Brandenburg: Heim ins Reich, reich ins Heim?
Hallervorden irritiert mit Dankesrede in Wien
Stand:
Berlin/Wien - Um flotte Sprüche war Dieter „Didi“ Hallervorden nie verlegen, sie waren sein Handwerkszeug, oft Blödeleien, im besten Falle Satire. Und nimmt man die Reaktionen lautstarker Erheiterung aus dem Publikum, die dem Berliner am Samstagabend in der Wiener Hofburg zuteil wurden, so haben viele seinen Auftritt nicht als reaktionäre Entgleisung verstanden, sondern als Beispiel für seinen nicht gerade politisch korrekten Humor.
Eine Dankesrede hatte er zu halten, war ihm doch für seine Rolle eines Alzheimer-Kranken im Film „Honig im Kopf“ die „Romy“ verliehen worden, Österreichs Gegenstück zur deutschen „Lola“. Einem Reporter des Wiener „Kurier“ hatte er vorher für den Fall eines Preises in den Block diktiert: „Ich würde eine Dankesrede halten, die in allen Zeitungen Widerhall fände.“ Und das tat sie: „Diese österreichische ,Lola’ – diese österreichische ,Romy’ natürlich – führe ich heim ins Reich“, hatte Hallervorden laut der Agentur dpa formuliert und umgehend vom Künstler André Heller Widerspruch geerntet. „Lieber Didi Hallervorden, ich fand das nicht in Ordnung, was Sie gesagt haben.“ Auch dafür gab’s Applaus.
„Heim ins Reich“ war eine Parole, mit der die Nationalsozialisten besonders eifrig den Anschluss der sudetendeutschen Gebiete, Danzigs und auch Österreichs ans Deutsche Reich propagierten. Laudator Michael Ostrowski suchte die Situation mit einer Witzelei zu retten und meinte, Hallervorden habe sicher nur „reich ins Heim“ gehen wollen, aber das heikle Wort war nun mal gefallen, und die Bewertungen in der Presse reichen von „Schock“ über „Irritation“ bis „Eklat“. Was Didi nicht verstehen mag: „,Heim ins Reich’ habe ich extra als Satire angekündigt.“ Ihm sei „leider unverständlich“, warum „darum so ein Wirbel gemacht“ wird: „Schwarzer Humor kann leider nicht immer allen gefallen.“ So stand es am Sonntag auf Hallervordens Facebook-Seite, verschwand aber wieder zugunsten eines Interviews aus der „Bild am Sonntag“. Das Zitat sei demnach eine „bewusste Provokation“ gewesen – „um an die Geschichte zu erinnern“. Andreas Conrad
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: