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Haus mit neuem Herrn. Das Schlosspark- Theater in Berlin-Steglitz.

© dpa

Brandenburg: Kein Nonsens: Hallervorden macht jetzt Ernst

Der Kabarettist übernimmt das Berliner Schlosspark-Theater und plant dort anspruchsvolle Inszenierungen

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Berlin - Ihm gehe es um den Spaß an der Kultur, sagt Dieter Hallervorden, und er liebe Herausforderungen: Im September 2009 will der Schauspieler und Kabarettist das Schlosspark-Theater in Berlin- Steglitz neu eröffnen – mit ihm als Intendant. Er fühle sich wie eine „Glucke“, scherzte der 73-Jährige am Mittwoch, als er und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) die Pläne vorstellten. Seine Hauptaufgabe bestehe darin, „interessante Regisseure und Darsteller zusammenzubringen“.

Hin und wieder will Hallervorden selbst auf der traditionsreichen Bühne stehen – etwa beim Auftakt am 2. September. Vor allem aber plant er „anspruchsvolles Sprechtheater“ in Eigen-, Fremd- und Koproduktionen. Mit dem Anhalter Theater in Dessau, den Hamburger Kammerspielen und dem Deutschen Theater in Göttingen wurden Kooperationen vereinbart. Ein festes Ensemble soll es nicht geben. In der Eröffnungssaison möchte Hallervorden mit Regisseuren und Schauspielern wie Dieter Wedel, Klaus Maria Brandauer und Johanna Schall zusammenarbeiten. Außerdem hat er Angelica Domröse, Jürgen Thormann und weitere ehemalige Schauspieler des Hauses eingeladen, dort zu gastieren und von ihren Erinnerungen zu erzählen.

Zur Eröffnung wird das französische Erfolgsstück „Die Socken Opus 124“ in einer Inszenierung von Katharina Thalbach uraufgeführt. Der Kartenverkauf beginnt im Februar – über Theaterkassen und das Internet sowie im Charlottenburger Kabarett-Theater „Die Wühlmäuse“, das Hallervorden seit 1960 betreibt.

Wowereit betonte, das Schlosspark-Theater erhalte keine Zuschüsse zum Spielbetrieb. Die Kulturverwaltung befürworte aber einen Förderantrag bei der Lottostiftung. Denn in die Sanierung und technische Modernisierung des Altbaus will Hallervorden 1,2 Millionen Euro investieren. Dafür zahlt er fünf Jahre lang keine Miete, danach werden monatlich 3000 Euro plus Betriebskosten fällig. Insgesamt hat der Vertrag eine zehnjährige Laufzeit. Mit finanziellem Gewinn rechnet der neue Intendant nicht: „Ich bin froh, wenn ich mit plus/minus null herauskomme.“

Die Geschichte des Schlosspark-Theaters reicht bis 1804 zurück, 1921 zog es in den neoklassizistischen Wirtschaftstrakt des Gutshauses Steglitz an der Schloßstraße. Berühmt wurde die Bühne nach dem Zweiten Weltkrieg unter Boleslaw Barlog. Zum Ensemble gehörten Martin Held, Klaus Kinski und Hildegard Knef. Nach der Schließung der Staatlichen Schauspielbühnen in den 90er Jahren übernahm deren Ex-Generaldirektor Heribert Sasse die Leitung; 2004 folgten Andreas Gergen und der Musicalkonzern Stage Entertainment. In beiden Fällen blieb der wirtschaftliche Erfolg aus, seit zwei Jahren steht die Bühne leer.

Hallervorden will sich nicht an Reiseveranstalter wenden, nur um das Haus mit Touristen zu füllen: „Ich hasse es, vor Gruppen zu spielen.“ Er setzt auf Besucher aus Berlins Südwesten und anderen Bezirken. Steglitz sei doch „keine kulturelle Diaspora“. Cay Dobberke

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