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Eine Teilnehmerin an einer Demonstration gegen die Ansiedlung von Tesla in der brandenburgischen Gemeinde Grünheide mit einem Plakat mit der Aufschrift „Tesla gräbt uns das Wasser ab!“.

© dpa/Paul Zinken

Update

Hurra, es ist doch Wasser da: Geologische Erkundung in Brandenburger Tesla-Region erfolgreich

Der Wasserkonflikt in der Region um die Tesla-Fabrik hat sich immer mehr zugespitzt. Doch nun meldet das Landesbergamt: Es wurde ein Grundwasserleiter gefunden.

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Für die drohende Wasserknappheit in der Tesla-Region östlich von Berlin ist eine Lösung in Sicht. Zwischen Hangelsberg und Kienbaum im Kreis Märkisch-Oderland (MOL), etwas östlich von Grünheide und der E-Auto-Fabrik, existiert ein massiver, mit hoher Wahrscheinlichkeit erschließbarer Grundwasserleiter – zwischen 20 und 50 Meter dick. Das haben Vorerkundungen des Staatlichen Geologischen Bergamts im Auftrag des Umweltministeriums ergeben.

„Die Grundwasserqualität ist gut für die Trinkwasseraufbereitung geeignet“, sagte Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Donnerstag dieser Zeitung. „Es steht ein großes Einzugsgebiet für die Grundwasserneubildung zur Verfügung, sodass eine nachhaltige Nutzung der Wasserressource möglich ist.“ Es liege nun am Wasserversorger, zügig die in seiner Verantwortung stehenden Schritte anzugehen.

MOL-Landrat Gernot Schmidt (SPD) sprach von einer guten Nachricht für die wachsende Region: „Das zeigt: Wo ein Wille ist, wo an einem Strang gezogen wird, da kann man etwas gestalten.“

Schmidt geht davon aus, dass die Erschließung des Grundwasservorkommens durch den Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) zügig in Angriff genommen werden kann. Denn davon hänge neben der Tesla-Fabrik auch die Realisierung von Schul-, Wohn- und Gewerbeprojekten in der Region, etwa in Altlandsberg oder eine größere Investition in Neuenhagen, ab.

Gegen solche Projekte hat der WSE, der für die Versorgung eines Gebietes um Erkner, Strausberg und 14 weitere Gemeinden mit 170.000 Einwohnern zuständig ist, seit Monaten regelmäßig sein Veto eingelegt – und dies mit der nicht ausreichenden Verfügbarkeit von Wasser begründet.

„Ich hoffe nun, dass der WSE zügig die Voraussetzungen schafft, um dem selbst beklagten Mangel an Fördermöglichkeiten mit eigener Initiative etwas entgegenzusetzen“, sagte Sascha Gehm (CDU), zuständiger Beigeordneter des Kreises Oder-Spree, in dem die Tesla-Fabrik liegt, dieser Zeitung. „Wie es weitergeht, hängt davon ab, ob der WSE seinen Alarmismus in Taten umsetzt“

Tesla-Plan: 100 Prozent des Abwassers recyceln

Nach den bisherigen Behördengenehmigungen dürfte die Tesla-Fabrik jährlich 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser verbrauchen, etwa so viel wie eine 60.000-Einwohner-Stadt, aber deutlich weniger als viele andere Großbetriebe im Land.

Real benötigt die E-Auto-Fabrik, die ein Jahr nach ihrem Start 11.000 Menschen beschäftigt, bisher, aber auch künftig deutlich weniger. Das liegt auch daran, dass Tesla inzwischen 65 Prozent seiner Produktionsabwässer recycelt, wie der US-Autobauer jüngst dem Tagesspiegel bestätigte. Mit der jetzt beantragten zweiten Ausbaustufe auf dem bisherigen Fabrikgelände wird eine 100-Prozent-Quote angestrebt.

Betroffen ist Tesla dennoch. Und zwar für die geplante dritte Ausbaustufe, für die sich Tesla östlich des Werkes um 100 Hektar vergrößern will. Dort soll unter anderem ein Güterbahnhof errichtet werden.

Die Wasserrecyclinganlage der Tesla-Fabrik in Grünheide (Mark).
Die Wasserrecyclinganlage der Tesla-Fabrik in Grünheide (Mark).

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Im von der Gemeinde Grünheide Ende 2022 auf den Weg gebrachten laufenden Aufstellungsverfahren für den B-Plan 60 wäre ebenfalls das grüne Licht des WSE statt der bisherigen Veto-Praxis nötig. Dass die Hangelsberg-Erkundung positiv lief, kommentierte Arne Christiani, Grünheides Bürgermeister, so: „Das hatte ich gehofft.“

Förderung von Grundwasser frühestens in fünf Jahren

Der WSE äußerte sich am Donnerstag zurückhaltend zu den Ergebnissen, mit denen das Umweltministerium den Verband bei seiner Klausurtagung am Mittwoch überrascht hatte. „Wir müssen das jetzt sichten und auswerten“, sagte WSE-Sprecherin Sandra Ponesky. Wie lange die Prüfung dauere, könne man nicht sagen.

Er sei froh, dass „das endlich auf dem Tisch ist“, sagte Henryk Pilz, Bürgermeister von Erkner und Chef der WSE-Verbandsversammlung, der die 16 Mitgliedskommunen angehören. „Es ist definitiv eine Perspektive.“ Allerdings sei die positive Vorerkundung der allererste Schritt. Jetzt würden die Ergebnisse geprüft, um möglichst auf der Versammlung am 14. Juni einen Grundsatzbeschluss fällen zu können, ob und wie der WSE eine Vorhabenträgerschaft übernimmt.

Das weitere Verfahren dauere im besten Falle „fünf bis sechs Jahre“. Bisher seien es in Brandenburg eher zehn Jahre gewesen. „Es muss schneller gehen“, so Pilz. Damit in den Wachstumskommunen in dieser Zeit kein Stillstand herrscht, seien Übergangslösungen nötig.

Landesumweltamt übernahm Kosten der Erkundung

Die Erkundungen, die nach der üblichen Brandenburger Praxis die Verbände sonst selbst bezahlen, hatte das Landesumweltministerium – wegen der Konflikte in der Tesla-Region – dem WSE mit 400.000 Euro finanziert. Nach den Befunden des Landesamtes für Geologie, Bergbau und Rohstoffe (LGBR) ist das untersuchte Gebiet östlich der Landstraße zwischen Hangelsberg und Kienbaum „geeignet, dass ein zukünftiger Wasserversorger dort einen Grundwasservorratsnachweis mit Leistungspumpversuch durchführen kann.“

Konkret konnte demnach nachgewiesen werden, „dass der zweite Grundwasserleiter flächendeckend vorhanden und 20 bis 50 Meter mächtig ist“. Er habe „eine für die Trinkwasseraufbereitung geeignete Grundwasserqualität“. Und für diesen Grundwasserleiter sei nach derzeitigem Kenntnisstand keine Gefahr durch den Aufstieg salinarer Tiefenwässer erkennbar. Das sind tieferliegende Salzwässer, die in bestimmten geologischen Konstellationen durch Aufstieg Grundwasser verunreinigen könnten.

Das Einzugsgebiet erscheint groß genug, um eine konfliktarme Gewinnbarkeit von Grundwasser in dem erforderlichen Umfang zu realisieren.

Umweltministerium zum gefundenen Grundwasservorkommen

„Das Einzugsgebiet erscheint groß genug, um eine konfliktarme Gewinnbarkeit von Grundwasser in dem erforderlichen Umfang zu realisieren“, heißt es weiter. „Es ergeben sich voraussichtlich keine relevanten Konflikte mit Wasserrechten Dritter.“ Laut Umweltministerium liegen nunmehr „alle wesentlichen Informationen vor, die der WSE für seine Entscheidung zur Übernahme der nächsten Schritte benötigt.“

Die Bürgerinitiative Grünheide warnt vor übereiltem Vorgehen. Man stemme sich nicht gegen die Erschließung der neuen Wasservorräte, „das ist für die Region positiv“, sagte Sprecher Steffen Schorcht. Es gehe ja darum, Daseinsvorsorge zu sichern, und auch die Priorität der Trinkwasserversorgung der Bevölkerung vor Industrieinteressen.

Allerdings kündigt die Bürgerinitiative entschiedenen Widerstand an, falls die Behörden – unter Verweis auf die perspektivische Lösung – jetzt dem WSE per Duldung die Förderung von mehr Wasser aus den bestehenden Wasserwerken erlauben sollten, wie Schorcht sagte: „Das wäre eine ökologische Katastrophe.“

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