Brandenburg: Grippe-Alarm im Spanien-Bus
Schülergruppe wies deutliche Symptome auf. 116 Erkrankte in Berlin, 33 in Brandenburg
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Berlin/Potsdam - Als die ersten Schüler an Bord über Fieber und Husten klagten, handelte der Busfahrer umgehend. Per Handy setzte er sich mit dem Robert-Koch-Institut in Verbindung, das wiederum informierte das Gesundheitsamt im Berliner Stadtbezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Leiterin Claudia Kaufhold empfing die Reisegruppe aus dem spanischen Küstenort Lloret de Mar am Sonntagnachmittag persönlich bei der Ankunft am Zentralen Omnibus Bahnhof (ZOB) am Berliner Funkturm.
Von den 74 Schülern klagten sieben über deutliche Grippesymptome. Kaufhold verteilte Merkblätter mit Verhaltenstipps und Hygienehinweisen bei Verdacht auf Schweinegrippe. Sie empfahl den Betroffenen, am nächsten Tag beim Arzt einen Schnelltest durchführen zu lassen. Wie viele Tests positiv ausfielen, darüber gab es keine Rückmeldung.
Die Zahl der am H1N1-Virus erkrankten Berliner ist allerdings inzwischen auf 116 angestiegen. Täglich bestätigen sich etwa zehn neue Verdachtsfälle. Im Land Brandenburg gibt es inzwischen 33 bestätigte Fälle von Schweinegrippe. Am Wochenende wurden zwei Neu-Erkrankungen in Oberspreewald-Lausitz sowie in Spree-Neiße gemeldet, wie das Landesgesundheitsministerium am Montag in Potsdam mitteilte. Die 18-jährige Frau und der 24 Jahre alte Mann waren – wie die meisten Erkrankten in Brandenburg und Berlin – gerade aus Spanien-Urlauben zurückgekehrt. Wie bei den anderen Fällen in der Region verlaufe die Krankheit milde. Derzeit werden nach Angaben des Robert Koch-Instituts in Deutschland täglich mehrere hundert neue Infektionen mit dem Erreger H1N1 gemeldet.
Die Gesundheitsverwaltungen der Länder bereiten sich derzeit auf die Massenimpfungen vor, die voraussichtlich ab Ende September durchgeführt werden können. Mit zwei Millionen bestellten Impfdosen erhält Berlin 4,12 Prozent der von Deutschland georderten Gesamtmenge. Brandenburg hat am vergangenen Freitag zunächst 1,5 Millionen Dosen bestellt und Optionen auf weitere, falls die Impfaktionen ausgedehnt werden müssen. Geimpft werden soll nach Plan: Schwangere, chronisch Kranke sowie Mitarbeiter des Gesundheitswesens, der Polizei und Feuerwehr zuerst. Danach kann sich der Rest der Bevölkerung behandeln lassen, die Kosten dafür sollen die Krankenkassen tragen. Angeboten wird die Impfung über öffentliche Gesundheitsdienste, Betriebsärzte und niedergelassene Ärzte. „Wir rechnen damit, dass die ganze Aktion vier bis fünf Monate dauern wird“, sagt die Sprecherin der Berliner Gesundheitsverwaltung, Marie-Luise Dittmar.
Bei der „Berlin Linien Bus GmbH“ gibt man sich trotz des Vorfalls vom Wochenende entspannt. Das Unternehmen fährt vom ZOB verschiedene Reiseziele in Deutschland und Europa an, unter anderem auch Großbritannien, das nach Spanien das zweithäufigste Infektionsland ist. „Unsere Fahrer wissen, wie sie reagieren müssen“, sagt ein Sprecher. Sollte ein Verdachtsfall an Bord auftreten, sei es angewiesen, sich mit der Einsatzleitung in Verbindung zu setzen und das weitere Vorgehen abzusprechen. Ein solcher Fall sei bislang im Zusammenhang mit der Schweinegrippe aber noch nicht eingetreten. Ebenfalls davon unbehelligt geblieben ist das in Prenzlauer Berg ansässige Reiseportal „buswelt.de“. „Bislang sind bei uns keine Reisen deswegen storniert worden“, sagt ein Sprecher.
Bei Mango-Tours – auf Busfahrten nach Spanien spezialisiert – macht sich bislang keine Panik wegen einer möglichen Ansteckungsgefahr breit. „Wir haben sogar verstärkt Last-Minute-Buchungen“, sagt ein Sprecher. Drei bis vier Busse des Unternehmens fahren wöchentlich von Berlin aus verschiedene Urlaubsorte an der Costa Brava an. Nach Lloret de Mar reisen pro Woche etwa 1000 Urlauber aus ganz Deutschland. Das Personal sei über Vorsichtsmaßnahmen unterrichtet. Sollte ein Urlauber vor Ort Symptome aufweisen und sich der Verdacht auf Schweinegrippe bestätigen, werde versucht, ihm einen kostenlosen verlängerten Aufenthalt zu ermöglichen. So sollen Mitreisende im Bus geschützt werden. hey/dpa/pet
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