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Brandenburg: Gefangenen-Übergabe
Im Juli wurde der gestohlene Caravaggio gesichert – jetzt ist er zurück in Berlin
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Berlin - Das gestohlene Gemälde war sichergestellt, aber in welchem Zustand! Die Diebe hatten es unsauber aus dem Rahmen geschnitten, nicht gerollt, sondern gefaltet, Farbe platzte ab, die Gesichter von Christus und Judas waren ramponiert, ersterer hatte sogar seine Nase verloren. Und doch wurde der Zugriff, der Mitte Juli auf einem Berliner Parkplatz gelungen war, als großer Erfolg gefeiert: Der „Judaskuss“, teilweise Caravaggio zugeschrieben, wahrscheinlich aber eine Kopie aus dem frühen 17. Jahrhundert, 2008 aus dem Museum of Western and Eastern Art im ukrainischen Odessa gestohlen, war wieder da.
Das Gemälde sei nicht transportfähig, befand Roberto Contini, Kustos an der Berliner Gemäldegalerie – ein Problem, das mittlerweile dank der Hilfe ihres Restaurierungsateliers gelöst ist. Am Montagnachmittag konnte das Werk in der Gemäldegalerie durch Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) an den ukrainischen Innenminister Anatoli Mogiljow zurückgegeben werden, in Anwesenheit von Vertretern der Bundes- und des Landeskriminalamtes sowie der Staatsanwaltschaft.
Wie berichtet waren ukrainische und deutsche Behörden der internationalen Bande, die hinter dem Diebstahl steckte, auf die Spur gekommen und hatten auch von dem in Berlin geplanten Verkauf des gestohlenen Werkes erfahren. Bei der Übergabe griff die Polizei zu, drei Ukrainer und ein Russe wurden festgenommen, danach wurden in der Ukraine 20 weitere Mitglieder der Bande dingfest gemacht. Der Wert des sichergestellten „Judaskusses“, der auch unter dem Titel „Die Gefangennahme Christi“ bekannt ist, wurde anfangs auf 100 Millionen Euro geschätzt, was Caravaggio-Kenner Contini aber für zu hoch gegriffen sieht, handelt es sich doch seiner Einschätzung nach nicht um das um 1602 geschaffene Original, sondern um eine einige Jahre danach entstandene Kopie aus fremder Hand. Sie war 1870 als Geschenk eines russischen Großfürsten der Akademie der Künste in St. Petersburg gestiftet und von dieser zwischen 1899 und 1909 dem Museum in Odessa geschenkt worden.
Die Vorlage ist ein in Dublin in der National Gallery of Ireland ausgestelltes Werk, wobei möglicherweise auch dieses eine Kopie ist, allerdings von Caravaggio selbst, der angesichts seiner großen Popularität manche Motive in Mehrfachfassungen ablieferte. Das Original des Originals lagert in Rom. Andreas Conrad
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