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Brandenburg: Kahlschlag für Mega-Solarpark in Brandenburg

Für die Energiewende sollen im Tagebaugebiet bei Schenkendöbern märkische Kiefern fallen

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Potsdam / Schenkendöbern - Im Lausitzer Tagebaugebiet steht die Energiewende an: Ein Investor will im Naturschutzgebiet Lieberoser Heide einen riesigen Solar- und Windpark errichten. Mit einer Größe von 650 Hektar wäre die Anlage deutschlandweit die größte ihrer Art. Für das Projekt auf einem alten Truppenübungsplatz nahe der Gemeinde Schenkendöbern (Spree-Neiße) müssten allerdings Kiefern auf einer Fläche von 900 Fußballfeldern gefällt werden. Brandenburgs Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) verteidigte die umstrittenen Pläne: Brandenburg sei Vorreiter bei erneuerbaren Energien, und deshalb müsse manchmal das Interesse am Walderhalt zurückstehen.

Vor allem im Schenkendöberner Ortsteil Staakow ist der Ärger angesichts der Solarparkpläne groß. Noch nie wurden in Brandenburg für ein Investitionsprojekt Bäume in so großem Umfang abgeholzt. Das Dorf wäre plötzlich von einem Meer aus Solarzellen umgeben. „Wir wollen um unsere Heimat kämpfen“, sagte Kerstin Jankowski von der Bürgerinitiative „Pro Lieberose Heide“ den PNN. 1500 Protest-Unterschriften wurden gesammelt. „Warum sollen wir die Energie für ganz Deutschland liefern?“, fragt Jankowski.

Seit Jahren hat die Gemeinde mit dem Thema Energieversorgung zu kämpfen. Schenkendöbern liegt im Tagebaugebiet. Wird der vom Energieversorger Vattenfall geplante Tagebau Jänschwalde-Nord genehmigt, müssten mit Atterwasch, Grabko und Kerkwitz gleich drei Ortsteile dem Braunkohleabbau weichen. Im Rathaus der Gemeinde will man mit dem Mega-Solapark ein Zeichen gegen die Braunkohle setzen. Vor der Solarnutzung würde der ehemalige Übungsplatz von Munition und Schrott befreit, nach der Nutzung wieder aufgeforstet. Der Photovoltaikpark würde 250 Megawatt umweltfreundlichen Strom erzeugen. Die Schenkendöberner Gemeindevertreter selbst waren es, die den Bebauungsplan gegen Proteste aus den Ortsteilen auf den Weg brachten und die Cottbuser Procon GmbH mit den Planungen beauftragten.

„Wenn ihr dem zustimmt, blieben die Dörfer erhalten“ – so das Versprechen, erinnert sich Jankowski. Doch dabei handele es sich um einen Trugschluss, warnt sie. Der Solarpark habe nichts mit Vattenfall zu tun. Das hätten inzwischen auch einige Gemeindevertreter verstanden.

Umweltverbände laufen Sturm gegen die Abholzung. Der Solarpark zerschneide eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete im Land. Auch das Brandenburgische Umweltministerium lehnt den Bau ab: Der Solarpark im Naturschutzgebiet sei „problematisch“, hieß es aus dem Ministerium. Die Pläne seien nicht mit Naturschutzvorgaben und EU-Richtlinien in Einklang zu bringen. Die Fachausschüsse im Landtag folgen der Argumentation. Kritik kommt auch von CDU-Umweltexperte Dieter Dombrowski: Der Kahlschlag würde den guten Ruf der erneuerbaren Energien schädigen.

Minister Vogelsänger hält dagegen: Noch sei nichts entschieden, der Bebauungsplan der Gemeinde noch nicht abgewogen. Der Konflikt zwischen Umweltschutz und wirtschafts- beziehungsweise energiepolitischen Interessen sei jedoch nicht immer lösbar. In Schenkendöbern gebe es wegen eines in der Nähe gelegenen Umspannwerkes gute Voraussetzungen zur Einspeisung des Solarstroms. Anderswo wäre der Bau von neuen Trassen notwendig. „Diese stellen wiederum einen merklichen Eingriff in den Naturhaushalt dar“, so der Minister. Der von der Bundesregierung beschlossene Atomausstieg und das Ziel etwa der Grünen, die Lausitzer Kohlekraftwerke abzuschalten, könnten nicht ohne Zugeständnisse in anderen Bereichen erreicht werden.

Die Zugeständnisse hätten es in sich, sagt Jankowski. Der Photovoltaikpark soll in Sichtweite ihres Hauses entstehen, dort wo sie heute noch Bäume sieht. „Wir haben nichts gegen erneuerbare Energien“, sagt Jankowski. „Aber nicht auf Kosten unserer Heimat.“ (mit dpa/leg)

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