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Brandenburg: Im Sturzflug zum Alex

Base-Flying-Anlage auf dem Park Inn in Betrieb

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Berlin - Über mir ist nur der Himmel. Und vor meinen Zehenspitzen beginnt das Nichts: 125 Meter Nichts um genau zu sein. Und unten dann der Alexanderplatz. Wie winzig die ameisengroßen Menschen da unten wirken. Gleich fliege ich in die Tiefe. Nein, ich bin nicht lebensmüde. Das, was ich vor habe, nennt man Base Flying. Base, hat eben wer erklärt, steht für die Anfangsbuchstaben der englischen Wörter für Gebäude, Sendemasten, Brücken, Felsen.

Normalerweise tun so etwas nur richtige „Base Jumper“ – mit einem Fallschirm und mindestes 200 Sprüngen Übung. Aber seit diesem Donnerstag kann es jeder mal versuchen – für 99 Euro mithilfe einer besonderen Winde, die auf der Terrasse des Hotels Park Inn aufgebaut wurde (www.jochen-schweizer.de). Naja, zumindest jeder, der sich traut. Die Frage ist: Traue ich mich?

Ein Witzbold hat im Treppenhaus zur Dachterrasse Schilder angebracht: „Warum tust du das?“ Ja, warum eigentlich? „Entspannt siehst du nicht aus.“ Na danke, auf der Treppe ging’s noch. Doch jetzt stehe ich an der äußersten Kante einer Planke. Und klammere mich ängstlich ans Geländer. Ich bin in eine Menge Gurte gezwängt. Am Rücken ist ein Haken befestigt. An einem Seil werde ich nun in die Höhe gezogen. Bloß nicht aufgeben. Aber ich will nicht fliegen, neeeiin! Doch ich sage nichts. Dann schubst mich jemand sanft über den Abgrund. Aaah! Da hänge ich nun. Schreckliches Gefühl, dieses Nichts unter dem Bauch. Ich fühle mich wehrlos. Wie eine Kuh, die mit einem Kran umhergehievt wird. Auf dem Weg zum Schlachthof. Bloß nicht runtergucken. Da, der Horizont, die Wolken, der Gasometer und das Kraftwerk in Lichterfelde. Eigentlich doch ganz nett hier oben.

Dann drückt jemand einen Knopf und ich rase mit Fallgeschwindigkeit nach unten – 39 Stockwerke in weniger als zehn Sekunden. Mein Magen implodiert, meine Augen treten aus den Höhlen – so fühlt es sich zumindest an. Plötzlich werde ich sanft abgebremst, die letzten Meter schwebe ich wie auf Wolken. Ich bin völlig benommen. Nur wahnsinnig froh, wieder mit beiden Füßen auf festem Boden zu stehen. Doch dann beginnt das Adrenalin zu wirken: Ich grinse, ich lache, ich laufe, so schnell ich kann. Ein Glücksgefühl, wie frisch verliebt. „Ich liebe das Leben“, steht auf einem Werbebanner am Fernsehturm. Stimmt: deshalb reicht ein Flug wie dieser. Daniela Martens

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