Berlin - Sie leben in Schrottimmobilien, werden zu Dumpinglöhnen beschäftigt und von dubiosen Geschäftemachern abgezogen. Die Situation vieler Roma-Familien in Berlin ist „dramatisch“ – das erkennt jetzt auch der Senat an. Mit einem „Aktionsplan“, der dieser Zeitung vorliegt, reagiert das Land auf die wachsende Zuwanderung aus Rumänien, Bulgarien und dem ehemaligen Jugoslawien. Unter Federführung von Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) sollen die Hilfsangebote für Einwanderer verbessert und ausgebaut werden. Geplant ist konkret, ein Übergangsheim als erste Anlaufstelle mit Beratungsangeboten aufzubauen. Allerdings steht das noch unter Finanzierungsvorbehalt.
„Die Ansprache der Familien ist zentrales Anliegen des Aktionsplans“, erklärte Kolat. Roma haben in ihren Heimatländern schlechte Erfahrungen mit staatlichen Einrichtungen gemacht, deshalb versuchen sie zunächst, ihre Probleme selber zu lösen und geraten dabei in die Hand von Geschäftemachern. Diesen Missbrauch, vor allem durch Vermieter von Schrottimmobilien, will der Senat stärker bekämpfen. Dabei sei man allerdings auf die Mithilfe der Bundesregierung angewiesen, etwa durch die Einführung einer gesetzlichen Regelung gegen Mietwucher.
Weitere Schwerpunkte des Aktionsplans sind Bildung und gesundheitliche Versorgung. „Wir müssen vor allem die Kinder gut ins Bildungssystem und die Jugendlichen in die berufliche Bildung integrieren“, sagte Kolat. Derzeit gibt es 168 Lerngruppen, in denen vor allem Roma-Kinder ohne schulische Vorerfahrung auf die regulären Klassen vorbereitet werden. Innerhalb von 18 Monaten hat sich die Zahl dieser Lerngruppen fast verdreifacht. Dieses Instrument soll weiter ausgebaut werden. Die meisten Roma-Familien haben keine Krankenversicherung und sind auf karitative Dienste angewiesen. Der Senat will vor allem Impfschutz und Vorsorgeuntersuchungen von Kindern sowie die Versorgung Schwangerer verbessern.
Wie viele Roma in Berlin leben, wird nicht erfasst. Bekannt ist nur, dass die Zahl der Rumänen und Bulgaren seit 2006 um fast 17 000 zugenommen hat.T. Loy
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