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Und Tschüss: Haasenburg-Geschäftsfüher Mario Bavar hat das umstrittene Unternehmen verlassen.

© dpa

Haasenburg-Skandal: Heim-Chef verlässt die Haasenburg

UPDATE Nach Angaben der Firma sind nicht die Ermittlungen wegen mutmaßlicher Misshandlungen der Gründ für die Trennung. Allerdings war Geschäftsführer Bavar nach Bekanntwerden der Vorwürfe heftig kritisiert worden.

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Neuendorf am See - Der langjährige Geschäftsführer der umstrittenen Haasenburg-Heime in Brandenburg, Mario Bavar, hat das umstrittene Unternehmen verlassen. Einen Zusammenhang mit den Ermittlungen wegen Misshandlungsvorwürfen und mit dem Bericht der von Jugendministerin Martina Münch (SPD) eingesetzten Untersuchungskommission bestritt das Unternehmen. Der Bericht, der Mitte der Woche an das Ministerium übergeben wurde und dort ausgewertet wird, sei nicht Anlass für die Trennung, sagte ein Haasenburg-Sprecher. Man habe sich im Einvernehmen zum 1. November getrennt.

Tatsächlich war auch Bavar nach Bekanntwerden der Misshandlungsverwürfe im Frühjahr von früheren Heimbewohnern heftig kritisiert worden. Sie beschrieben ihn als angsteinflößend, er soll Jugendlichen damit gedroht haben, längere Zeit nicht mehr aus dem Heim herauszukommen. Anfang 2011 hatte Bavar einen Haasenburg-Mitarbeiter entlassen, der zuvor beim Landesjugendamt die Zustände und den Umgang mit den Jugendlichen in der Haasenburg kritisiert hatte.

Dass Bavar jetzt seinen Posten bei der Haasenburg räumt, ausgerechnet kurz bevor der Bericht der Untersuchungskommission veröffentlicht werden soll, ist zumindest auffällig. Auch das Unternehmen selbst rechnete damit, dass der Bericht „mit Sicherheit Verbesserungsvorschläge und Kritik“ enthält. Der Vorsitzende der mit Expertem besetzten, sechsköpfigen Untersuchungskommission, Martin Hoffmann, sagte: „Es kann nicht einfach so weitergehen wie bislang.“ Bundesweit sei eine neue Debatte über die geschlossene Unterbringung problematischer Kinder und Jugendlicher nötig. Kenner schreiben die Probleme der Haasenburg deren Herkunft zu: Sie hatte sich aus der örtlichen Kinder- und Jugendpsyhiatrie in Lübben heraus gegründet.

In den drei Brandenburger Heimen des Unternehmens sollen Kinder und Jugendliche gedemütigt und misshandelt worden sein. Die Staatsanwaltschaft Cottbus ermittelt gegen Erzieher und Betreiber. Die Haasenburg weist die Vorwürfe zurück. Diese stellten aber seit Monaten eine große Belastung dar und etwa 100 Beschäftigte hätten ihre Arbeit verloren. Derzeit werden nach Angaben des Unternehmenssprechers insgesamt etwa 50 Kinder und Jugendliche betreut. Zwei von ihnen sucht die Polizei, nachdem sie aus dem Heim in Neuendorf weggelaufen sind. Die Mutter des 17-jährigen Mädchens habe eine Vermisstenanzeige gestellt. Die Jugendliche soll am Dienstagabend mit einem 16-Jährigen fortgelaufen sein. In der Vergangenheit hatten mehrfach Jugendliche die Heime eigenmächtig verlassen.

Die Staatsanwaltschaft hatte Anfang Juli die Einrichtungen durchsucht und Unterlagen sichergestellt. Für den Standort in Müncheberg (Märkisch-Oderland) gilt ein Belegungsstopp. In dem Heim in Neuendorf am See (Dahme-Spreewald) dürfen unter bestimmten Bedingungen neue Bewohner aufgenommen werden. Das dritte Haasenburg-Heim in Jessern (Dahme-Spreewald) wurde vom Betreiber stillgelegt. Mit Spannung wird erwartet, zu welchen Ergebnissen die Untersuchungskommission bei ihren Gesprächen in den Heimen gekommen ist. Auch interne Protokolle und des Landesjugendamtes werteten die Experten aus. Ministerin Münch hat sich noch nicht zu dem 120-seitigen Bericht geäußert. Es wird erwartet, dass dies am kommenden Donnerstag bei der Sitzung des Jugendausschusses des Landtages der Fall sein wird. M. van der Kraats, A. Fröhlich

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