Nach Anschlag in Berlin: Generalbundesanwalt bestätigt Tod von Anis Amri
Der mutmaßliche Berlin-Attentäter Anis Amri ist in Mailand erschossen worden. Das bestätigt Italiens Innenminister. Amri geriet in der Nacht in eine Polizeikontrolle - und eröffnete offenbar dann das Feuer.
- Katrin Schulze
- Frank Jansen
Stand:
Mailand/Berlin - Der mutmaßliche Berliner Attentäter Anis Amri ist in Mailand in der Nacht erschossen worden. Dies meldete zuerst die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag. Laut italienischen Angaben ist der Attentäter von Berlin in Sesto San Giovanni, einem Vorort von Mailand, bei einer Routinekontrolle erschossen worden. Italiens Innenminister Marco Minniti bestätigte den Tod des mutmaßlichen Attentäters. "Es ist ohne Zweifel Anis Amri", sagte er auf einer Pressekonferenz am Vormittag.
Die Fingerabdrücke Amris seien eindeutig identifiziert. Der Tunesier hatte jahrelang in Italien gelebt, zeitweise war er dort in Haft.
Minniti zeigte sich stolz und dankbar über den Zugriff der Polizei. Zwei italienische Polizisten hätten Amri gestoppt. Dieser habe dann bei der Ausweiskontrolle direkt eine Waffe gezogen, eine Pistole des kleinen Kalibers 22, und das Feuer eröffnet. Dabei sei ein Polizist leicht verletzt worden, der andere habe Amri dann erschossen. "Ich möchte das Gefühl unseres Landes zum Ausdruck bringen, wie dankbar wir den beiden Polizisten sind. Ich bin stolz auf sie." Der verletzte Polizist befindet sich derzeit noch im Krankenhaus.
Amri soll über Frankreich nach Italien gereist sein
Amri soll keine Papiere bei sich gehabt haben und per Zug von Frankreich nach Italien eingereist sein. Laut der Zeitung "Repubblica" hatte Amri einige Zugtickets dabei, mit denen sich rekonstruieren lässt, woher er kam - demnach reiste er über Chambery (etwa 110 Kilometer östlich vom französischen Lyon) und Turin in die Region Mailand.
Auch die Fingerabdrücke des Toten bei Mailand sollen mit denen übereinstimmen, die auch am Lkw in Berlin gefunden wurden. Das meldeten mehrere italienische Zeitungen, die sich auf Sicherheitskreise berufen.
Hochrangige Beamte waren überrascht, dass Amri inzwischen in Italien war
Das BKA hatte bis zur Pressekonferenz des italienischen Innenministers noch keine offizielle Bestätigung erhalten, dass es sich bei dem Erschossenen um Anis Amri handelt. Das erfuhr der Tagesspiegel aus Sicherheitskreisen. Auch hochrangige Beamte waren demnach überrascht, dass Amri inzwischen in Italien war. Noch am Morgen waren sie davon ausgegangen, dass er sich in Berlin oder NRW aufhalten würde.
Das Innenministerium zeigte sich erleichtert, dass von dem mutmaßlichen Berliner Attentäter offenbar keine Gefahr mehr ausgeht. Das sagte ein Sprecher. Zudem bedanke man sich für die gute Zusammenarbeit mit den italienischen Behörden.
Die Ermittlungen gehen weiter
Generalbundesanwalt Peter Frank bestätigte den Tod von Anis Amri, der mutmaßlich den Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz verübt hat.
Die Ermittlungen gehen laut Frank aber weiter. Er wolle nun vor allem untersuchen, ob es Mitwisser oder Gehilfen gab und ob Amri Teil eines größeren Netzwerks war.
Bundeskanzlerin Angela Merkel will heute noch mit dem tunesischen Präsidenten Beji Caid Essebsi telefonieren. Es soll auch um die Rückführung von abschiebepflichtigen Tunesiern aus Deutschland gehen, kündigt eine Sprecherin an.
Kein Zweifel, dass Amri für den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt verantwortlich ist
Nach dem Tunesier war seit Donnerstag mit deutschem Haftbefehl gefahndet worden. Es bestanden kaum noch Zweifel, dass Amri für den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt verantwortlich ist. Seine Fingerabdrücke wurden mehrfach an dem Lkw sichergestellt, der am Montagabend in die Budengasse nahe der Gedächtniskirche gerast war. Zwölf Menschen waren dabei ums Leben gekommen.
Auf Amris Spur waren die deutschen Ermittler gekommen, als sie im Lastwagen seine Duldungspapiere fanden. Das geschah aber erst am Dienstag, weil die Fahrerkabine zunächst versiegelt worden war. Amri, der 2015 über Freiburg nach Deutschland einreiste, war Medienberichten zufolge in Italien und Tunesien bereits zu langen Haftstrafen verurteilt worden.
Fotos der Überwachungskamera zeigen nicht Amri
Bei der Person auf den am Donnerstag bekanntgewordenen Fotos einer Überwachungskamera vor einer Moschee in Berlin handelt es sich nicht um den mutmaßlichen Attentäter Anis Amri. Das teilte der Chef des Landeskriminalamts, Christian Steiof, bei der Sitzung des Berliner Innenausschusses mit. (mit dpa)
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