
© Stk
Brandenburg: „Ich will, dass da etwas rauskommt“
In den USA übt sich Matthias Platzeck erst in Weltpolitik, dann im Standort-Marketing – Letzteres ist offenbar ein mühseligeres Geschäft
Stand:
Kaum war Matthias Platzeck in der amerikanischen Hauptstadt Washington angekommen, holte ihn die Weltpolitik ein. Der Brandenburgische Regierungschef hatte gerade in unmittelbarer Nähe des Weißen Hauses Quartier bezogen, aber dann war in dem vornehmen Hotel an Schlaf nicht mehr zu denken. Draußen tobte eine lautstarke Menge vornehmlich ganz junger Menschen, die die über alle Fernsehsender verbreitete Nachricht über den Tod Osama Bin Ladens frenetisch feierten.
Der Auftakt passte gut zum ersten Besuch des Zentrums der amerikanischen Macht, zu dem der sozialdemokratische Regierungschef aufgebrochen war. So gibt er am Montagmorgen auch gleich eine Stellungnahme für die mitgereiste Reporterin des RBB zum Besten, in der er großes Verständnis bekundete für die live erlebten Freudenstürme. Und so bleibt Platzeck dann auch an seinem ersten Tag bei Treffen mit Diplomaten, Geschäftsleuten und Journalisten der Politiker, der sich keineswegs nur mit Fragen und Antworten zur Provinzpolitik zufrieden gibt. Wohin treiben die USA, was ist von Präsident Obama zu erwarten und wie könnte sich dies schließlich auf Europa, Deutschland und letztlich Brandenburg auswirken? Platzeck im Ausland ist ein ansonsten selten erlebtes Phänomen gelassener Neugier. Und er genießt es, gespickt mit kleinen Anekdoten die angeblichen Erfolge seiner Politik mindestens so geschickt zu verkaufen wie die allerbesten Investmentbanker ihre Anlagestrategien. Am Montagmorgen formuliert er das Ziel dieses Ausflugs in genau der Unbestimmtheit, die über weite Teile den Tag bestimmen wird. „Ich will, dass da etwas rauskommt“, sagt er bei einem Treffen mit Vertretern deutscher Industrie- und Handelsinteressen.
Wirklich konkret wird es vor allem einmal. Es könnte tatsächlich etwas rauskommen in der Lausitz, sogar ein wenig Gold, vor allem aber Kupfer, wenn tatsächlich die Bergwerkaktivitäten in Spremberg beginnen sollten. Platzeck lässt sich in einem langen Gespräch mit dem angereisten Chef der Minera S.A., James Gilbert, über Details der Pläne informieren, vor allem über die Finanzierung der Hunderte von Millionen Dollar schweren Anstrengungen, die notwendig wären, wenn das Projekt aus dem Stadium einer Vorstudie heraus kommen soll. Als dann anschließend die Presse informiert wird, betonen Gilbert wie Platzeck wie wichtig es sei, dass „Transparenz“ das Vorhaben bestimmt und dass es derzeit wichtig sei, nicht vorschnell Erwartungen zu wecken. Wirklich weitreichende Entscheidungen würden erst zum Ende des Jahres fallen. Über die Geldfrage wird dabei wenig geredet, obwohl sie ein zentrales Problem ist. Denn Minera allein kann solch eine Sache nicht stemmen. Gilbert scheint sich immerhin völlig darüber im Klaren zu sein, dass schon bald alle Karten auf den Tisch müssen. „Solch ein Projekt braucht umfassende Akzeptanz“, sagt der Mann, der sich inzwischen auch mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut gemacht hat und im Anschluss zusammen mit dem Ministerpräsidenten zu einem Essen in die Residenz des deutschen Botschafters eilt.
Dort endet ein Versuch Platzecks, seiner Heimat zu besseren Startbedingungen im Wettlauf um internationale Aufmerksamkeit zu verhelfen, im Unbestimmten. Matthias von Randow, der Bevollmächtigte für Air Berlin, reagiert überaus zurückhaltend auf die Anregung, doch möglichst bald einen Direktflug von Berlin nach Washington einzurichten. „Das muss sich ja rechnen“, sagt er diplomatisch. Platzeck seinerseits wird auf amerikanischem Boden dann ganz bestimmt. Das werde sich schon, wenn endlich all die derzeit noch in Bonn arbeitenden Bundesbediensteten nach Berlin kommen würden, sagt er.
Einen Erfolg zumindest kann Platzeck dann doch noch vermelden lassen. Das in Gaithersburg (Maryland) ansässige Biotechnologie-Unternehmen Human BioSciences will in Luckenwalde (Teltow-Fläming) einen neuen Verbandstoff produzieren und dabei bis zu 100 Arbeitsplätze schaffen. Dies habe das Unternehmen dem Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) bestätigt, verkünden Staatskanzlei und Wirtschaftsministerium tausende Kilometer entfernt in der Heimat. Die Entscheidung für die 40-Millionen-Euro-Investition befinde sich in der „finalen Phase“, heißt es. Wie gesagt: es muss etwas rauskommen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: