Brandenburg: Forscher gegen Endlager für Kohle-CO2 Experten haben Zweifel an Vattenfalls Plänen
Potsdam - Die Botschaft war eindeutig: Unterirdische Endlager für klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) aus der Verstromung von Braunkohle machen keinen Sinn – höchstens für die Industrie. Was die Wissenschaftler auf der Konferenz der Technischen Universität (TU) Berlin am Dienstag über die umstrittene CCS-Technologie zur Abscheidung und Speicherung von CO2 zu sagen hatten, war alles andere als eine Absolution für die deutschlandweit einzigen Endlager-Pläne des Energiekonzerns Vattenfall in Brandenburg.
Stand:
Potsdam - Die Botschaft war eindeutig: Unterirdische Endlager für klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) aus der Verstromung von Braunkohle machen keinen Sinn – höchstens für die Industrie. Was die Wissenschaftler auf der Konferenz der Technischen Universität (TU) Berlin am Dienstag über die umstrittene CCS-Technologie zur Abscheidung und Speicherung von CO2 zu sagen hatten, war alles andere als eine Absolution für die deutschlandweit einzigen Endlager-Pläne des Energiekonzerns Vattenfall in Brandenburg. Die Experten stellten damit auch das Festhalten der rot-roten-Landesregierung an der Braunkohle-Verstromung mitsamt CCS in Frage. Wie berichtet beabsichtigt Vattenfall, nach der Testphase weitere Speicher auch in Brandenburg zu nutzen.
„CCS ist nicht nachhaltig“, sagte Kathrin Werner, zuständig für Energiestrategien beim Umweltbundesamt. Gerade bei der Stromproduktion gäbe es eindeutige Alternativen etwa mit erneuerbaren Energien, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Zudem sei die Technologie bislang nicht weit genug entwickelt. „Es ist noch unklar, ob und wann CCS eine Option des Klimaschutz werden kann. Vor 2025 ist der Einsatz nicht zu erwarten“, sagte Werner. Es sei unklar, ob die Technik dann überhaupt noch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Vattenfall erhofft sich bis 2020 belastbare Ergebnisse aus dem geplanten Demonstrationskraftwerk in Jänschwalde und von den in Ostbrandenburg vorgesehen CO2-Endlagern – um CCS dann kommerziell zu nutzen.
Der Wirtschaftswissenschaftler Johannes Herold sprach von hohen Investitionsrisiken für die Infrastruktur, um das Klimagas von den Kraftwerken zu den Speichern zu transportieren. Die Kosten für einen Beitrag zum Klimaschutz seien enorm hoch, um überhaupt einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, sagte Herold. Ein 13 000 Kilometer großes Pipeline-Netz quer durch Europa wäre nötig, um CCS ernsthaft etablieren zu können. Zudem, darauf machten Herold und Werner aufmerksam, ist die Zahl der geeigneten Speicher knapp – zu knapp für das bei der Kohleverstromung anfallende CO2. In den Prognosen sei die deutschlandweite Speicherkapazität Jahr für Jahr gesunken. Sinnvoller sei es, die knapp bemessenen Endlager für das von der Industrie ausgestoßene CO2 zu nutzen.
Das größte Problem aber ist immer noch die fehlende Akzeptanz. Im Osten Brandenburgs hat sich der Widerstand organisiert, die Bürgerinitiativen konnten am Sonnabend 2 500 Menschen in Beeskow (Oder-Spree) mobilisieren. Selbst Wolfgang Dirschauer, bei Vattenfall zuständig für Klimapolitik, räumte Fehler ein. „Die Kommunikation war unterbelichtet, hier ist Selbstkritik angemessen“, sagte er. Allerdings sprach er auch von „aggressiven Bürgerbewegungen“, denen es nur darum ginge, bereits die Forschung zu verhindern. Vattenfall werde aber kein neues Kohlekraftwerk bauen ohne CCS, sagte Dirschauer. Neben der Akzeptanz sei die politische Unterstützung nötig. Die aber gibt es bislang von der rot-roten Landesregierung in Brandenburg. Die Bundesregierung schiebt eine Entscheidung weiter vor sich her. Ein für heute geplanter Kabinettsbeschluss ist nach PNN-Informationen erneut verschoben worden – weil Schleswig-Holstein die Ausstiegsklausel für Länder nicht weit genug geht. Alexander Fröhlich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: