
© Mike Wolff
Brandenburg: Gefährlichster Verbrecher muss in Haft
Bei Frank Schmökel ist laut Gutachten eine weitere Therapie nutzlos. Er wird nach Luckau-Duben verlegt
Stand:
Brandenburg/Havel - Er ist Brandenburgs gefährlichster Verbrecher, ein Mörder und Kindervergewaltiger. Mehr als 20 Jahre saß Frank Schmökel im Maßregelvollzug, unterbrochen nur von Ausbrüchen und erneuten schweren Taten. Nun aber muss der 54-Jährige doch noch seine lebenslange Haftstrafe in einem regulären Gefängnis antreten, zu der er im Jahr 2002 nach einer blutigen Flucht mit mehreren Opfern verurteilt worden war. Ein Gutachter befand jetzt: Dem 54-Jährigen ist im Maßregelvollzug nicht mehr zu helfen, bei dem Schwerverbrecher ist jede Therapie nutzlos, die narzisstische und dissoziale Störung bleibt. Einen entsprechenden Bericht der „Märkischen Allgemeinen“ bestätigte am Samstag ein Sprecher des Brandenburger Justizministeriums in Potsdam.
Demnach hat das Oberlandesgericht (OLG) in Brandenburg/Havel bereits Anfang Dezember 2016 auf Antrag der Staatsanwaltschaft entschieden, dass Schmökel in die Justizvollzugsanstalt Luckau-Duben (Dahme-Spreewald) verlegt werden soll. Zuvor war die Anklagebehörde regelmäßig damit gescheitert, zuletzt vor dem Landgericht Potsdam im Jahr 2015. Dessen Entscheidung wurde vom OLG kassiert – es folgte der Argumentation der Staatsanwaltschaft, wonach die Sonderbehandlung des Schwerverbrechers nach mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr zu vertreten ist.
Wegen des Aufwands für die erhöhten Sicherungsmaßnahmen für den Schwerverbrecher ließ das Gericht dem Justizvollzug vier Monate Zeit. Anfang April endet die Frist für den Umzug. In Brandenburg/Havel war im Maßregelvollzug, einer geschlossenen Klinik für forensische Psychiatrie, für Schmökel eigens ein gesonderter, besonders gesicherter Trakt errichtet worden. Er wurde streng isoliert. Und auch in der Haftanstalt Luckau-Duben, sie ist die modernste und gilt deshalb als die sicherste des Landes, waren kleinere Umbauten nötig. Schmökel, der als überaus gefährlich eingestuft wird und in der Lage ist, selbst Fachleute zu manipulieren, bekommt einen eigenen Bereich in der Haftanstalt. Zudem musste das Personal aufgestockt werden, es gelten verschärfte Sicherheitsvorschriften zum Umgang mit dem 54-Jährigen. Und Schmökel muss auch selbst geschützt werden. Vergewaltiger, zumal von Kindern, stehen ganz unten in der Knast-Hierarchie.
Der Mann hat eine lange Karriere als Schwerverbrecher hinter sich. Bereits zum Ende der DDR landete er wegen versuchter Vergewaltigung von Kindern im Gefängnis. Nach der Wende verging er sich wieder an Kindern, flüchtete mehrfach spektakulär aus dem Maßregelvollzug und beging neue Gewalttaten an Mädchen. Seine letzte Flucht gelang ihm im Herbst 2000, mehrere Tage hielt er Behörden und Öffentlichkeit in Atem. Als Therapiemaßnahme war ihm Freigang in Begleitung von Pflegern gewährt worden. Bei einem Besuch seiner Mutter in Strausberg verletzte er sie und einen Pfleger mit dem Messer schwer. In einer Strausberger Laubenkolonie, wo er sich versteckt hielt, erschlug er einen Rentner. Die Polizei suchte in mehreren Bundesländern nach ihm, mehrere Hundertschaften waren im Einsatz. Sie spürten Schmökel, der mit dem Wagen des Rentners geflüchtet war, in Sachsen auf. Der Gewaltverbrecher wurde angeschossen und gefasst.
Dass Schmökel jemals wieder in Freiheit kommt, ist unwahrscheinlich. Das Landgericht Frankfurt (Oder) verurteilte ihn 2002 wegen Vergewaltigung mehrerer Mädchen, versuchten Mordes an einem Kind und wegen des Mordes an dem Rentner nicht nur zu lebenslanger Haft. Es verhängte zugleich eine anschließende Sicherungsverwahrung. Die Haftzeit für den 54-Jährigen beginnt erst mit dem Umzug nach Luckau-Duben. Frühestens nach 15 Jahren, wenn Schmökel 70 Jahre alt ist, entscheidet ein Gericht erneut über seine Zukunft und ob er weiter hinter Gittern bleiben muss. Bei solchen Schwerverbrechern dauert es jedoch in der Regel noch länger. Alexander Fröhlich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: