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Brandenburg: Her mit den Lolas!

Beim Deutschen Filmpreis räumt „Der Staat gegen Fritz Bauer“ ab. Jan Josef Liefers moderiert

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Berlin/Potsdam - Man sollte mehr an die Touristen denken. Kommen extra in die Hauptstadt des Glamours, hoffen vielleicht, neben dem Blick auf Brandenburger Tor, Goldelse, Currywurst und Kanzleramt auch einen auf diesen oder jenen der hier angeblich so zahlreich herumlaufenden Stars zu werfen, ein Autogramm gar zu ergattern – und dann findet die jährliche Sternstunde des deutschen Films weitab von ihren Trampelpfaden statt, sozusagen „jwd“, wie Berliner und Märker zu sagen belieben.

Das Palais am Funkturm ist als Aufführungsort der Lola-Gala zwar bewährt, aber der Aufmarsch der Zaungäste an den Absperrgittern auf dem Hammarskjöldplatz war in den Vorjahren ausgesprochen überschaubar, und es war auch am Freitagnachmittag kaum anders beim Defilée auf dem roten Teppich.

Nun ist es natürlich schwierig, in der Innenstadt einen Festort zu finden, an dem die rund 1800 Gäste auch wirklich Platz hätten, ohne einander auf dem Schoß sitzen zu müssen, zudem wurden hinterher beim sektseligen Feiern noch mal gut 200 Gäste mehr erwartet – vom notwendigen Platz für die Buffets von immerhin zehn verschiedenen Berliner Restaurants und Cateringpartnern ganz zu schweigen.

Ideal war – aber das ist schon recht lange her – die Staatsoper mit eigens nach außen erweitertem Partybereich, aber die ist leider bis auf Weiteres für solche wie auch andere schöne Veranstaltungen gesperrt. Also blieb es auch diesmal bei viel Platz und wenig Zaungästen, als es zum Verteilen der glitzernden Lolas und der Preisgelder von knapp drei Millionen Euro ging, die der Deutsche Filmpreis als angesehenster und höchstdotierter in dieser Branche zu bieten hat. Als Moderator hatte man wieder, zum bereits dritten Mal, Jan Josef Liefers gebucht.

Dabei ist Filmproduzentin Regina Ziegler mit dem Ehrenpreis der Deutschen Filmakademie ausgezeichnet worden. Sie wurde für ihre herausragenden Verdienste um den deutschen Film geehrt. Im Jahr 1973 produzierte Ziegler ihren ersten Film: „Ich dachte, ich wäre tot“ von Wolf Gremm, ihrem späteren Ehemann. Rund 500 Produktionen für Film und Fernsehen sowie zahlreiche Auszeichnungen folgten in den nächsten Jahrzehnten. Ziegler arbeitete mit Regisseuren wie Volker Schlöndorff, Rosa von Praunheim, Jo Baier, Mika Kaurismäki und Detlev Buck zusammen. Ihre Serie „Weissensee“ wurde mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

Frauenschwarm Elyas M’Barek bekam die Lola für die Komödie „Fack ju Göhte 2“ als besucherstärksten Film des Jahres. Rund 7,6 Millionen Kinozuschauer haben die Komödie von Bora Dagtekin gesehen. „Der Regisseur kann heute nicht hier sein, er macht sein Abi nach“, sagte M’Barek. Seine Dankesrede schloss er mit ernsteren Worten: Wer wählen gehe, solle bedenken, dass „Fack ju Göhte“ ohne Menschen mit ausländischen Wurzeln nicht möglich gewesen wäre.

Lars Kraumes als Favorit gehandelter Politthriller „Der Staat gegen Fritz Bauer“ bekam zu Beginn der Show drei Lolas – in den Kategorien bestes Drehbuch, bestes Kostümbild und bester Nebendarsteller. Dort setzte sich Ronald Zehrfeld durch. Der Film über die zögerliche Aufarbeitung der Nazi-Diktatur war für neun Lolas nominiert. Beste Nebendarstellerin wurde Laura Tonke für ihren Part in der Bestsellerverfilmung „Mängelexemplar“, einer Produktion der Babelsberger Ufa. In der Verfilmung des Romans von Sarah Kuttner spielt Tonke die Freundin einer depressiven Frau. Ausgezeichnet wurde Tonke auch als beste Hauptdarstellerin in „Hedi Schneider steckt fest“.

Außerdem wurden Roland Winke und Frank Kruse aus Kleinmachnow und Babelsberg für die beste Tongestaltung mit einer Lola gewürdigt. Sie hatten den Ton der X-Filme-Produktion „Ein Hologramm für den König“ mit Tom Hanks, produziert vom Babelsberger Stefan Arndt, verantwortet.

Andreas Conrad/Kay Grimmer

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