IS-Terroristen planten Anschlag in Düsseldorf: IS-Mitglied in Brandenburg festgenommen: Wer ist Hamza C.?
UPDATE: Die Bundesanwaltschaft hat drei Männer festnehmen lassen, die im Auftrag des Terrornetzwerks Islamischer Staat (IS) einen Anschlag in der Düsseldorfer Altstadt begehen sollten. Einer von ihnen, Hamza C., wurde im brandenburgischen Bliesdorf gefasst, wo er in einem Asylheim untergebracht war. Eine Spurensuche.
Stand:
Bliesdorf - Hamza C. ließ sich lange nicht blicken in Bliesdorf, einer Gemeinde mit knapp Tausend Einwohnern am Rande der Oderbruchs im Landkreis Märkisch-Oderland. Fünf Monate lang holte er sein Geld nicht ab und war offenbar untergetaucht. Am Mittwoch war er plötzlich wieder da, um sich in dem Flüchtlingsheim die Sozialleistungen auszahlen zu lassen. Es war kein Zufall, dass wenig später, am Donnerstagmorgen, dann das Spezialeinsatzkommando (SEK) der Brandenburger Polizei anrückte. Die Beamten nahmen Hamza C. fest und flogen ihn mit einem Hubschrauber aus. Er steht unter Terrorverdacht. Die Bundesanwaltschaft verdächtigt ihn und andere, Mitglied des IS zu sein. Drei Männer wurden festgenommen, die im Auftrag des Terrornetzwerks Islamischer Staat (IS) einen Anschlag in der Düsseldorfer Altstadt begehen sollten. Ein vierter Verdächtiger sitzt in Frankreich in Untersuchungshaft, wie die Karlsruher Behörde am Donnerstag mitteilte.
Sie geht bisher davon aus, dass Hamza C., der am Freitag 28 Jahre alt wird, Syrer ist. Mitarbeiter bei der Ausländerbehörde des Landkreises Märkisch-Oderland bezweifeln da. Dort wird der Mann mit dem Hinweis „ungeklärte Herkunft“ geführt. Vermutet wird von der Behörde, dass er auch ein Palästinenser sein könnte. Hamza C. war im vergangenen Sommer nach Brandenburg gekommen.
Auftrag des IS, einen Anschlag in Düsseldorf zu verüben
Er soll sich im Frühjahr 2014 in Syrien dem IS angeschlossen haben. Laut Bundesanwaltschaft erhielt er den Auftrag, einen Anschlag in Düsseldorf zu verüben. Im Mai 2014 reiste er in die Türkei, von dort 2015 über Griechenland nach Deutschlands – als Flüchtling. Registriert wurde der Mann erstmals am 31. Juli 2015 in der Zentralen Erstaufnahmestelle des Landes Brandenburg in Eisenhüttenstadt. Wenige Wochen später brachten ihn die Behörden in Bliesdorf unter. Das Heim liegt am Rande eines Gewerbegebietes, außerhalb des Dorfes. 240 Asylbewerber, Syrer, Eriträer, Afghanen und Tschetschenen leben in dem Block, bis vor zwei Jahren wurden in dem Haus noch Maurerlehrlinge ausgebildet. Doch in Bliesdorf war er nur vier Monate, dann tauchte er unter.
Bislang hatte Hamza C. nur eine Aufenthaltsbefugnis, sein Asylverfahren lief noch. Einen Job durfte er also noch nicht annehmen. Aus Brandenburgs Innenministerium hieß es, der Fall zeige, wie hoch und ernst zu nehmen die Bedrohung durch islamistische Terroristen sei. Man müsse davon ausgehen, dass in Deutschland jederzeit Anschläge verübt werden können.
Es liegen laut Bundesanwaltschaft aber keine Hinweise dafür vor, "dass die Beschuldigten bereits mit der Umsetzung ihres Anschlagsplanes konkret begonnen hatten". Einen Zusammenhang mit der bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft in Frankreich gebe es nicht.
Brandenburg als Rückzugsort
Aus Sicht der Sicherheitsbehörden dient Brandenburg mit der Nähe zu Berlin Islamisten als Rückzugsort und Ausgangspunkt zur Unterstützung oder Rekrutierung für den IS. Gegen 200 Islamisten wird ermittelt. Der Verfassungsschutz beobachtete im vergangenen Jahr etwa 80 als gefährlich eingestufte Islamisten – doppelt so viele wie im Jahr zuvor, Tendenz weiter steigend. Ebenso bei den sogenannten Gefährdern, denen Gewaltakte und Terroranschläge zugetraut werden. Ihre Zahl hat sich bis 2015 auf fast zehn Personen verdoppelt. Bislang hatten die Ermittler aber vor allem Islamisten aus Tschetschenien und dem Nordkaukasus, die schon einige Jahre hier leben, im Visier.
Anfang 2015 war in einem Potsdamer Asylheim ein 30-Jähriger aus Dagestan festgenommen worden, er gehörte zu einer islamistischen Logistikzelle in Berlin, die schwere staatsgefährdende Gewalttaten in Syrien vorbereitet haben soll. Ende März 2016 wurde ein syrischer Asylbewerber aus Potsdam-Mittelmark wegen Terrorverdacht festgenommen. Der 19-Jährige soll laut Bundesanwaltschaft bis 2015 in Syrien bei Militäroperationen des IS beteiligt haben, aber keine Anschläge in Deutschland geplant haben.
Zuerst hatte "Spiegel Online" über die aktuellen Festnahmen berichtet. Die Gruppe plante laut Bundesanwaltschaft, dass sich zunächst zwei Selbstmordattentäter in der zentralen Heinrich-Heine-Allee in die Luft sprengen. Anschließend hätten weitere Attentäter möglichst viele Passanten mit Gewehren und Sprengsätzen töten sollen, hieß es weiter. (mit moz/dpa)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: