Brandenburg: Häftling legt Feuer in seiner Zelle Justiz wertet Vorfall
in Heidering als Protest
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Großbeeren - Gegen 5.30 Uhr gellte ein Hilfeschrei durch das Haus 3 des erst vor zwei Jahren eröffneten Berliner Gefängnisses in Großbeeren (Teltow-Fläming). In einer Zelle in der obersten Ebene 3 hatte der Gefangene in der Nacht zum Sonntag Feuer entfacht und sich dann an das geöffnete Fenster gestellt. Deshalb wird seine Tat auch nicht als Suizidversuch, sondern als Protest eingestuft.
Nach Angaben eines Mitgefangenen soll sich der aus Polen stammende Mann verbarrikadiert haben, Justizangestellte sollen ihn mit Gewalt aus der brennenden Zelle geholt und die Flammen mit Feuerlöschern selbst gelöscht haben. Zwei Justizangestellte atmeten giftiges Rauchgas ein, so dass sie in Krankenhäuser gebracht werden mussten. Fünf weitere konnten ambulant behandelt werden. 17 Inhaftierte auf der betroffenen Ebene wurden aus ihren Zellen geholt, sie konnten erst gegen 10 Uhr zurück. Die Kriminalpolizei hat Ermittlungen wegen schwerer Brandstiftung aufgenommen – auf dieses Delikt steht mindestens ein Jahr Gefängnis. Wie hoch der Schaden ist, ist unklar. Obwohl Heidering in Großbeeren steht, ist es ein Berliner Gefängnis, es entstand auf einem früheren Rieselfeld der Stadt Berlin.
Nach Angaben einer Berliner Justizsprecherin verbüßt der Mann noch bis April seine Strafe in Heidering. Weitere Angaben machte die Sprecherin nicht. Nach Informationen von Mitgefangenen gilt der Gefangene N. als äußerst schwierig. Er soll drogensüchtig sein und deshalb bei Mitgefangenen Schulden haben. Wegen der Schulden soll er wiederum bedroht worden sein. Mitgefangene sollen in der Vergangenheit die Anstaltsleitung um eine Verlegung des Gefangenen N. gebeten haben. Seit seinem Haftantritt im November sei er bereits durch zwei Suizidversuche aufgefallen. Die Justizsprecherin lehnte eine Stellungnahme zu diesen Informationen ab.
Feueralarm in Berliner Gefängnissen gibt es immer wieder mal. Im Jahr 2006 hatten zum Beispiel mehrere Insassen des Abschiebegefängnisses der Polizei in Grünau insgesamt fünf Matratzen in ihren Zellen in Brand gesetzt. Die Flüchtlinge wollten mit dieser Aktion gegen die Haftbedingungen protestieren – zuvor hatte ein 63-jährige Mazedonier versucht, sich aus Protest gegen seine Abschiebung auf einer Toilette zu erhängen. Verletzt wurde damals niemand. Jörn Hasselmann
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