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Alles nur gespielt. Die Notfallübung am BER war die größte, die je in Brandenburg stattgefunden hat. 500 Betroffene, darunter 250 Verletzte, eine Extremaufgabe für Hilfskräfte, während der normale Flugbetrieb weitergeht.

© Patrick Pleul/dpa

FLUGHAFEN BERLIN-SCHÖNEFELD: Ganz echt: BER übt ein Horror-Szenario

Flughafenbus rammt Airbus – zum Glück brennt aber gar nichts. Denn 1400 Helfer proben für den Katastrophenfall am Flughafen

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Schönefeld - Rauchschwaden strömen aus dem lang gezogenen Flughafenbus, Menschen springen auf den Asphalt. Eine Minute später zuckt Blaulicht, heulen Sirenen an der Unfallstelle, und aus Hochdruckrohren jagen Wasserstrahlen auf das havarierte Passagierflugzeug. Genau eine Minute hat es gedauert, bis die Feuerwehr nach dem Beginn der Katastrophe am Unfallort war. Viel länger darf es nicht dauern. Es geht um Menschenleben.

Ein Airbus mit 450 Passagieren war mit einem Vorfeldbus, besetzt mit 50 Personen, zusammengestoßen. Großalarm auf dem Flughafen BER in Schönefeld (Dahme-Spreewald) , das ist die Katastrophe an diesem Sonnabend um 12 Uhr, während Regenwolken über dem Airport hängen. 500 Betroffene, darunter 250 Verletzte, eine Extremaufgabe für Hilfskräfte, während der normale Flugbetrieb weitergeht.

Nur ein Szenario natürlich, die größte Notfallübung, die je in Brandenburg stattgefunden hat. Eine Katastrophenübung mit ganz großen Zahlen. 1400 Helfer insgesamt, Ärzte, Feuerwehrleute, Polizisten, auch Notfallseelsorger. Dazu, unter anderem, 72 Rettungstransportwagen, 26 Notarztfahrzeuge, 120 Fahrzeuge des Katastrophenschutzes, rund 140 Feuerwehrfahrzeuge aller Art.

Es geht ja auch um entscheidende Fragen. Zum Beispiel: Funktioniert die Meldekette? Gunnar Kaiser, der Leiter der Betriebssicherheit der Flughafengesellschaft, will Antworten auf diese Frage. Für Thomas Armonys, den stellvertretenden Leiter des Johanniter-Rettungsdienstes des Landkreises, sind dagegen solche Fragen wichtig: Wie arbeiten die medizinischen Helfer unter Druck? Sind sie gut koordiniert? Werden alle Verletzten entsprechend der Schwere ihrer Verletzungen auch optimal behandelt? Immerhin rücken Notfallärzte und Sanitäter aus dem ganzen Land Brandenburg und aus dem benachbarten Berlin an. Die gesamte Planung lag beim Landkreis Dahme-Spreewald. 80 000 Euro hat die Übung gekostet, die Kosten werden unter Land und Kreis aufgeteilt.

Im Ernstfall würden Passagiere über Notfallrutschen aus dem Wrack fliehen, hier trotten die Opfer, in der Realität Polizeischüler, über die Treppen nach unten, während sich die ersten Löschfahrzeuge positioniert haben. Eines löscht auf der Seite, auf der es am stärksten brennt, das andere hat sich auf die sogenannte Evakuierungsseite gestellt. Zum Glück brennt hier gar nichts. Und der vermeintliche Airbus ist in Wirklichkeit eine Boeing 737 von Air Berlin.

Um die Verletzten im Flughafenbus kümmert sich erst mal medizinisches Personal der Feuerwehr. Allerdings rücken nur wenige Minuten später die ersten Rettungsfahrzeuge an. Gleichzeitig führt die Bundespolizei jene Passagiere, die unverletzt geblieben sind, zu einer sicheren Sammelstelle. Aufgabenteilung, wie in der Theorie vorgesehen. Die Frage ist nur, ob es auch in der Praxis funktioniert. „Es hat in der Kommunikation Anlaufschwierigkeiten gegeben“, sagt Andras Klubsch, Leiter der Flughafenfeuerwehr. „Aber hier waren auch mehrere Landkreise beteiligt. Doch nach kurzer Zeit war alles gut.“

Nur jene Polizeischüler, die Verletzte simulierten und nach zwei Stunden immer noch auf dem Flugfeld lagen und im Aprilregen versorgt wurden, fanden die Übung am Ende wohl nicht so prickelnd. Doch Benno Bertag, der medizinische Leiter der Übung, bleibt da ganz entspannt. „Wir haben genügend Decken und Material, dass Verletzte auch bei so einem Wetter im Freien liegen können und versorgt werden.“ 

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