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Brandenburg: Hotels kämpfen mit den Schulden

Sparkassen: Tagesausflügler geben nur 20 Euro aus. Verstärkte Werbung im Ausland nötig

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Sparkassen: Tagesausflügler geben nur 20 Euro aus. Verstärkte Werbung im Ausland nötig Brand - Im Land Brandenburg sind viele Hotels- und Pensionen nach Erkenntnissen der Ostdeutschen Sparkassen verschuldet oder sogar überschuldet. Rund 8,3 Prozent vom Umsatz müssen allein für die Tilgung von Krediten aufgebracht werden. In Schleswig-Holstein und Niedersachsen sind es nur rund fünf Prozent. Entsprechend niedrig fällt nach dem gestern in Brand vorgestellten Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes auch der reine Gewinnanteil aus. Im Brandenburger Durchschnitt weisen die Bilanzen dafür lediglich 9,4 Prozent des Umsatzes aus, in Mecklenburg-Vorpommern immerhin fast 18 Prozent. Die Hoteliers beklagen sich laut Sparkassenverband am meisten über hohe Energiekosten, kommunalen Abgaben und Mängel in der Erreichbarkeit ihrer Häuser. Der Brandenburger Tourismus habe nur eine Chance, wenn er künftig viel stärker die Gäste mit einem großen Netz umgarnt. So fasste der Sparkassenverband die Ergebnisse seines Tourismusbarometers zusammen. Hotels und Informationszentren sollten intensiver mit Naturparks, Schlössern, Burgen, Bädern, Museen, Freizeitparks oder Einzelhändlern kooperieren. Nur so könne die leichte Abwärtsbewegung bei den Übernachtungszahlen gestoppt werden. Große Potenziale sieht das Deutsche Wirtschafts- und Forschungsinstitut (Dwif), das das Barometer für die Sparkassenorganisation erstellte, in der Werbung um Ausländer. „Auch im Jahre 2015 werden zwar ein Drittel aller Touristen Ziele im Inland aufsuchen“, sagte Dwif-Geschäftsführer Matthias Feige. „Aber die Zahl dieser Gäste verändert sich nicht.“ Zuwachs könne nur im Ausland geworben werden. Doch ausgerechnet bei diesem wichtigen Faktor zeigt das Barometer für Brandenburg im Gegensatz zum Deutschlandtrend nach unten. 11,1 Millionen ausländische Tagesbesucher registrierte das Institut im ersten Halbjahr 2005, nach 11,8 Millionen im Vorjahreszeitraum. Auch die Zahl der Berliner Tagesausflügler sank in den ersten sechs Monaten um eine Million auf 55,3 Millionen. Die Berliner bleiben aber mit Abstand die wichtigsten Kunden. Die Sachsen folgen mit rund acht Millionen Tagesbesuchern weit abgeschlagen. Allerdings geben die Tagesausflügler im Schnitt nur 20,10 Euro bei ihrem Besuch in Brandenburg aus. Deutschlandweit liegt diese Zahl bei 28,50 Euro. Die Gastronomie profitiert mit 7,60 Euro am stärksten vom Tagesbudget der Touristen. Am meisten können sich die Hotels und Pensionen im Ruppiner Land, im Oder-Spree-Seengebiet, in der Uckermark und in Potsdam freuen. Seit sieben Jahren gehen dort die Übernachtungszahlen nach oben. Gegenteilig sieht es im Fläming, im Havelland und im Dahme-Seengebiet aus. Der Spreewald hat sich nach einem leichten Rückgang in den Gästezahlen in den Jahren 2002 und 2003 jetzt wieder stabilisiert. Eine „Kannibalisierung“ stellen die Forscher im Wettbewerb der Thermal- und Erlebnisbäder um die Gäste fest. Es sei eine Sättigung des Marktes erreicht, dennoch kämen weitere Anlagen dazu. Auffallend in der Bäderstatistik sind die starken Schwankungen der monatlichen Besucherzahlen. Im Mai, Juni, September, November und Dezember herrsche Flaute, in den Ferienmonaten Februar, Juli und August kämen die meisten Gäste. Große Reserven sehen die Forscher in den Angeboten der Einzelhändler, gerade für Ausländer. Der Tourismus habe dem Einzelhandel in Brandenburg im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,164 Milliarden Euro beschert. Das sind laut „Tourismusbarometer“ nur elf Prozent des gesamten Brutto-Umsatzes im Handel. Das Potenzial sei über all im Osten längst nicht ausgeschöpft. OSGV-Präsident Rainer Voigt forderte eine noch engere Zusammenarbeit des Handels mit touristischen Verbänden und Ämtern. So könnten Geschäfte bei abendlichen Kulturveranstaltungen länger öffnen. Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) zog aus dem Barometer eine „entscheidende Schlussfolgerung“: Die Qualität der touristischen Angebote ist entscheidender denn je.

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