Brandenburg: Hanfzucht ausgehoben
Ermittler stellen rund 17 Kilogramm Marihuana sicher. 49-jähriger Berliner festgenommen
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Mahlow/Berlin - Auf der Spur waren ihm die Ermittler bereits seit Längerem, vorgestern schlugen sie zu: Wegen des Verdachts des Handels mit Betäubungsmitteln „in nicht geringer Menge“ nahmen Beamte des Rauschgiftdezernats im brandenburgischen Landeskriminalamt (LKA) am Donnerstag einen 49-jährigen Berliner fest. Sowohl in dessen Berliner Hauptwohnung als auch in einer Nebenwohnung in Mahlow (Teltow-Fläming) stellten die Ermittler reichlich Beweismaterial sicher: insgesamt 17 Kilogramm geerntetes Marihuana, 436 Cannabispflanzen und 65 Setzlinge.
Am gestrigen Freitag wurde der mutmaßliche Drogenbauer und -händler dem Haftrichter vorgeführt. „Es wurde Haftbefehl erlassen. Der Verdächtige wurde bereits in eine Justizvollzugsanstalt überstellt“, teilte LKA-Sprecher Toralf Reinhardt gestern mit. Die Informationen, die zu dem 49 -Jährigen führten, kamen nach LKA-Angaben unter anderem von Konsumenten und Weiterverkäufern, sogenannten Dealern. Nähere Angaben wurden mit Verweis auf die nach wie vor laufenden Ermittlungen nicht gemacht. Allerdings sei der Mann bereits einschlägig bekannt, sagte LKA-Sprecher Toralf Reinhardt.
Ebenso vertraut ist das Muster der Tat. Offensichtlich hatte der festgenommene Cannabis-Gärtner zwar in Berlin gelebt, den Nachschub für sein Drogengeschäft jedoch in Mahlow großgezogen. Bei der Durchsuchung dort entdeckten die Beamten nicht nur die bis zu 85 Zentimeter großen Pflanzen und sämtliche Setzlinge, sondern auch eine komplette Ausstattung zum Betrieb einer sogenannten Indoor-Plantage. „Häufig leben die Betreiber der Plantagen in Berlin, bauen die Pflanzen aber im Land Brandenburg an“, erläuterte Reinhardt gestern.
Die am Donnerstag ausgehobene Plantage in Mahlow ist bereits die neunte Zuchtanlage, die in diesem Jahr im Land Brandenburg entdeckt worden ist. Zuletzt ließen die Ermittler in Kloster Lehnin im Landkreis Potsdam-Mittelmark zwei mutmaßliche Drogenbauern auffliegen. Knapp 2000 Cannabispflanzen fanden Polizei- und Zollbeamte in einer überdachten, zweistöckigen Anlage. Ein 32-Jähriger und eine 38-Jährige wurden festgenommen. Bei Zuchtanlagen dieser Größenordnung sprechen die Ermittler von Profiplantagen, bei einen Zahl zwischen 100 bis 990 Pflanzen von Großplantagen. Mit bislang zwei Profi- und fünf Großplantagen im Jahr 2011 bewege man sich in etwa auf dem Niveau der Vorjahre, sagte LKA-Sprecher Reinhardt gestern.
Im Bundesvergleich ist die Zahl der entdeckten Pflanzungen im Land Brandenburg aber nach Einschätzung der Kriminalisten nicht auffällig. In westlichen Bundesländern mit Grenze zu den Niederlanden, vor allem in Nordrhein-Westfalen, liege die Zahl höher. Seit in den Niederlanden verstärkt gegen den illegalen Anbau von Cannabis, so der wissenschaftliche Name der Hanfpflanze, vorgegangen werde, sei die Zucht in Deutschland offensichtlich interessanter geworden, meinte Toralf Reinhardt. In den Niederlanden wird zwar der Konsum von Marihuana geduldet, der Anbau ist jedoch weiterhin untersagt. Seit rund drei Jahren kämpft die holländische Polizei sogar mit einer eigens eingesetzten Task Force gegen die Drogenbauern.
Wenn auch anderswo die Zahl der entdeckten Plantagen höher liegt, so sind dafür im gesamten Ostdeutschland und damit auch im Land Brandenburg die Bedingungen günstiger, auf einen Schlag eine größere Ernte zu erzielen. Für die Zucht im großen Stil würden sich Drogenbauern ab und an große leerstehende Gebäude ehemaliger Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG) zunutze machen, sagte LKA–Sprecher Reinhardt. Matthias Matern
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