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Rauschtrinken bleibt Problem.

© Frank May/dpa

Von Thorsten Metzner: Jugendliche trinken exzessiv

Gesundheitsministerin Anita Tack legte aktuellen Suchtbericht für Brandenburg vor

Stand:

Potsdam –In Brandenburg betrinkt sich jeder zweite Jugendliche regelmäßig. Nach dem jetzt von Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) vorgelegten aktuellen Landes-Suchtbericht trinken Jugendliche in der Mark zwar im Gesamttrend seltener Alkohol als vor einigen Jahren. Aber wenn sie es tun, dann viel und extrem. „Es ist uns noch nicht gelungen, den Trend zum exzessiven Trinken zu brechen“, sagte Tack. Jeder fünfte Zehntklässler – jeder dritte 16-jährige Junge – greift mindestens einmal pro Woche zur Flasche. Für 56 Prozent der Jungen und 59 Prozent der Mädchen dieses Alters ist mindestens einmal im Monat „Rauschtrinken“, also „mehr als fünf Getränke“ am Abend, angesagt. Vierzehn Prozent der Jungen und 6 Prozent der Mädchen sind einmal pro Woche „betrunken“.

Die Zahlen gehen auf eine umfassende anonyme Befragung von 15 000 Zehntklässlern – das sind 76 Prozent dieses Jahrgangs – zurück. Der Konsum illegaler Drogen ist eher selten, hat sich aber etabliert: 3,3 Prozent der Jungen und 1,6 Prozent der Mädchen rauchen täglich oder wöchentlich Haschisch. Und, auch das ist eine Sucht, exzessives Computerspielen von mehr als vier Stunden täglich ist für 13 Prozent der Jungen normal.

Beim Genuss von Alkohol- und Tabak gibt es Auffälligkeiten: So ist der Alkoholkonsum an Gymnasien höher als an Förderschulen, dort wiederum ist das Rauchen stärker verbreitet. Auch regional ist ein Gefälle sichtbar: Im Berliner Umland wird offenbar tendenziell weniger getrunken als in ärmeren Regionen, im Norden Brandenburgs weniger als im Süden Brandenburgs, wobei es Ausnahmen gibt. In der Landeshauptstadt Potsdam, im Havelland und in der Prignitz trinken weniger als 18 Prozent der Jugendlichen wöchentlich Alkohol. Dagegen sind es in den vier Spitzenreiter-Kreisen Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz, Dahme-Spreewald und Oberhavel mehr als 22 Prozent. Vier Kreise, darunter Potsdam-Mittelmark, hatten die Befragung verweigert. Bei der Raucher-Landkarte ist wiederum die Uckermark ein einsamer Ausreißer: Nur dort rauchen mehr als 28 Prozent der 16-Jährigen, im Landesschnitt sind es rund 20 Prozent. Vor fünf Jahren hatte allerdings landesweit noch jeder dritte Jugendliche geraucht.

Wie Brandenburg im Bundesvergleich steht, ist aktuell unklar. Die letzten Zahlen stammen aus dem Jahr 2007: Damals lag der Anteil von Jugendlichen mit riskantem Alkoholgenuss in Brandenburg mit steigender Tendenz bei 12,6 Prozent, in Bayern bei 11 Prozent, in Thüringen bei 13,4 Prozent, während er in Berlin auf 6 Prozent gesunken war. Doch steigt in Brandenburg die Zahl junger „Komatrinker“, die wegen Alkoholvergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert werden, seit Jahren unverändert steil an, liegt aber noch unter dem Bundesschnitt.

Eltern sind nicht unbedingt Vorbilder. Etwa jeder vierte erwachsene Märker trinkt riskante Mengen, nur 16 Prozent der Bevölkerung sind abstinent. Auf die Gesamtbevölkerung bezogen gibt es allerdings kaum Unterschiede zum Bundestrend, obwohl Brandenburg nach 1990 neben Mecklenburg-Vorpommern zu den Promille-Spitzenreitern in Deutschland gehörte. Die Trinkgewohnheiten haben sich geändert. Es werde weniger Schnaps, „mehr Bier und Wein“ getrunken, sagt die Landesdrogenbeauftragte Ines Weigelt. Als „besorgniserregend“ nennt der Bericht, dass jeder zweite 18- bis 29-jährige Mann zu den Alkohol-Risiko-Konsumenten gehört. Das größere Alkoholproblem haben dabei entgegen Vorurteilen nicht die sozial schwachen Schichten. Am höchsten ist der Anteil der Alkohol-Risikokonsumenten unter den Brandenburgern mit einem höheren Bildungsstand (29 Prozent) und mit überdurchschnittlichem Einkommen (31 Prozent). Betroffen ist dort etwa jeder Dritte, unter Ärmeren und weniger Gebildeten etwa jeder Fünfte.

Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) hat dafür eine Erklärung: „Da wirkt sich der Stress, die hohe Belastung in der Arbeitswelt aus.“

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