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Brandenburg: Grollender Abgang nach dem Duell
Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit soll sich in der Redeschlacht mit Frank Henkel vor allem über das Konzept des RBB geärgert haben
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Berlin - Ein richtiges Fernsehduell endet nicht, wenn die Moderatoren das feststellen. Auch der Abgang hat Bedeutung. Ausgerechnet der Regierende Bürgermeister von Berlin und SPD-Spitzenkandidat für die Berlin-Wahl am 18. September, Klaus Wowereit, soll dabei nach dem Rededuell am Dienstagabend im RBB mit dem CDU–Mann Frank Henkel Nerven gezeigt haben.
Wie unzufrieden Wowereit wirklich mit der Sendung war, als er den Landessender verließ, weiß wohl nur er selbst. Zeugin für die Wut-These ist vor allem Monika Grütters, Henkels Stellvertreterin im Berliner CDU-Präsidium und, logisch, Partei in der Nachbereitung des TV-Duells und Interpretation des Wowereit-Abgangs. Grütters, die Wowereit aus vielen Begegnungen kennt, sagte, nach der Sendung, als man noch mit einem Getränk beisammen stand, sei Wowereit „genervt“ und „grußlos“ an ihr vorbeigegangen – „das macht der sonst nie“. Von RBB-Mitarbeitern hat sie erfahren, dass sich Wowereit über die Einspieler – die kurzen Filme zu einzelnen Themen – geärgert habe und auch mit den Moderatoren unzufrieden gewesen sei. Ein anderer Begleiter Henkels sagt, Wowereit sei so schnell aus dem Sender gelaufen, dass seine Sicherheitsleute sprinten mussten.
Dabei hätte Henkel durchaus mehr Anlass gehabt, sich zu beschweren. Das plakative Filmchen zum Thema Sicherheit etwa ließ den Ansatz des CDU-Manns insgesamt fragwürdig erscheinen. Sicherheit als Wahlkampf-Thema? Vier Normal-Berliner verkündeten in dem Einspieler, sie machten sich um ihre Sicherheit keine Sorgen. Und bevor Wowereit und Henkel zu Wort kamen, beschied die Moderatorin Claudia Nothelle dem CDU- Kandidaten, dass laut einer Umfrage die Innere Sicherheit ganz weit unten auf der Liste der wichtigen Wahlkampfthemen stehe.
Der Kurzfilm, über den sich Wowereit offenbar geärgert hatte, handelte von Berliner Schulen und führte ein paar ramponierte Gebäude vor: Nichts Neues für Leute, die sich für Schulpolitik interessieren und Zeitung lesen – indes auch kein Kompliment für den Senat. Dass sollte reichen, um Wowereits rasanten Abgang zu erklären? In der SPD gibt es nur eine Bestätigung dafür, dass der Spitzenkandidat nach dem Duell das Konzept und die Moderation kritisiert habe. Es sei aber übertrieben zu behaupten, er sei wütend davongerauscht, heißt es aus Wowereits Umgebung. Vielmehr sei er „insgesamt zufrieden mit dem Duell“. Auch könne keine Rede davon sein, dass das Sendekonzept vor dem Duell mit Renate Künast an diesem Donnerstagabend geändert werden solle. Und überhaupt habe auch die CDU das Konzept mit den Kurzfilmen nicht gut gefunden. Henkels Sprecher Michael Gentsch bestätigt das. Der RBB habe aber darauf bestanden, die Einspieler zu zeigen – und dabei sei es geblieben.
Dass Politiker lieber selbst reden als in kurzen Filmen Themen vorgeführt zu bekommen, versteht sich: „Weil man nicht weiß, was da kommt“, sagt einer, der sich auskennt. Es versteht sich aber auch, dass am Sendekonzept nun nichts mehr geändert werden kann – schon weil die Spitzenkandidatin der Grünen, Renate Künast, ein Recht auf die gleichen Bedingungen wie Henkel hat.
RBB-Sprecher Justus Demmer stellt deshalb förmlich fest: Auch im Fernsehduell zwischen Klaus Wowereit und Renate Künast am Donnerstagabend werde es Einspieler zu den einzelnen politischen Themen geben. Und selbstverständlich würden die Moderatoren dieselben sein – Claudia Nothelle und Christoph Singelnstein. Was nun Wowereits Wut anbelangte, erklärte Demmer: „Uns liegt keine Beschwerde des Regierenden Bürgermeisters vor.“
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