SEK-Einsatz in Eisenhüttenstadt: Keine Hinweise auf geplanten Anschlag gefunden
UPDATE: Spezialkräfte nahmen einen 27-Jährigen fest, der einen Anschlag in Eisenhüttenstadt geplant haben soll. Die Ermittler fanden allerdings in seiner Wohnung nur geringe Mengen Sprengstoff - und keine weiteren Hinweise auf einen möglichen Anschlag.
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Eisenhüttenstadt - Bei der Durchsuchung der Wohnung des Terror-Tatverdächtigen in Eisenhüttenstadt sind nach Angaben aus Polizeikreisen keine Hinweise auf einen geplanten Anschlag gefunden worden. Auch Hinweise auf einen möglichen islamistischen Hintergrund gäbe es nicht. Der RBB hatte zunächst berichtet, bei einer ersten Durchsuchung seien Propagandamaterial der Terrorgruppe "Islamischer Staat" gefunden worden, darunter auch Fahnen des sogenannten Islamischen Staats. Das konnte aber nicht bestätigt werden. Stattdessen fanden die Ermittler nur "geringe Mengen pyrotechnischer Erzeugnisse nichtdeutscher Produktion". In Polizeikreisen ist laut Spiegel-Bericht die Rede von zwei sogenannten Polenböllern.
Nach PNN-Informationen schlugen Spezialeinsatzkräfte der Brandenburger Polizei am Mittwoch um 13 Uhr zu und nahmen den 27-Jährigen fest. Es bestand der Verdacht, dass der zum Islam konvertierte Deutsche einen Sprengstoffanschlag auf das Volksfest in Eisenhüttenstadt verüben wollte. Er soll geplant haben, eine selbst gebaute Nagelbombe einzusetzen. Die weiteren Ermittlungen übernimmt nun das Landeskriminalamt.
Der Verdächtige wird von den Sicherheitsbehörden als Salafist eingeschätzt, also als Anhänger eine ultrakonservativen Strömung im Islam, von der sich viele gewaltbereite Muslime angezogen fühlen.
Das Stadtfest findet vom 26. bis 28. August statt, die rund 120 Kilometer südöstlich von Berlin gelegene Stadt erwartet dazu wie in den Vorjahren tausende Besucher. Die Stadt hält aber dennoch an der Ausrichtung des Stadtfestes derzeit fest. "Die Planung läuft erst einmal weiter", hieß es am Mittwochnachmittag von der Pressestelle der Stadt. Zu der Festnahme wollte sich die Stadt zunächst nicht äußern. "Wir stehen derzeit in engem Kontakt mit der Polizei", hieß es nur.
Polizei findet nur geringe Mengen Sprengstoff
Der Mann war von den Sicherheitsbehörden über längere Zeit observiert worden. Er wohnt in Eisenhüttenstadt, am Nachmittag wurde seine Wohnung von der Polizei auf weitere Anhaltspunkte durchsucht. Dabei wurden auch Sprengstoffhunde eingesetzt und das Wohnhaus evakuiert.
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Ministerpräsident Woidke ließ sich am Mittwoch laufend über den aktuellen Stand informieren. Er wurde auf einer Pressefahrt durch Brandenburg von der Nachricht überrascht. Während der Tour wollte er Journalisten aus Anlass des Feierlichkeiten zum 500. Jahrestags der Reformation Stätten zeigen, die hierfür besondere Bedeutung haben.
Nicht der erste Terrorverdächtige in Brandenburg
Der Verfassungsschutz geht von mehr als 43 000 Menschen in der islamistischen Szene in Deutschland aus. Diese ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen In Brandenburg sollen sich 70 Islamisten dem IS angeschlossen haben, sagte Verfassungsschutzpräsident Carlo Weber im Februar dieses Jahres. Ende Juli ging der Verfassungsschutz von 80 islamistischen Extremisten aus. Im März wurde ein 19-jähriger Syrer festgenommen, der Mitglied des IS gewesen sein soll. Er war als Asylsuchender in Potsdam-Mittelmark untergebracht. Im Juni dann wurde Hamza C. festgenommen, der offenbar mit zwei anderen Männern einen Anschlag in der Düsseldorfer Altstadt im Auftrag des IS begehen sollte. Der Mann aus Syrien war in einem Asylheim im brandenburgischen Bliesdorf untergebracht.
Eisenhüttenstadt liegt an der Grenze zu Polen und hat rund 30 000 Einwohner. Dort sitzt auch die zentrale Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Brandenburg.
Nach den Anschlägen der vergangenen Monate in Ansbach und Würzburg wird in Deutschland zunehmen darüber diskutiert, wie die Bevölkerung vor radikalen Einzeltätern geschützt werden kann. Im Juli hatte eine Serie von Gewalttaten innerhalb einer Woche Deutschland erschüttert: In Würzburg ging am 18. Juli ein 17-Jähriger mit Axt und Messer auf Fahrgäste einer Regionalbahn los - fünf Menschen wurden verletzt. Drei Tage später erschoss ein 18-jähriger Amokläufer in München neun Menschen und anschließend sich selbst. Am 24. Juli sprengte sich in Ansbach auf einem Platz vor einem Konzert ein 27-Jähriger in die Luft, 15 Menschen wurden verletzt. Bei den Tätern in Würzburg und Ansbach handelte es sich um Islamisten. (mit dpa)
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