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Hertha BSC spielt seit Jahrzehnten im Olympiastadion. Jetzt wird über einen Neubau diskutiert. Doch wo sollte der entstehen?

© dpa (Archiv)

Hertha sucht nach Alternativen zum Olympiastadion: Kommt das neue Hertha-Stadion nach Brandenburg?

Tegel, Tempelhof, Dreilinden? Hertha BSC prüft den Bau eines neuen Stadions, im Gespräch sind auch Standorte in Brandenburg. Ministerpräsident Dietmar Woidke will den Verein mit märkischen Vorzügen locken.

Berlin - Werner Gegenbauer machte ein Gesicht wie aus Stein. Nicht, dass ihm die Frage zum Stadionneubau überrascht hätte, er musste mit ihr rechnen und war darauf vorbereitet. „Der Auftrag an die Architekten ist nicht nur raus, es gibt die ersten Vorstudien“, sagte der Präsident von Hertha BSC am Montagabend auf einer Mitgliederversammlung. Seit Anfang des Jahres wird im Verein über einen Neubau einer reinen Fußball-Arena diskutiert, also über ein enges Stadion ohne Laufbahn. Doch wo soll es erbaut werden? Werner Gegenbauer sagte nur, dass man „nicht in Konkurrenz“ treten möchte zum Wohnungsbau und Gewerbe-Neubauten. Dann schwieg der Präsident.

Spekuliert wird unter den Fans und Mitgliedern eh schon wie wild, wo denn genug Platz wäre für so ein Stadion (Tegel, Tempelhof), wo der Bau von S-Bahnlinien für die Fans möglich wäre (Tegel, Staaken, Dreilinden vor den Toren Potsdams), wo die Anbindung an die Autobahn gut ist (Oranienburg, Schönefeld) und wo es alles schon gibt. Hertha schweigt. „Im Januar, spätestens Februar“ werde der Klub die ersten Ergebnisse der Vorstudien und mögliche Standorte vorstellen, sagte Gegenbauer. „Dann müssen wir reden.“

Woidke: "Wir würden uns freuen, wenn sich Hertha für Brandenburg entscheiden sollte"

Bereits im Mai hatte Dietmar Woidke (SPD) mit einer Offerte für Furore gesorgt. Woidke wollte den einzigen Fußball-Erstligisten der Hauptstadtregion aus Berlin hinaus nach Brandenburg locken. „Wir würden uns freuen, wenn Hertha sich dafür entscheiden sollte. Das Angebot steht“, hatte Woidke den PNN gesagt. Er persönlich könne sich zwar immer noch kaum vorstellen, dass Hertha sich wirklich vom Olympiastadion trenne. Aber wer weiß, wohin sich das alles in Berlin entwickelt. Er sei jedenfalls gern zu Gesprächen mit Hertha-Manager Michael Preetz bereit. „Ich freue mich darauf.“ Preetz hatte daraufhin erklärt, der Verein habe das Woidke-Angebot „mindestens als freundlichen Hinweis zur Kenntnis genommen.“ Klar sei, dass es eine Lösung im Olympiastadion geben müsse. „Aber wir intensivieren auch andere Pläne“, so Preetz damals.

In der Berliner Landespolitik wird die neue Debatte sehr wohl zur Kenntnis genommen. „Es ist schade, wenn Hertha das Olympiastadion verlässt, weil dann die Wirtschaftlichkeit nicht mehr vorhanden ist“, sagte Berlins scheidender Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) am Morgen danach. Es gebe aber „keine Gespräche über Standorte“.

Moderne Lösung für das Olympia-Stadion

Im Mai hatten sich Hertha und die Olympiastadion-Betreibergesellschaft nach zähen Verhandlungen auf einen Mietvertrag bis 2025 geeinigt. „Die Vertragspartner wissen, was sie aneinander haben“, sagte seinerzeit Berlins Sportsenator Frank Henkel (CDU). „Hertha und das Olympiastadion, das gehört einfach zusammen.“ Gegenbauer sprach von Planungssicherheit. Dennoch trieb Herthas Vereinsführung das Thema im Hintergrund weiter voran und ließ Pläne für einen privat finanzierten Neubau erstellen. „Es wird sehr intensiv daran gearbeitet“, sagte Gegenbauer am Montag.

Das Olympiastadion sei eine wunderschöne Arena, „aber die Zeit ist jetzt gekommen, über moderne Lösungen nachzudenken“, sagte Michael Preetz schon im Frühjahr, verlockend für den Manager wären auch die besseren Vermarktungsmöglichkeiten einer eigenen Arena.

Dass Hertha derzeit am Einstieg eines zweiten Investors bastelt, ist kein Geheimnis mehr. Im Januar 2014 war das weltweit agierende Private-Equity-Unternehmen Kohlberg Kravis Roberts & Co. L.P. bei Hertha eingestiegen, erwarb für 20 Millionen Euro knapp 10 Prozent der Anteile und investierte insgesamt 61 Millionen Euro. Ein neuer Investor könnte als strategischer Partner bei der Finanzierung eines eigenen Fußballstadions helfen.

Woidke: "Wir haben eine funktionierende Infrastruktur, eine wunderschöne Umgebung, motivierte Mitarbeiter"

Woidke wollte Hertha mit Brandenburgs Vorzügen locken. „Was wir bieten können, das wissen auch viele Berliner Firmen bereits, die sich in den letzten zehn, zwanzig Jahren aus Berlin herausbewegt und vor den Toren der Hauptstadt investiert haben“, sagte er. „Wir haben eine funktionierende Infrastruktur, eine wunderschöne Umgebung, motivierte Mitarbeiter und es gibt Hunderttausende Fans in Brandenburg.“ Auch international sei es ja mittlerweile üblich, dass Großstadien nicht mitten in der Stadt gebaut werden. Hertha selbst profiliert sich ohnehin als berlin-brandenburgischer Verein, pflegt gute Kontakte in Umland Berlins, wie etwa nach Ludwigsfelde oder Werder (Havel). Und das Havelland mit Falkensee, wo viele Berliner hingezogen sind, ist eines der Mitglieder-Hochburgen von Hertha.

Die Bedingungen für einen Umzug ins Umland aber sind klar: Ein neuer Standort muss gut erreichbar an der S-Bahn oder dem Berliner Ring liegen. Bereits 2008 hatte es Planspiele bei Hertha für ein Stadion außerhalb Berlins gegeben. Damals waren der Europark Dreilinden und das Autobahnkreuz Oranienburg im Gespräch. Verkehrsgünstig gelegen wäre auch der Bereich des neuen BER-Flughafens Schönefeld.

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