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Brandenburg: Immer mehr Wildunfälle

Mehr als 250 Menschen wurden verletzt

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Potsdam - „Vorsicht Wildwechsel“ – dieses Schild wird möglicherweise in Brandenburg künftig auch am Eingang von Ortschaften stehen. Die Zahl der Wildunfälle in Dörfern und Städten ist nach Angaben von Landwirtschaftsminister Dietmar Woidke (SPD) innerhalb eines Jahres um etwa ein Viertel gestiegen. Im Jahr 2008 wurden 2024 Fälle gezählt, bei denen Autos oder Züge in Ortschaften mit Wild zusammenprallten, 2007 waren es noch 1595 Fälle. Vor allem die starke Vermehrung von Wildschweinen nennt der Minister als Grund. Sie würden immer häufiger in Wohngebiete eindringen. Doch auch Füchse, Waschbären oder Rehe hätten häufig die Angst vor Siedlungen verloren. Die Gesamtzahl der Wildunfälle stieg 2008 im Land um knapp zwei Prozent auf 15576.

250 Menschen erlitten bei diesen Unfällen im Vorjahr ernsthafte Verletzungen. Pro Jahr verlieren im Schnitt drei Personen dabei ihr Leben. nach Angaben von Experten unterschätzen viele Auto- und Motorradfahrer das Risiko. Wie die Autobahnpolizei ermittelte, entspricht das Aufprallgewicht eines 80 Kilogramm schweren Wildschweins bei Tempo 50 dem Körpergewicht eines Nashorns – nämlich zwei Tonnen.

Der ADAC schätzt, dass rund ein Drittel aller „Baumunfälle“ in Brandenburg auf den Wildwechsel zurückgehen. Das war auch der Grund eines schweren Unfalles in der vergangenen Woche auf einer schnurgeraden Allee bei Bestensee. Dort prallte ein Motorradfahrer gegen einen Baum und erlag wenig später seinen Verletzungen. Zunächst teilte die Polizei mit, der Mann sei „aus ungeklärter Ursache“ von der Fahrbahn abgekommen. Spätere Ermittlungen ergaben jedoch, dass er zuvor einem über die Straße gesprungenen Reh ausgewichen war.

Bernd Möller, der Geschäftsführer des Brandenburger Landesjagdverbandes, sagt: „Derzeit ist gerade im Berliner Umland zu jeder Tageszeit mit Rehen auf den Fahrbahnen zu rechnen.“ Das liege vor allem am „schönen Wetter und der damit gestiegenen Zahl von Spaziergängern mit und ohne Hund in den Wäldern und in der Heide.“ Diese würden die Rehe aufscheuchen und sie flüchten lassen. Hunde sollten in freier Natur stets angeleint sein.

Bei vielen Autofahrern hat sich zudem ein oft verhängnisvoller Irrtum festgesetzt: Gerade während der Dämmerung in den Morgen- und Abendstunden sei eine Fahrt über Land gefährlich. Denn da würden schließlich die meisten Unfälle passieren, heißt es oft. Dabei, sagt Möller, sind „Wildtiere immer unterwegs. Sie können nur in der Dämmerung schlechter erkannt werden, weshalb es hier öfter zu Unfällen kommt.“ Im Sommer würde die Hauptbewegungszeit sogar in den Mittagsstunden liegen. Deshalb seien die Warnschilder „Wildwechsel“ in jedem Fall sehr ernst zu nehmen.

Der ADAC rät dazu, beim Auftauchen von Wild die Geschwindigkeit unbedingt zu verringern und die Bremsbereitschaft zu erhöhen. Bei einem Zusammenstoß sollte mit maximaler Leistung das Fahrzeug abgebremst und das Lenkrad gut festgehalten werden, um die Fahrspur beizubehalten, so ein weiterer Ratschlag. Claus-Dieter Steyer

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