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Brandenburg: Kein Rüffel für den Polizisten

Uniform-Auftritt bei CSD bleibt ohne Folgen

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Potsdam/Berlin - Dass die ganze Angelegenheit ohne Widerhall ausgehen würde, damit hatte Marco Klingberg nicht gerechnet. „Ich nehme Stress mit der vorgesetzten Behörde in Kauf. Ich möchte eine Grundsatzentscheidung“, hatte der Polizeikommissar im Juni erklärt. Das war kurz vor der Parade zum Christopher Street Day in Berlin. Marco Klingberg, 43, homosexuell, marschierte dort demonstrativ in Uniform mit – obwohl das Brandenburger Innenministerium diesen Kleider-Einsatz untersagt hatte.

Und nun: Rüffel? Diskussionen? Nichts. Nur ein Telefonat des Brandenburger Polizeipräsidenten mit seinem Untergebenen Klingberg. Das sei extrem stressfrei verlaufen. „Das Innenministerium wird gegen Sie weder disziplinarisch noch dienstrechtlich Konsequenzen ziehen“, soll der Polizeichef mitgeteilt haben, erzählt Klingberg. Das Polizeipräsidium bestätigte auf Anfrage den Gesprächsinhalt. Das Innenministerium schweigt zu den Beweggründen.

Die kennt Klingberg auch nicht, er hat nur seine persönliche Meinung. Die lautet: „Das Ministerium würde verlieren, wenn es rechtlich gegen mich vorgehen würde.“ Sehr persönlich ist wohl auch seine Aussage zu werten, dass die Argumentation der Behörde „hirnrissig und affig war“. Das Innenministerium hatte gegen das Tragen der Uniform mit einem Verhaltenskodex für Polizisten argumentiert. Klingberg will „nur positive Reaktionen“ erfahren haben. Bei der Parade hätten ihm Leute applaudiert, Kollegen hätten ihm später gratuliert.

Werden nun also nach dem friedlichen Ausgang der Angelegenheit bei der Parade 2015 mehr Polizisten aus Brandenburg in Uniform auftauchen? Da hält sich Klingberg bedeckt: „Wir sind am Überlegen.“ Er ist Funktionär beim Verband lesbischer und schwuler Polizisten in Deutschland (VelsPol).

Einen Soloauftritt hatte Klingberg schon 2014 nicht. Animiert durch seine Ankündigung tauchte eine lesbische Polizistin aus Brandenburg bei der Parade auf. In Uniform. Und sie marschierte mit. Frank Bachner

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