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Brandenburg: Größeres Terminal vorschnell verworfen
Flughafenplaner gingen beim BER nicht auf Vorschläge der Architekten ein Haupthalle wird nun durch Pavillons erweitert. Doch es gibt weniger Platz
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Berlin/Schönefeld - Frühestens in gut einem Jahr nimmt der Flughafen „Willy Brandt“ seinen Betrieb auf. Doch schon heute müssen die Planer darüber nachdenken, wie sie das 4,3-Milliarden-Euro-Projekt schnell erweitern können – denn der Großflughafen wird schon bald an seine Kapazitätsgrenzen stoßen. Grund dafür sind Fehlentscheidungen der Flughafengesellschaft (FBB) und des Aufsichtsrates. Denn Vorschläge der Architekten um das Planungsbüro PG BBI, das Hauptgebäude gleich größer zu bauen, waren nach PNN-Informationen bereits 2007 verworfen worden. Begründet worden war dies damals mit dem Hinweis auf das geringe Budget von 640 Millionen Euro für das Terminal. Inzwischen ist die Anlage doch noch in der Bauphase erweitert worden - mit ähnlichen Kosten, aber mit deutlich weniger Platz für weitere Schalter. Jetzt ist der Druck bei der Flughafengesellschaft groß – und dieser Druck wäre vermeidbar gewesen, sagen Insider. Welche Folgekosten das nach sich zieht, ist noch völlig offen.
Einen neuen Flughafen plane man mit einer Reserve von 30 bis 40 Prozent, sagen Fachleute. Berlin ist in den vergangenen Jahren allerdings vom Erfolg im Luftverkehr überrollt worden - der Flughafen wird bereits beim Start nach derzeitigem Stand zu mehr als 90 Prozent ausgelastet sein. Für 27 Millionen Passagiere pro Jahr ist er konzipiert; 25 Millionen erwartet die Flughafengesellschaft bereits in diesem Jahr. Entscheidender ist dabei aber, wie viele Fluggäste in Spitzenstunden durchgeschleust werden können, was wiederum von der Zahl der Schalter und Kontrollstellen abhängt. 118 Schalter und 36 Kontrolllinien soll es geben. Dass das aber offenbar zu gering bemessen ist, davor hatten die Planer bereits 2007 gewarnt.
Auch die Platzprobleme der Bundespolizei für die Kontrolllinie wären vermeidbar gewesen, hätte die FBB den frühen Erweiterungsplänen zugestimmt. Wie berichtet rechnet die Bundespolizei intern mit Kapazitätsproblemen, weil der Check-in-Bereich zu klein bemessen sei.
Die Flughafengesellschaft verweist regelmäßig darauf, dass sie zu Beginn der Planungen zum Teil heftig kritisiert worden sei, weil sie angeblich zu groß geplant habe. Deshalb ist man 2007 auch nicht dem Vorschlag gefolgt, die Fläche der Haupthalle zu vergrößern. Das Terminal ist jetzt 220 Meter lang, 180 Meter breit und 32 Meter hoch. Tatsächlich aber war die Finanzierung der entscheidende Grund, warum das Terminal nicht schon damals größer geplant wurde. Demnach sollte das Budget unbedingt gehalten werden. Inzwischen haben sich die Kosten für das Terminal auf 1,2 Millionen Euro verdoppelt. Das ist genau jene Summe, für die ein Konsortium um dem Baukonzern Hochtief den Flughafen errichten wollte. Wegen der hohen Summe hatte der Aufsichtsrat 2007 das Vergabeverfahren an einen Generalunternehmen gestoppt.
Nach PNN-Informationen hätten die Architekten, die sich weiter nicht äußern wollen, den Auftrag von Anfang an lieber aufgeteilt und einzeln an kleinere Unternehmen vergeben. Vorteil: Mittelständische Unternehmen arbeiten in der Regel mit eigenen Mitarbeitern und Maschinen, während Generalunternehmen meist erst Personal und Geräte besorgen müssen. Doch erst als die Angebote der Generalunternehmen, die für eine Milliarde Euro bauen wollten, dem Flughafen zu teuer waren, teilte man die Aufträge auf.
Die Flughafengesellschaft hatte ursprünglich für 640 Millionen Euro bauen wollen. Die Kosten sind auch wegen zahlreicher Änderungen und Erweiterungen der Anlagen während der Bauzeit gestiegen. Aufsichtsrat und FBB hatten trotz etlicher Zusatzwünsche immer auf den ursprünglichen Kostenrahmen und die ehrgeizigen Zeitpläne gepocht.
Hinzu gekommen sind in der Bauphase zwei Pavillons. Sie kosten rund 40 Millionen Euro und sollten weiteren Platz schaffen, der für Kontrollen zur Mitnahme von Flüssigkeiten in die Kabine nötig wäre. Den Beschluss zu derlei Anti-Terror-Maßnahmen hat die EU aber verschoben. Die Flächen sind aber kleiner als die der vorgeschlagenen Erweiterun.
Der Rohbau wurde zwar pünktlich fertig, doch die Flughafengesellschaft hat sich dabei die Möglichkeit verbaut, die vorgesehenen beiden Erweiterungsgebäude auf dem Vorfeld unterirdisch mit dem Hauptterminal zu verbinden. Auf einen Tunnel hat die Gesellschaft verzichtet, um Kosten zu sparen. Jetzt gibt es in den Kelleranlagen keine Anschlussmöglichkeit mehr. Passagiere können nur mit dem Bus oder über eine Brücke zu den Erweiterungsbauten kommen. Ein solches Bauwerk über das Vorfeld hatte die Gesellschaft als nicht ausführbar bezeichnet. A. Fröhlich/K. Kurpjuweit
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