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Besser gestellt: Einige Regionen, die am Wasser liegen, verzeichneten der Untersuchung zufolge in den ersten sechs Monaten des Jahres aber einen deutlichen Zuwachs an Übernachtungen.

© ddp

Von Claus-Dieter Steyer: Hotels haben kein Geld für Renovierung

Tourismus kämpft mit sinkenden Übernachtungszahlen und dramatischen Umsatzeinbußen in Gastronomie

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Potsdam - Der Brandenburger Tourismus wird in diesem Jahr nicht an die 2008 erreichte Rekordzahl von rund 10 Millionen Übernachtungen in Hotels, Pensionen und auf Campingplätzen anknüpfen können und auf das Niveau von 2007 zurückfallen. Nach dem gestern vom Ostdeutschen Sparkassenverband in Potsdam vorgestellten Tourismusbarometer mussten die Betriebe in den ersten fünf Monaten wegen der Krise einen Rückgang an Übernachtungen um 2,8 Prozent hinnehmen. Das ist der sechsschlechteste Platz aller Bundesländer. Zulegen konnten dagegen Thüringen (plus 1,7 Prozent), Berlin (ein Prozent) sowie minimal auch Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg.

Viele Betriebe spüren die Zurückhaltung vieler Unternehmen bei Tagungen. „Sie verschieben entweder die Konferenzen ganz oder reduzieren die Übernachtungen“, sagte eine Sprecherin der Tourismus Marketing Brandenburg (TMB). „Auch die Ausgaben während der Tagung selbst fallen oft geringer aus.“ Leidtragende sind laut Tourismusbarometer vor allem das an den südwestlichen Berliner Stadtrand gelegene Reisegebiet Fläming, wo die Übernachtungszahlen zwischen Januar und Mai um 12 Prozent zurückgingen. Auch das Havelland (minus 9,6 Prozent) und Potsdam (minus 6,2 Prozent) gehören zu den Verlierern. Die hier ansässigen Hotels leiden insbesondere unter der starken Konkurrenz aus Berlin. „Viele Firmen und auch Privatpersonen hantieren mit den niedrigen Hotelpreisen der Großstadt“, erzählte der Chef eines Potsdamer Hotels. „Die stehen dann auf dem Standpunkt, dass es außerhalb Berlins noch billiger sein müsse. Sie kämen ja schließlich extra deswegen nach Brandenburg.“

Auf „dramatische“ Folgen dieser Entwicklung machte einer der Autoren der Sparkassenstudie, Manfred Zeiner, aus München aufmerksam. „Die Umsatzrendite in der Brandenburger Gastronomie ist auf wirtschaftlich kaum tragfähige 3,8 Prozent gefallen, notwendig wären 13 Prozent.“ Viele Betriebe würden deshalb rote Zahlen schreiben und kein Geld für Investitionen mehr haben. „Im Schnitt stecken Restaurants und Hotels pro Jahr hierzulande nur 2 500 Euro in die Renovierung, in Mecklenburg-Vorpommern ist es das Doppelte“, sagte Zeiner.

Doch auch am Personal müssen immer mehr Betriebe sparen. Zwar gibt es keine großen Entlassungswellen, dafür aber einen Austausch innerhalb der Belegschaft. „Eine gut ausgebildete Vollzeitkraft wird durch mehrere Teilzeitkräfte auf 400-Euro-Basis ersetzt, was zu erheblichen Qualitätseinbußen führt“, meinte der Fachmann. Gerade ausländische Gäste, deren Zahl um rund ein Fünftel zurückging, suchten aber oft eine gehobene Gastronomie. Doch gerade einmal 26 Restaurants gehören zur gehobenen Gastronomie, das sind 0,5 Prozent aller Betriebe.

Die Gewinner des bisherigen Tourismusjahres kommen aus dem südöstlich an Berlin grenzenden Dahme-Seengebiet (plus sieben Prozent), der Uckermark (plus vier) und dem Oder-Spree-Seengebiet (0,1). Hier schätzen die Touristen die vielen Angebote rund ums Wasser und für Radfahrer.

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