacher und Bauleiter tätig seien. Deren Führung und Koordination seien unklar geregelt. Seit Mehdorns Amtsantritt vor einem Jahr fehle im Breich Planung und Bauprojektmanagement nicht nur wichtiges Know-how, es schwinde sogar. Bauarbeiten würde ausgeführt, obwohl es keine ausreichende Planungsgrundlage gebe. Als Folge müssten Bauten erneut verändert werden.
In seinem Brief warnt Siegle laut „Süddeutsche Zeitung“ auch, dass „die Qualitätssicherung innerhalb des Baubereichs nach wie vor nicht funktioniert“. Demnach herrsche eine einseitigen Orientierung auf eine wie auch immer geartete Fertigstellung ohne Rücksicht auf Planung, Dokumentation und den künftigen Betrieb des Flughafens..
Entgegen der Darstellung der Gesellschafter – Brandenburg, Berlin und der Bund – hat sich laut Siegle die Unternehmenskultur am Flugahfen unter Mehdorn verschlechtert. Es herrsche „Beratungsresistenz, verstärkte Hierarchisierung, Resignation und Kritiklosigkeit“. Die Entscheidungsfindung beruhe offenbar auf Bauchgefühl und sei sprunghaft. Fehlentscheidungen würden nicht revidiert, sondern als Beleg von Führungsstärke bis zum Ende durchgesetzt.
Ein Sprecher der Flughafengesellschaft wollte sich dazu – wie üblich – nicht äußern.Die „zügige, sichere und verlässliche Inbetriebnahme“ stehe im Zentrum, sagte er.
Aus dem Aufsichtsrat hieß es zu den Schreiben, an Spekulationen wolle man sich nicht beteiligen. Man erwarte, dass Mehdorn umgehend einen Terminplan vorlege. Mehdorn will sich bisher aber erst festlegen, wenn sehr wahrscheinlich ist, dass der von ihm genannte Termin dann auch eingehalten werden kann. Das kann nach Mehdorns Ansicht frühestens ein Jahr vorher sein.
Siegles Abteilung ist für die Vermarktung der Immobilien am Flughafen zuständig. Pikant dabei ist, dass Siegle in dem Schreiben die Aufsichtsräte darauf hinweist, dass Mehdorn den Bereich kurzfristig auflösen und aufteilen wolle. Dies gefährde „eine betriebssichere und rechtzeitige Inbetriebnahme.“
Nach Informationen der „Berliner Morgenpost“ (Sonntag) sollen etliche Flächen künftig nicht mehr verkauft, sondern verpachtet werden. Deshalb wolle Mehdorn das Immobilien-Management verkleinern, zitierte das Blatt Aufsichtsratskreise. Ursprünglich sollte der Flughafen schon 2012 eröffnet werden. Danach waren weitere Termine geplatzt, so dass derzeit unklar ist, wann der Airport in Betrieb geht. (mit kt, dpa)
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