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Brandenburg: In vier Wochen geht der Bau weiter Flughafen: Umplanung und Umbau doch nicht so groß wie befürchtet

Schönefeld - Richtig zu tun haben jetzt nur Putzkolonnen auf der Baustelle für den neuen Hauptstadtflughafen in Schönefeld. Baustaub liegt überall.

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Schönefeld - Richtig zu tun haben jetzt nur Putzkolonnen auf der Baustelle für den neuen Hauptstadtflughafen in Schönefeld. Baustaub liegt überall. Brandwachen und Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes durchmessen den leeren Terminal. Durch das Bau- und Planungschaos ging über Monate nichts mehr. Die ersten Bauarbeiter sollen frühestens Mitte November wieder ans Werk gehen, bis zu 1500 werden es zu Spitzenzeiten sein.

Technik-Geschäftsführer Horst Amman soll dem Vernehmen nach seine Bestandsaufnahme abgeschlossen haben. Dazu gehörte auch der Abgleich mit den Plänen. Bekannt ist, dass es in den Monaten vor der geplanten Eröffnung Anfang Juni chaotisch zuging auf der Baustelle: Kabelkanäle wurden gegen alle Vorschriften vollgestopft, Leitungen für Stark- und Niederstrom, aber auch Telekommunikation wild durcheinander verlegt. Bei der Entrauchungsanlage, die nicht funktioniert hatte und deretwegen die Eröffnung offiziell verschoben werden musste, geben die Fachleute inzwischen Entwarnung. Eine Demontage oder der komplette Umbau der hochkomplexen Anlage ist nach PNN-Informationen nicht nötig – entgegen aller Befürchtungen.

Ein BER-Sprecher bestätigte: „Wir machen Fortschritte. Es sind doch nicht so massive Umbauten nötig.“ An vier Stellen soll die geschossübergreifende Entrauchung auf eine Ein-Etagenanlage umgebaut werden. Der neue Generalplaner ist derzeit dabei, die Unterlagen auszuarbeiten. Läuft alles nach Plan, sollen die Arbeiten im Sommer 2013 beendet sein, dann können die Tests beginnen. Die Eröffnung ist für 27. Oktober 2013 geplant.

Flughafen-Geschäftsführer Rainer Schwarz wies die Vorwürfe zurück, die Umbauten und Neuplanungen für das Riesenflugzeug A 380 hätten gleich zu Baubeginn 2008 zum Verzug geführt. „Geschäftsführung und Aufsichtsrat haben die Konfiguration des BER seit 2005 zielgerichtet dem Marktumfeld stark steigender Fluggastzahlen angepasst. Die Planung folgte stets der Logik, den Flughafen so zu bauen, wie der Markt ihn benötigt“, sagte Schwarz. Die Pläne für das Flugfeld seien von Anfang an auf den A 380 ausgelegt gewesen. Bis 2006 sei die spezielle Fluggastbrücke zwar nicht vorgesehen, aber dann Anfang 2007 in die Pläne aufgenommen worden. „Die Zeitplanung war die Aufgabe der Architekten. Mir lagen zu keinem Zeitpunkt Hinweise der Architekten vor, mit den Erweiterungen sei die Eröffnung nicht mehr im Zeitplan möglich oder die Entrauchungsanlage nicht in den Griff zu bekommen.“ 2010 habe die Flughafengesellschaft den Eröffnungstermin gegen den Widerstand der Architekten auf Juni 2011 verschoben. Zudem hätten die umfangreichen Umplanungen im Terminal nichts mit der Passagierbrücke für den A 380 zu tun, die vom Hauptgebäude an den Rand des Gebäudes verlegt wurde. Auch mit der Entrauchungsanlage habe es deshalb keine Probleme gegeben.

Kenner der Materie dagegen berichteten von einer Expertise zu mehreren nachträglichen Planänderungen auf Wunsch von Aufsichtsrat und BER-Betreiber, durch die die Eröffnung wiederholt gefährdet worden sei. Gerade auf politischer Ebene gilt es als ausgemacht, dass das Ringen um den Ausbau des Flughafens zum internationalen Drehkreuz samt Anschluss für den A 380 den Bau nachhaltig in Verzug gebracht hat. „Viele Mängel und Umplanungen haben ihre Ursachen in den Anfängen. Daher muss am Beginn des Prozesses angesetzt werden“, sagte Andreas Otto, Grünen-Obmann im Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses, zum BER-Desaster am Mittwoch. Die Grünen fordern die Abberufung des Aufsichtsrates und die Ablösung des Flughafen-Geschäftsführers Schwarz.

Wegen der verschobenen Eröffnung könnte die Flughafengesellschaft (FBB) Probleme mit Schadensersatzforderungen bekommen – hält sich dazu aber bedeckt. Forderungen Dritter seien „ungewiss“, heißt es dazu in einem Sachstandsbericht von September. „Nach Bewertung der rechtlichen Gegebenheiten lehnt die FBB die Schadensersatzforderungen Dritter dem Grunde nach ab, sofern keine vertraglich geregelten Forderungen vorliegen.“ Es würden nur vereinzelte Aussagen von Geschäftspartnern zu „entstandenen Schäden aus deren Perspektive vorliegen“. Die Fluggesellschaft Air Berlin und der Bahnkonzern hatten angekündigt, hohe Schadensersatzsummen zu verlangen. Alexander Fröhlich

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