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In Brandenburg wird das Wasser knapp: Immer mehr Kreise schränken die Entnahme ein
Sieben Landkreise und die Stadt Cottbus beschränken aufgrund der Trockenheit die Wasserentnahme aus Seen. Auch um das Grundwasser steht es schlecht. Wird auch hier bald reglementiert?
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Die anhaltende Trockenheit und hohen Temperaturen führen zu Niedrigwasser in Brandenburgs Flüssen, Seen und Gräben. Nahezu alle Flüsse im Bundesland haben laut der Niedrigwasserampel des Landes zu wenig Wasser.
Ab Freitag (27. Juni) verschärfen der Landkreis Spree-Neiße und die Stadt Cottbus die Wasserentnahme aus oberirdischen Gewässern der Spree, um den sinkenden Wasserständen entgegenzuwirken. Galt seit einer Woche ein beschränktes Verbot von 8 bis 20 Uhr, ist dort ab sofort das Abpumpen ganztägig verboten. Mit steigenden Temperaturen in der neuen Woche könnte sich die Situation nochmal verschärfen – und dann?
In acht Landkreisen gelten bereits Allgemeinverfügungen zur Entnahme aus oberirdischen Gewässern: neben Spree-Neiße und Cottbus sind das Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz, Dahme-Spreewald, Märkisch-Oderland, Barnim und Potsdam-Mittelmark. In vier Landkreisen, nämlich Potsdam, Brandenburg an der Havel, Havelland und Ostprignitz-Ruppin, seien Allgemeinverfügungen in Vorbereitung, teilte das Landesumweltministerium auf Tagesspiegel-Anfrage am Freitag mit.
Trinkwasser vorerst nicht beschränkt
Spezielle Warnstufen, die eine Einschränkung der Trinkwassernutzung regeln, gäbe es in Brandenburg nicht. Doch bei einer drohenden Mangelsituation könnten Landkreise und kreisfreie Städte „wasserintensive und nicht zwingend erforderliche Tätigkeiten einschränken oder verbieten“, sagte Ministeriumssprecher Sebastian Arnold.
Im Sommer 2023 schränkte die Stadt Brandenburg an der Havel zum Beispiel das Bewässern von privaten Grün- und Gartenflächen mit Grundwasser ein. Damals durfte nur von 18 bis 8 Uhr gegossen werden. Der Kreis Oberhavel appellierte im selben Sommer, Pools mit privatem Brunnenwasser nur von 18 bis 9 Uhr zu befüllen. Die aktuellen Verfügungen betreffen bisher nur oberirdische Gewässer.

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„Der Appell, sparsam mit dem Wasser umzugehen, bleibt bestehen, aber es gibt keine Einschränkung in der Trinkwasserversorgung“, sagte Jan Gloßmann, Sprecher der Stadt Cottbus. Auch das Befüllen von Pools sei bisher nicht untersagt. Eine ausreichende Trinkwasserversorgung sei zugesichert. Brandenburg an der Havel appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, nicht täglich sowie nur spätabends und frühmorgens zu wässern.
Grundwasserstände sinken
Aber auch um Grundwasservorkommen steht es laut einer aktuellen Studie des BUND schlecht. Diese weist für 15 von 18 Landkreisen „Grundwasserstress“ aus, ausgenommen lediglich die Uckermark, Ostprignitz-Ruppin und Frankfurt (Oder). Das heißt, dass der Grundwasserverbrauch höher als die Neubildung ist. „Das heißt, dass wir langfristig unsere Grundwasserressourcen verbrauchen“, sagt Axel Kruschat, Geschäftsführer des BUND Brandenburg. Direkten Einfluss hat das auf die Grundwasser gespeisten Seen. Zudem wird 90 Prozent des Trinkwassers in Brandenburg aus Grundwasser gewonnen. Aufgrund des Klimawandels sei nicht sicher, ob zukünftig die Niederschläge ausreichen, um ausreichend Grundwasser neuzubilden, so Kruschat.
Laut Landesumweltministerium „lässt sich eine Übernutzung des Grundwasserdargebots in den Landkreisen Brandenburgs nicht bestätigen“. An circa 1250 Grundwassermessstellen werde die Entwicklung der Grundwasserstände beobachtet. Laut Wasserversorgungsplanung 2022 werden aufgrund sich ändernder klimatischer Verhältnisse zunehmend fallende Grundwasserstände verzeichnet. Sprecher Sebastian Arnold sagte: „Brandenburg ist sich der angespannten wasserhaushaltlichen Situation bewusst.“ Er verwies unter anderem auf Anpassungsstrategien und das Niedrigwasserkonzept.
Axel Kruschat forderte für die Grundwassersicherheit, Wasser mittels Staumanagement und Mooren in der Landschaft zu halten, Klärwerke so weit zu ertüchtigen, dass geklärtes Abwasser verrieselt werden kann, und die Braunkohlebetreiber zur Wiederherstellung des Lausitzer Wasserhaushalts zu verpflichten. Mit Ende der Kohle droht der Spree starker Wassermangel, da das im Bergbau abgepumpte Grundwasser fehlt.
Zudem sagte Kruschat: „Wasserentnahmeverbote werden das Problem nicht lösen.“ Langfristig müssten sich die Wirtschaftsformen ändern, etwa die wasserintensive Industrie oder die Wassernutzung in der Landwirtschaft.
Vom Landesbauernverbandes hieß es: „Grundsätzlich wird wenig bewässert am Standort Brandenburg. Die Ausnahme ist die Kartoffel.“ Die Wasserentnahmeverbote aus oberirdischen Gewässern hätten keine Auswirkungen auf die Landwirte, so Sprecherin Meike Mieke.
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