zum Hauptinhalt

Brandenburg: Karpfenernte in der Uckermark Naturschützer kooperieren im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin mit den Fischern

Von Juliane Sommer Kerkow. „Anhand des Karpfenabsatzes kann man Rückschlüsse auf die familiäre Zusammensetzung der Bevölkerung im jeweiligen Gebiet ziehen“, ist sich Rainer Gensch sicher.

Stand:

Von Juliane Sommer Kerkow. „Anhand des Karpfenabsatzes kann man Rückschlüsse auf die familiäre Zusammensetzung der Bevölkerung im jeweiligen Gebiet ziehen“, ist sich Rainer Gensch sicher. „In den ländlichen Regionen der Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern werden vor allem die großen Karpfen nachgefragt. Zweieinhalb-Kilogramm-Fische und größer sind der Renner. Hier versammeln sich noch die Familien an den bevorstehenden Weihnachtsfeiertagen“, sagt der Geschäftsführer der Angermünder Seenfischerei. „In den Single-Haushalten der Großstädte sind dagegen kleinere Fische gefragt.“ Die Blumberger Teiche bei Angermünde, in denen jetzt das Abfischen begonnen hat, beherbergen eher die Karpfen für die Familie. Die Fischer ziehen in diesen Tagen große Tiere aus den Netzen. Im Frühjahr hatten sie die Jungfische aus Tschechien geholt. In den Teichen wuchsen die Karpfen seitdem heran. Zum Jahresende werden die meisten von ihnen auf den Festtafeln in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern landen. „Insgesamt werden wir in diesem Jahr wohl 75 Tonnen ernten“, sagt der Fischer. Die Angermünder bewirtschaften immerhin 23 Teiche mit einer Gesamtfläche von 132 Hektar. Kormoran-Schießen verboten Über zwei dieser Teiche ist ein Netz aus feinen Fäden gespannt – es soll Schutz vor den Kormoranen geben, die in den Teichen Nahrung suchen wollen. Die Fischer hatten die Schutzvorrichtung gemeinsam mit dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin entworfen. Die Teiche befinden sich mitten in einem Naturschutzgebiet. Das Schießen von Kormoranen ist dort strikt verboten. Mit den Netzen sollte ein Kompromiss zwischen den Belangen des Naturschutzes und der Fischwirtschaft gefunden werden. „Und es funktioniert“, sagt Gensch. „In diesen Teichen halten wir die Jungfische, die noch nicht so groß sind, dass die Kormorane sie nicht mehr holen können.“ Die Nachbarschaft zwischen der konventionellen Fischwirtschaft und den Naturschützern ist für beide Seiten fruchtbringend. Der Naturschutzbund Deutschland als Besitzer der Flächen hat ein Interesse daran, dass dort weiter Fischwirtschaft betrieben wird. „Das sorgt für den Zuzug zahlreicher Vogelarten, die hier ihre Nahrungsgrundlage finden“, sagt Gensch. Die Vögel holen aus den Teichen, die aus dem benachbarten Wolletzsee gespeist werden, Wildfische. Die Fischer haben in den Naturschützern Partner, die sie gewähren lassen, wenn die Bestimmungen des Reservates eingehalten werden. Einmal im Jahr, wenn das Abfischen beginnt, organisieren sie sogar ein gemeinsames Fest an den Fischteichen. Naturwächter bieten dann organisierte Führungen durch das Schutzgebiet an. Von den Teichufern aus können Schaulustige das beeindruckende Schauspiel des Fischfanges beobachten - und gleich frischen Räucherfisch von den mobilen Räucheröfen mitnehmen, die am Rande der Teiche stehen.

Juliane Sommer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })