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Brandenburg: Gen-Erhaltungswald

Brandenburgs größter Trauben-Eichen-Bestand im Schlaubetal ist besonders geschützt

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Schernsdorf - Spreewälder Gurken, Beelitzer Spargel und Eberswalder Würstchen – Brandenburger Produkte sind über die Landesgrenzen bekannt. Doch es gibt auch nicht so landläufige Marken. Eine gedeiht im märkischen Wald eher im Verborgenen, die Schlaubetaler Eiche im Osten des Landes. Sie ist in Industrie und Forschung begehrt. „Die Bäume liefern Qualitätsholz und anerkanntes Saatgut“, sagt Norbert Kannowsky, Geschäftsführer der Stiftung Stift Neuzelle. In den Wäldern der Stiftung wachsen diese teils 350 Jahre alten Bäume. Das Waldstück erhielt am Mittwoch besonderen Schutz. Forstminister Jörg Vogelsänger (SPD) stellte die 162 Hektar große Fläche als landesweit ersten sogenannten Gen-Erhaltungswald vor.

Eigentlich ist die Eiche ein typisch märkischer Baum. Vor Jahrhunderten wuchsen vornehmlich Eichen in der Region, sagt Jan Engel, Sprecher des Landeskompetenzzentrums Forst in Eberswalde (Barnim). Doch im 17. und 18. Jahrhundert ließen die Preußenkönige wertvolle Bestände abholzen und verkauften sie nach England. Aus dem guten Holz bauten die Engländer Kriegsschiffe. „30 Hektar Wald sind damals locker für eine Fregatte draufgegangen“, schätzt der Wissenschaftler.

Das blieb nicht ohne Folgen für das Exportland. Der Boden in der Mark laugte über die Jahrzehnte aus. Nur mithilfe der schnell wachsenden Kiefer konnte der Wald wieder aufgeforstet werden, der Boden sich erholen. Inzwischen hat sich der Trend geändert, Artenvielfalt ist gefragt. Das Land beschloss 2014 ein Maßnahmenprogramm, um die biologische Vielfalt zu erhalten. Die Kiefern werden „aufgemischt“, andere Baumarten angepflanzt, der Wald regelrecht umgebaut.

Die Vielfalt von Bäumen und Sträuchern sei das forstgenetische Reservoir der Wälder, stellte Vogelsänger fest und spricht von einem „Schatz für heutige und nachfolgende Generationen“. Das Waldgebiet mit den Schlaubetaler Eichen gilt laut Agrarministerium als größter zusammenhängender Lebensraum der heimischen Trauben-Eiche (Quercus petraea). In dem geschützten Trauben-Eichenwald werde auf 29 Hektar Fläche wertvolles Saatgut gewonnen. Es sei eine wichtige Grundlage, um Eichenbestände im ostdeutschen Tiefland anzulegen.

Die Exemplare im Schlaubetal sind unterschiedlich alt und werden seit Jahren auf großen Versuchsflächen beobachtet und erforscht. Themen seien die Zusammenhänge von Wald und Klima, Klima und Wachstum, der Zustand der Böden und Lebensräume für Tiere, sagt Engel. „Es geht um die gesamte genetische Vielfalt.“ Es gebe Urwaldflächen mit Totholz für Insekten und andere Tiere, aber auch Flächen, die bewirtschaftet werden. Alte Eichenwälder zögen bestimmte Insekten an, wie etwa Hirschkäfer. Radlern und Wanderern ist gestattet, sich dennoch in dem Wald zu bewegen, wo auf bestimmten Flächen auch Holz gefällt wird. „Allerdings dürfen Besucher die Wege nicht verlassen“, sagt Engel. Steffi Prutean

Steffi Prutean

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