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Brandenburg: Gedenken an „unvollendete Revolution“

Lunacek fordert intensive Beschäftigung mit DDR-Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in den Schulen

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Frankfurt (Oder)/Potsdam/Berlin - In Brandenburg und Berlin ist gestern des DDR-Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 gedacht worden. Thomas Lunacek, Vorsitzender der CDU-Fraktion im märkischen Landtag, sprach sich für eine intensive Beschäftigung mit dem Volksaufstand in Schulen aus. Der 17. Juni sei ein unverzichtbarer Gedenktag und ein unübersehbares Symbol in der deutschen Geschichte. „Diesen Tag zu würdigen ist notwendig, denn extremistische linke und rechte Ideologien finden auch heute noch in Deutschland Beachtung“, betonte Lunacek. So könnten Schüler im Unterricht die damaligen Vorgänge aufarbeiten, unterstützt von Zeitzeugen.

Vizekanzler Franz Müntefering und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (beide SPD) warnten anlässlich des DDR-Volksaufstandes davor, die Erinnerung an die historischen Ereignisse verblassen zu lassen. In ihren Reden erklärten beide Politiker am Sonntag auf dem Friedhof Seestraße in Berlin-Wedding, dass die Verteidigung der Freiheit zu dem historischen Vermächtnis der Ereignisse gehöre.

Wowereit sagte, dass der Aufstand eine „unvollendete Revolution“ gewesen sei, deren Versprechen auf Freiheit und Demokratie erst mit der Wende 1989 eingelöst worden seien. Daher sei der 17. Juni eines der „wichtigsten Ereignisse der europäischen Freiheitsgeschichte“. Die in Osteuropa folgenden Revolutionen hätten ihren Ausgang im Jahr 1953 gehabt. Müntefering betonte, dass der Kampf um die Freiheit kein behaglicher Weg sei. In diesem Sinne könne der „17. Juni als Rehabilitation der deutschen Geschichte“ verstanden werden. Freiheit sei die „Basis und der Kitt für soziale Gerechtigkeit“. Die größte Ehre, die den Opfern von 1953 erbracht werden könne, bestehe darin, die Freiheit ernstzunehmen, sagte der Politiker. Zugleich kritisierte Müntefering „die Selbstgerechtigkeit und Ritualisierung“ der alten BRD beim Gedenken an den Volksaufstand.

Die Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) appellierte daran, in einer Zeit, in der „sich die Erben der SED anschicken, linke Kraft in Deutschland zu spielen“, an die „demokratieverachtende Politik“ der DDR zu erinnern. Die Vereinigung werde am Montag am Opferdenkmal auf dem Steinplatz in Berlin-Charlottenburg einen Kranz niederlegen. Ein zentrales Denkmal für die Opfer des Aufstandes forderte ein Sprecher des Mauermuseums am Checkpoint Charlie in Kreuzberg. Die kleine Gedenktafel am Rohwedder-Haus in Berlin-Mitte sei „leider nur für Wissende“.

In Frankfurt (Oder) legten Mitglieder des FDP-Kreisvorstandes und der FDP-Fraktion der Stadtverordnetenversammlung an der Gedenkstätte für die Opfer politischer Gewaltherrschaft Blumen nieder. „Für uns ist es als Freidemokraten eine Verpflichtung, an diesen Tag zu erinnern, damit dieser im Bewusstsein der Menschen bleibt“, erklärten der Kreisvorsitzende Mario Quast und Fraktionschef Wolfram Grünkorn.

Am Aufstand vom 17. Juni 1953 beteiligten sich DDR-weit mehr als eine Million Menschen. Der Protest richtete sich vor allem gegen eine von der SED angeordnete Erhöhung der Arbeitsnormen. Mit Hilfe der Volkspolizei schlug das sowjetische Militär die Erhebung blutig nieder. dpa/ddp

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