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Brandenburg: Kaum Interesse an GSW-Aktien

Börsenpläne für Wohnungsunternehmen auf Eis

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Berlin - Der Börsengang des Berliner Wohnungsunternehmens GSW ist vorerst gescheitert. Das Unternehmen sagte den für Freitag geplanten Start ab. Dieser sei auf unbestimmte Zeit verschoben, sagte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch. Begründet wurde der Rückzieher mit den starken Kursschwankungen und der Unsicherheit auf den Aktienmärkten. Die ehemals landeseigene GSW ist das größte private Immobilienunternehmen der Stadt. Erst vor zwei Wochen hatte das Berliner Abgeordnetenhaus zugestimmt, die GSW an der Börse zu platzieren. Auch wenn dies jetzt verschoben wird, werden die GSW-Eigner laut Senatsfinanzverwaltung die vereinbarten 30 Millionen Euro für die Erlaubnis zum Börsengang an das Land Berlin zahlen. „Das Geld ist für die Erlaubnis zum Börsengang vereinbart“, sagte der Sprecher der Berliner Senatsfinanzverwaltung, Daniel Abbou. Gezahlt werden müsse unabhängig davon, wann das Unternehmen an der Börse platziert wird. Stichtag für die Zahlung sei der 10. Mai. Für die rund 130 000 Mieter der GSW soll die Entwicklung keine Auswirkungen haben, sagte Unternehmenssprecher Thomas Rücker.

Noch vor zwei Wochen war der geplante Börsengang zur Machtprobe in der SPD-Fraktion und damit der rot-roten Koalition geraten. Gerade noch rechtzeitig zur Abstimmung im Abgeordnetenhaus konnte SPD-Fraktionschef Michael Müller die Abweichler in seiner Fraktion auf Linie bringen. Für die Platzierung an der Börse stimmte dann Rot-Rot gemeinsam mit der FDP. Der Fraktionschef der Liberalen, Christoph Meyer, nannte es „misslich“, dass es jetzt nicht geklappt hat, die GSW an die Börse zu bringen. Dennoch sei die Zustimmung dazu richtig gewesen. Befremdet zeigte sich CDU-Fraktionsgeschäftsführer Florian Graf: „Es ist schon bemerkenswert, dass man alle Hebel in Bewegung setzt – bis hin zu einer Sondersitzung des Parlaments –, um dann kurz vor Toreschluss den Börsengang doch noch zu verschieben.“ CDU und Grüne waren gegen eine Börsennotierung. Grünen-Haushaltsexperte Jochen Esser sprach von einem „absurden Kasperletheater“.

Nicht überrascht zeigte sich Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Die Märkte seien wegen der Griechenlandkrise „in Aufruhr“, die GSW komme „zwei Wochen zu spät“. Kunert glaubt, dass ein zweiter Anlauf vor dem Sommer unwahrscheinlich ist. „Ich befürchte, die GSW-Eigentümer werden den Börsengang für eine längere Zeit verschieben müssen.“ Gut die Hälfte des geplanten Emissionserlöses von bis zu 491 Millionen Euro sollte in die Kassen der GSW-Altaktionäre, des Goldman-Sachs-Fonds Whitehall und des Finanzinvestors Cerberus, fließen.

Schon wenige Tage vor dem geplanten Börsengang hatten Anleger wenig Interesse an den GSW-Papieren gezeigt. Am sogenannten Graumarkt können neue Aktien schon gehandelt werden, bevor sie an der Börse notiert werden. „Die Umsätze tendieren gegen Null“, sagten Börsianer. Sigrid Kneist, Henrik Mortsiefer

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