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Brandenburg: Geständnis per Post

Gerwald Claus-Brunner gab schriftlich zu, Mirco L. umgebracht zu haben. Ermittlungen sind beendet

Stand:

Berlin - Der Berlin Piraten-Abgeordnete Gerwald Claus-Brunner hatte nach der Tötung von Mirco L. ein Geständnis verschickt, bevor er sich selbst das Leben nahm. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen daher jetzt eingestellt. „Wir können und dürfen nicht gegen Tote ermitteln“, sagte Martin Steltner, Sprecher der Staatsanwaltschaft, am Donnerstag. Es gebe keinerlei Hinweise auf einen Mittäter oder Mitwisser. Am Mittwoch wurde bei der Polizei ein Paket abgegeben, das Claus-Brunner nach der Tat und vor seinem Suizid abgeschickt hat.

Es war an einen früheren Lebensgefährten von Claus-Brunner adressiert, wurde aber von Nachbarn entgegengenommen. Diese informierten die Polizei, als sie den Absender erkannten. In dem Paket waren persönliche Gegenstände Claus-Brunners und ein Brief mit einem Geständnis. „Unser Bild von der Tat hat sich dadurch abgerundet“, sagte Steltner. Das Motiv der Tat liege im persönlichen Bereich. Was in dem Brief stand, sagte der Sprecher wegen des Persönlichkeitsschutzes der Toten nicht.

Dem Vernehmen nach werten Juristen die Tat nicht als Mord, sondern als Totschlag. Die sogenannten Mordmerkmale wie Heimtücke, besondere Grausamkeit oder Verdeckung einer anderen Straftat fehlten, hieß es. Nach Polizeiangaben starb L. „durch stumpfe Gewalt gegen den Oberkörper“. Beide Leichen lagen in verschiedenen Zimmern der Wohnung Claus-Brunners in Steglitz.

Die Polizei hatte die Leichen am Montag gefunden. Zuvor hatten die Piraten die Polizei am Montag informiert, nachdem sie einen Abschiedsbrief von Claus-Brunner bekommen hatten. Kurze Zeit später hatte die Partei schon einen Nachruf ins Internet gestellt. Darin heißt es unter anderem: „Faxe war nie einfach“. Faxe, so der Spitzname des Abgeordneten, hatte bereits im Januar kurz vor dem Ausschluss aus der Fraktion gestanden. Zunächst hatten die Piraten auch mitgeteilt, dass Claus-Brunner unheilbar krank gewesen sei. Nach Angaben der Justiz hatte die Obduktion keine Hinweise auf die genannte Krankheit erbracht. Wie berichtet hatten die Piraten diesen Satz später gestrichen.

Mirco L. soll vermutlich am Donnerstagabend in seiner Weddinger Wohnung getötet worden sein. Wieso Claus-Brunner die Leiche in seine Steglitzer Wohnung brachte, wird wohl nie bekannt werden. Spekuliert wird, dass der kräftige Abgeordnete die Leiche auf eine Sackkarre gezurrt und dann, an ein Fahrrad gebunden, nach Steglitz geschafft haben soll.

Der 29-Jährige soll von dem Abgeordneten gestalkt worden sein, dem Vernehmen nach hatte L. Anzeige erstattet. Über Twitter hatte der Abgeordnete kurz vor seinem Tod ein Liebesbekenntnis an seinen „Wuschelkopf“ veröffentlicht. „Mein Leben für dich, lieber Wuschelkopf. Für immer und ewig.“ L. soll die Liebe nicht erwidert haben. Jörn Hasselmann

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