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Brandenburg: Freiheitsoper im Cottbuser Zuchthaus Staatstheater inszeniert „Fidelio“ in Gedenkstätte

Potsdam/Cottbus - Beethovens Fidelio, aufgeführt im früheren Cottbuser Gefängnis: Das dürfte wohl eine der spektakulärsten Opern-Inszenierungen werden, die es in Brandenburg gegeben hat. 25 Jahre nach der friedlichen Revolution inszeniert das Staatstheater Cottbus vom 28.

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Potsdam/Cottbus - Beethovens Fidelio, aufgeführt im früheren Cottbuser Gefängnis: Das dürfte wohl eine der spektakulärsten Opern-Inszenierungen werden, die es in Brandenburg gegeben hat. 25 Jahre nach der friedlichen Revolution inszeniert das Staatstheater Cottbus vom 28. Juni bis 12. Juli im Innenhof des berüchtigten ehemaligen Zuchthauses Cottbus die berühmte Freiheitsoper „Fidelio“. In einer Kulisse, die authentischer nicht sein könnte, unter freiem Himmel, mit Plätzen für tausend Zuschauer. An einem Ort, „der ganz besonders für das System der Unterdrückung in der DDR steht“, sagte Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos) am Mittwoch in Potsdam bei der Vorstellung des Programms.

Getragen wird das ungewöhnliche Projekt vom Staatstheater und dem Häftlings-Verein „Menschenrechtszentrum Cottbus“, ohne den es die junge Gedenkstätte nicht gäbe. Es war einst das bedeutendste DDR-Gefängnis für politische Gefangene, von 1945 bis 1989 saßen hier insgesamt rund 20 000 Menschen ein, viele wegen versuchter „Republikflucht“. Seit Dezember 2013 gibt es hier eine Dauerausstellung. Hier eine Oper zu inszenieren, unter freiem Himmel, ist aufwendig. Gut 300 Mitwirkende gibt es, darunter vier ehemalige Häftlinge, die im Extrachor singen. Einer ist Gilbert Furian. Dass er da singe, wo er es als Häftling nicht durfte, „erfüllt mich mit historischer Schadenfreude“, sagte Furian.

Die Fidelio-Inszenierung kostet rund eine Million Euro, die Hälfte kommt aus Spenden. Die andere Hälfte sind die eingerechneten Leistungen des Staatstheaters. Wie Intendant Martin Schüler sagte, erklären sich die Kosten für Ton-, Bühnen-, und Lichttechnik sowie den Gagen für die internationalen Künstler in den Hauptrollen, die Australierin Miriam Gordon-Stewart (Leonore) und den Tenor Craig Bermingham (Florestan). Fest steht, dass es bei der Fidelio-Aufführung bleiben wird. Wer die verpasse, habe Pech, sagte Schüler. „Eine Wiederholung wird es nicht geben.“

Und natürlich verspricht sich das „Menschenrechtszentrum“ davon einen Effekt in eigener Sache – mehr Aufmerksamkeit für den noch wenig bekannten Gedenkort, den deutschlandweit einzigen in Selbstverwaltung durch ehemalige Häftlinge. Brandenburg hat die Investition mit rund 1,1 Millionen Euro gefördert, für den laufenden Betrieb flossen 2013 bescheidene 90 000 Euro. So macht Sylvia Wähling, ehrenamtliche Geschäftsführerin des Vereins, keinen Hehl daraus, dass die Gedenkstätte ums Überleben ringt: „Die Finanzierung ist unsicher, wir sind sehr gefährdet.“ Kulturministerin Kunst hielt sich dazu bedeckt, verwies darauf, dass die Haushalte kommender Jahre erst aufgestellt werden. Thorsten Metzner

Informationen und Karten (25 bis 69 Euro) unter www.staatstheater-cottbus.de

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