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Brandenburg: „Jetzt bist du im Gurkenhimmel“
Oliver Kalkofe verabschiedet sich rührend von Achim Mentzel. Auch andere Prominente würdigen den verstorbenen Sänger
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In einem anrührenden Facebook-Eintrag hat sich Showmaster Oliver Kalkofe von Achim Mentzel verabschiedet, der am Montag überraschend verstorben war. „Lieber Achim, alter Freund und Zonen-Zausel ... Du hast uns verlassen. Einfach so, viel zu früh, völlig unerwartet und ohne Ankündigung. Hast nicht mal deinem alten Kumpel Kalki Tschüss sagen können“, schrieb Kalkofe im sozialen Netzwerk. Der Entertainer hatte Achim Mentzel in den 90er-Jahren regelmäßig in seiner Sendung „Kalkofes Mattscheibe“ veräppelt. Mentzel reagierte aber – im Gegensatz zu den meisten anderen – keinesfalls pikiert, sondern nahm die Sache mit Humor. Der in Ost-Berlin geborene Sänger und Moderator frotzelte in seinen Shows zurück, woraus erst Zusammenarbeit und schließlich eine enge Freundschaft entstand. Ende 2011 gingen die beiden gemeinsam auf Tour durch Ostdeutschland. „Wer hätte damals gedacht, dass aus dem bösen dicken TV-Terminator und dem charmant-vollschlanken Mix aus Tony Marschall, Yeti und überfahrenem Hamster einmal so dufte Kumpel werden würden?“, schrieb Kalkofe nun. Sein Profilbild änderte der 50-Jährige in ein Bild von sich und Mentzel. „Du warst – und das meine ich ohne Ironie – einer der ganz Großen. Auch wenn du trotz all meiner Versuche weder die Moderation von WETTEN DASS ... noch den Posten des Bundespräsidenten angeboten bekamst, du bist immer deinen eigenen irrsinnigen Weg gegangen, hast dich nie verbiegen lassen und jeden Spaß mitgemacht. Und bist dabei immer fröhlich, höflich und nett geblieben wie sonst kaum einer.“
Zu DDR-Zeiten war Mentzel als Schlagersänger in verschiedenen Bands aktiv. 1973 blieb er nach einem Auftritt in West-Berlin, kehrte aber wenige Monate später in die DDR zurück. Kurz vor dem Mauerfall erhielt er in „Achims Hitparade“ seine erste Fernsehsendung, die der MDR bis 2006 fortsetzte und die ihn auch im Westen bekannt machte, auch mit Liedern wie „Gott sei Dank ist sie schlank“, „Hier fliegt heut die Kuh“, „Meine Lieblingsworte heißen Sahnetorte“ und „In Arenal ist Damenwahl“. Und er nannte sich selbst – als Hinweis auf seine Lausitzer Wahlheimat – die „singende Spreewaldgurke“. MDR-Fernsehdirektor Wolf-Dieter Jacobi würdigte Mentzel am Dienstag als „unverwechselbaren Entertainer“, der auch sehr schön über sich selbst habe lachen können.
Auf Mentzel, schreibt Kalkofe, sei immer Verlass gewesen, „ein Anruf mit einer neuen Idee und es hieß nur: ,Klar, Kalki – wann soll ich wo sein?’“ In Anspielung auf Mentzels Spreewald-Gurken-Song „Sauer macht lustig“ schrieb Kalkofe: „Jetzt bist du im Gurkenhimmel, obwohl wir noch so viel Beklopptes gemeinsam vorhatten ... Versprich mir, dass du den Engeln täglich SAUER MACHT LUSTIG vorsingst und an jedem Sonntag mindestens einmal die Kuh fliegen lässt!“
Auch andere Prominente zeigten sich betroffen von Mentzels plötzlichem Tod. „Achim Mentzel war Kult. Als vielseitiger Künstler war er sehr beliebt“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Die Potsdamer Staatskanzlei hatte Mentzel in den Kreis der „Brandenburger Köpfe“ aufgenommen – Prominente, deren Lebenswege in Brandenburg begannen oder die märkische Geschichte querten.
Der Musiker und Moderator Florian Silbereisen schrieb bei Facebook: „In seiner Show hatte ich meinen ersten Auftritt beim MDR, meinem heutigen ,Heimatsender’. Ich bin ganz traurig! Servus, Achim!“ Sängerin Nina Hagen, mit der er ab 1975 in Berlin in Fritzens Dampferband spielte, postete auf Facebook „In tiefer Trauer um meinen wunderbaren Freund und Kollegen Achim Mentzel“ mehrere Bibelzitate. Am Dienstag hätte Mentzel in der NDR- Sendung „Gottschalk, Carrell & Co.“ auftreten sollen. Zumindest im „Tatort“ ist er im März zu sehen – wenn auch nicht mit eigener Rolle. Der erste Krimi des neuen Teams in Dresden spielt in der Schlagerwelt und thematisiere ein Konzert von Mentzel, hieß es vom MDR.
„Wir werden dich niemals vergessen ...“, schrieb Kalkofe. „Und immer wenn ich eine Gurke sehe, werde ich an dich denken und ein Lächeln gen Himmel senden. Tschüss, Achim ... ich vermisse dich. Danke für deine Freundschaft. Dein Kalki.“ Anke Myrrhe (mit axf, dpa)
Anke Myrrhe (mit axf, dpa)
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