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Brandenburg: Kein Schnäppchenkauf mehr in Polen Viele Waren kosten in Deutschland weniger

als jenseits von Oder und Neiße

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Frankfurt (Oder) - Die Zeiten der billigen Einkäufe bei Händlern hinter der deutsch-polnischen Grenze sind für deutsche Kunden endgültig vorbei. Bei vielen Waren liegen die Preise dort bedeutend höher als in Deutschland. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der deutsch-polnischen Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft im Auftrag der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostbrandenburg. Die Experten verglichen dafür im Juli und August die Preise von rund 700 Produkten bei Einzelhändlern in einem 35 Kilometer breiten Streifen beiderseits der Grenze. Hier liegen 12 deutsche und 10 polnische Städte. Vor allem der stark gestiegene Zloty gegenüber dem Euro und erheblich gestiegene Preise vor allem bei Lebensmitteln haben nach Einschätzung der IHK die Attraktivität eines Einkaufs in Polen erheblich beschnitten. „Immer mehr polnische Bürger kaufen die Waren des täglichen Bedarfs zur Freude der deutschen Facheinzelhändler im Nachbarland ein“, heißt es im Gutachten.

Noch vor einigen Jahren füllten Meldungen über Staus und stundenlange Wartezeiten vor den Grenzübergängen die Verkehrsnachrichten der Rundfunksender. Käufer aus ganz Brandenburg, Berlin und angrenzender Bundesländer strömten auf die Märkte und die Basare jenseits von Oder und Neiße. Heute gibt es deutliche Vorteile nur noch bei einigen Zigarettensorten, Obst und Gemüse, Brot sowie Schreibwaren. An den Tankstellen haben sich die Preise weitgehend angeglichen. Der Unterschied von wenigen Cent lohnt eine Tankfahrt nur noch für Bewohner der unmittelbaren Grenzbereiche.

Butter und Käse sowie Coca Cola oder Bier sind in Deutschland ebenso billiger zu haben wie Kaffee, Schokolade sowie viele Fleisch- und Wurstwaren. Auch Mittel zur Körperpflege und Waschpulver kosten in Deutschland weniger. Sparen können deutsche Kunden noch etwas beim Kauf von Bekleidung, Schuhen und Handtaschen. „Die preiswerten polnischen Textilien weisen keine schlechtere Qualität auf“, urteilen die Gutachter. Auch Waschmaschinen und einige Sortimente aus den Baumärkten sind in Polen geringfügig preiswerter, während Autoreifen wiederum in Deutschland weniger kosten.

Nach Angaben der IHK hat sich Anteil von polnischen Kunden bei deutschen Einzelhändlern in letzter Zeit um rund 30 Prozent erhöht. Sie kaufen insbesondere Lebensmittel, aber auch Bekleidung und Heimelektronik. Die deutschen Einzelhändler sollten sich noch stärker auf die polnische Kundschaft einstellen, rät Uta Häusler, Team-Leiterin Unternehmensförderung bei der IHK.

Die polnischen Kollegen beklagen dagegen einen Rückgang der deutschen Käufer um die Hälfte. Auch viele Supermärkte und Discounter, die beim Preisvergleich nicht berücksichtigt worden, profitieren von den Kunden aus Polen. Das zeigt sich nicht zuletzt auf den Parkplätzen vor den Geschäften in den Grenzstädten wie Frankfurt, Schwedt oder Guben. Hier trägt im Schnitt jedes vierte Auto ein polnisches Kennzeichen. Claus-Dieter Steyer

Die Studie steht im Internet unter

www.ihk-ostbrandenburg.de

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