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Brandenburg: Herman Opfer „politisch korrekter Sprachpolizei“

Schönbohm kritisiert „Sprachpolizei“ / Linke fordert CDU-Innenminister zum Rückzug aus Politik auf

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Frankfurt/Main/Potsdam – Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) sieht die wegen ihrer Äußerungen zum Nationalsozialismus umstrittene frühere „Tagesschau“-Sprecherin Eva Herman als Opfer einer „politisch korrekten Sprachpolizei“.

Diese erhebe den Anspruch, „festlegen zu dürfen, welche Wörter als Indikator für nationalsozialistisch-infiziertes Gedankengut dienen“, schreibt Schönbohm in einem Beitrag für die „Frankfurter Rundschau“ (Samstagausgabe). Ein solches Vorgehen wende sich gegen die Meinungsfreiheit. „Wer an den Wert der Familie erinnert, wird zum ewiggestrigen Mutterkreuzzügler.“ Die Vorsitzende der Linksfraktion im brandenburgischen Landtag, Kerstin Kaiser, forderte Schönbohm daraufhin in ungewöhnlich scharfer Weise zum Rückzug aus der Politik auf.

Herman war vor kurzem von Johannes B. Kerner aus dessen Talkshow ausgeschlossen worden, nachdem sie mehrfach Fragen nach ihren vergangenen Äußerungen zu familiären Werten im Nationalsozialismus ausgewichen war. Anlässlich der Vorstellung ihres Buches „Das Prinzip Arche Noah. Warum wir die Familie retten müssen“ hatte Herman Anfang September gesagt, familiäre Grundwerte seien in der NS-Zeit „instrumentalisiert“ worden. Der Entnazifizierung durch die 68er als Folgereaktion sei auch die Wertschätzung für die Familie weitgehend zum Opfer gefallen.

Schönbohm nannte Hermans Ausschluss aus der Talkshow ein „unrühmliches Kapitel deutscher Fernsehgeschichte“ und ein „Lehrstück über den Umgang mit Meinungsfreiheit“. Wer es wage, „ein Sprachtabu zu brechen“, habe nichts Gutes zu erwarten. „Wer Patriotismus einfordert, wird zum chauvinistischen Nationalisten und in die braune Schmuddelecke gestellt.“

Kaiser kritisierte Schönbohm daraufhin scharf und warf ihm „braune Grenzgängereien“ vor. Nicht eine „Sprachpolizei“ habe sich gegen Herman zu Wehr gesetzt, „sondern das aufgeklärte und kritische Denken in Deutschland“, hieß es in einer Stellungnahme. Leider erweise sich der Innenminister bei diesem Thema als „unbelehrbar und unverbesserlich“. „Es ist Zeit für den Rückzug aus der Politik.

Schweigen Sie künftig, Herr Schönbohm.“ Der CDU-Politiker erwiderte auf die Kritik: „Frau Kaiser sollte erst lesen, dann reden. Wenn sie Denkverbote verteilen will, hat sie vergessen, dass wir jetzt in einer Demokratie leben.“ dpa

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